Kapitel 20

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Sicht von Anissa...

In zwei Tagen kommt die Single raus. Ich hatte vorhin im Studio noch ein Post dazu gemacht, bevor wir uns alle verabschiedet haben, damit es endlich nach Hause geht. John hatte mich vom Studio abgeholt und gleich nach Hause gebracht. Ich wollte nur noch in meine Wohnung, hatte für nichts anderes mehr die Nerven.

Im November haben wir noch ein paar letzte Städte in Deutschland auf dem Plan, wo wir unsere Konzerte geben. Daher lassen wir das Album jetzt erstmal hinten anstehen, da wir ab übernächster Woche mit den Proben wieder anfangen müssen, morgen nur noch ein letztes Treffen wegen der Single. Ich muss bis dahin neue Saiten auf dem Bass aufziehen und will etwas runterkommen. Vielleicht habe ich mal Zeit etwas mit meinen Freunden zu unternehmen. Vielleicht habe ich die Lust, etwas mit ihnen zu unternehmen. Die Jungs haben sich untereinander verabredet und da habe ich abgesagt. Ich muss mit nichts in Verbindung gebracht werden, was die gerade treiben. Vielleicht kümmere ich mich etwas um Sylvester. Ich wollte vor langer Zeit schon einen neuen Kratzbaum für ihn anschaffen. Zudem wollte ich versuchen die Dachterrasse für ihn sicher zu machen, damit er auch mal nach draußen gehen kann. In den Berliner Verkehr kann ich ihn nicht lassen und das würde ich auch niemals machen. Oder ich schaffe es meinen Schrank auszusortieren, da ich einige der Sachen, die ich auf der Bühne getragen habe, nicht mehr auf einer Bühne tragen würde. Also eigentlich habe ich genug zu tun oder würde genug finden, damit ich diese eine Woche rumbekomme. Aber das sollte nicht das Ziel sein. Die Woche rum bekommen...

John lässt mich wie jedes Mal in der Tiefgerade aussteigen. Ich muss einzig meine Jacke noch mitnehmen, da ich mehr gerade nicht mitnehmen muss. Er wartet, bis ich im Fahrstuhl bin und macht sich danach erst auf den Weg. Es dauert immer einen Moment, bis ich bei meinem Penthouse ankomme, daher werfe ich nochmal einen Blick auf mein Handy, wobei ich wieder tausende Nachrichten auf Instagram bekommen haben. Dabei fällt mir aber eine Benachrichtigung besonders auf.

Christian.rnt folgt dir jetzt

Zudem sehe ich auch, dass er eines der Bilder von mir mit einem Herz markiert hat. Christian.rnt. Christian Reinelt. Es kann nicht sein, dass er sich nach zwei Wochen gemeldet hat. Ich schaue auf die Anzeige des Fahrstuhls und werde immer unruhiger, je näher er meiner Wohnung kommt. So lange, wie an diesen Tag, kam mir die Fahrt noch nie vor. Als er dann endlich in meiner Wohnung hält, kommt mir Sylvester gleich entgegen und läuft um meine Beine.
Anissa: Jetzt gerade nicht Sylvester. Ich muss schnell ins Schlafzimmer. Danach bekommst du dein Futter, versprochen."
Er setzt sich beleidigt auf dem Flurboden und schaut mir nach, während ich durch den Flur zu meinem Schlafzimmer geht. Dort liegt mein Handy mit meiner neuen Nummer, welche ich auch Chris an den Morgen gegeben habe. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass er sich meldet und habe es daher heute nicht mitgenommen. Zur Sicherheit habe ich zwei Handys und zwei Nummern. Ich weiß gerade nicht, wem ich vertrauen kann und bei wem ich misstrauisch sein soll. Vielleicht war es auch ein Fehler, dass ich ihm meine neue Handynummer gegeben habe, aber woher sollte er wissen, dass es zwei sind und dass er jetzt quasi meine private Nummer hat? Egal! Als ich aufs Display tippe, werden mir die Nachrichten angezeigt und darunter auch eine neue Nachricht auf WhatsApp von einer nicht eingespeicherten Nummer. Ich weiß aber gleich, von wem sie ist. Chris.

Chris: Hi Anni, Chris hier. Sorry, dass ich dir erst jetzt schreibe. Ich hoffe, dass du wieder gut in Berlin angekommen bist und dass wir ab jetzt in Kontakt bleiben können.

Er hat mir endlich geschrieben. Ich lasse mich mit dem Handy auf mein Bett fallen und schaue einen Moment an die Zimmerdecke. Ich hatte gedacht, ich würde niemals wieder etwas von ihm hören, dass uns nur dieser eine Abend verbindet wird, aber nein, er hat mir endlich geschrieben und hofft, dass wir nun in Kontakt bleiben können. Deswegen habe ich ihm die Nummer doch gegeben, damit wir in Kontakt bleiben können.

Sylvester springt mit auf mein Bett und schaut mich zuerst an, bevor er sich neben mich auf meine Decke setzt und weiterhin zu mir schaut.
Anissa: Schau mich nicht so an. Nur weil ich wieder zu Hause bin, dreht sich nicht gleich alles um dich, verstanden?"
Ich weiß nicht, wieso, aber Sylvesters Grundblick sieht immer beleidigt aus. Dieser Kater kann nicht fröhlich gucken und gibt mir daher immer das Gefühl, dass ich alles falsch mache. So natürlich auch, wenn ich die Zeiten nicht einhalte, wo er sein Fressen bekommen sollte. Er putzt sich eine Pfote und schaut danach wieder zu mir. Ich muss lachen und muss verrückt sein, dass ich mit meinem Kater spreche. Wenn man aber sonst keinen hier hat.
Anissa: Ist ja okay...du kriegst jetzt dein Abendessen und ich muss mich dann ja auch um mein Eigenes kümmern."
Ich stehe auf und gehe in Richtung Küche, wobei ich die gesamte Zeit von einem Kater verfolgt und beobachtet werde, bis sein Fressen in seiner Schale ist, sodass er glücklich davor sitzt und essen kann.

Ich hingegen heize den Ofen vor und hänge danach vor meinem Handy und dem Chat mit Chris, während ich gegen der Küchenzeile lehne und überlege, hin und wieder nur meinen Blick zu Sylvester schweifen lasse.
Anissa: Was soll ich ihm darauf denn antworten? Mir geht es gut und ich will unbedingt mit die in Kontakt bleiben?"
Sylvester schaut von seiner Schale auf, zeigt mir seinen normalen Blick und ich nicke nur.
Anissa: Stimmt...etwas sehr verzweifelt. Eine kurze Nachricht, damit wir vielleicht ein normales Gespräch anfangen könnten."
Wobei auch unser erstes Gespräch alles nur nicht normal war. Ich muss ihm antworten, damit das nicht auch wieder auf der Strecke bleibt. Damit er weiß, er ist mir nicht egal.

Anissa: Hey Chris, kein Ding. Ich glaube, dass auch bei dir gerade wieder viel ansteht. Ich freue mich, dass du mir geschrieben hast und ja, ich bin hier gut wieder angekommen. Sylvester brauchte danach etwas mehr Aufmerksamkeit als sonst.

Er hat das Bild auf Instagram gesehen, dass ich mit meinem Kater auf dem Sofa war, als ich wieder aus München hier ankam. Außerdem ist das eine Verbindung, die wir beide haben und vielleicht kommen wir dadurch zu einem Gespräch, was nicht wieder abbricht...

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now