Kapitel 27

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Sicht von Anissa...

»Hey there, Delilah. Don't you worry about the distance. I'm right there if you get lonely, give this song another listen. Close your eyes. Listen to my voice, it's my disguise. I'm by your side.«

Es geht von München nach Düsseldorf mit dem Flugzeug. Auch wenn es nur eine Stunde ist, die wir in der Luft sind, ich könnte mir etwas besseres vorstellen. Mit bei mir sitzt wieder John, der gerade allerdings in sein Buch vertieft ist. Ich lege meinen Kopf etwas zur Seite, damit ich den Titel lesen kann. Der Insasse von Sebastian Fitzek. Ja, das passt zu meinem Leibwächter. Marco sitzt mit Julian in einem Abteil, wobei Marco gegen das Fenster gelehnt ist und schläft. Wir wurden heute morgen um elf aus dem Hotel gebracht und sind nun auf dem Weg nach Düsseldorf, wo morgen unser letztes Konzert des Jahres ist. Vor drei Tagen waren wir noch in Berlin, Heimspiel. Ich denke, dass Marco und die Jungs gestern noch feiern waren, wie zu oft nach solchen Auftritten. Er wird noch einen Kater haben und den ausschlafen. Julian hängt vor seinem iPad und spielt vermutlich wieder irgendein sinnloses Spiel daran. Nur Claas sitzt ruhig in seinem Sitzt, schaut zu den Jungs und ab und an wieder zu mir. Ich aber sitze mit meinen Kopfhörern hier und habe mich ausgeklinkt, da ich gerade schon genug mit den dreien zu tun habe.

Julian schließt etwas deprimiert sein iPad und lässt seinen Blick zu Marco schweifen. Den wird er in der nächsten Stunde aber auch nicht wachbekommen. Ich setze für einen Moment meine Kopfhörer ab, sodass auch John einen Moment von seinem Buch aufschaut.
Anissa: Na? Kommst du bei deinem kleinen Spiel nicht weiter?"
Er äfft mich genervt nach und lässt sich in den Sitzt fallen. Dabei öffnet er wieder das iPad und tippt etwas darauf herum.
Julian: Ich verstehe das Rätsel einfach nicht, das ist alles. Warum muss dieser verdammte Baum auch in Rätseln sprechen, damit ich ein Rätsel für ihn lösen kann!?"
John wirft mir einen Blick zu, der so viel heißen soll, wie: Sicher, dass der nüchtern ist? Wenn ich das mal wüsste John, die Grenze ist nicht erkennbar.
Claas: Was spielst du bitte für ein Spiel mit Bäumen?"
Julian: Fran Bow. So ein Mädchen was um 1945 in einer Psychiatrie ist und ihre Eltern sucht. Das ist so eine seltsame Parallelwelt und ich checke nicht, was der Typ von mir will."
Anissa: Was sagt der Baum denn zu dir?"
Ein dummer Blick von Julian, ich hingegen zeige ihm nur ein freches Grinsen. Danach tippt er wieder etwas auf dem iPad rum und liest es uns vor.
Julian: Fließe, fließe, kaltblütiger Sohn. Lass deinen Körper durch die steigende Strömung tanzen. Was soll ich damit denn bitte anfangen?"
John: Hast du es mit einem Fisch probiert?"

Julian wird still, schaut einen Moment zu John, der schon längst wieder in sein Buch vertieft ist und tippt danach etwas auf seinem iPad ein. Danach nuschelt er nur etwas von „darum brauchte ich diesen dummen Haken und den Faden" und ist wieder abgelenkt. Ich klatsche mit John schweigend ab, da er auch leicht lachen muss. Danach setze ich meine Kopfhörer wieder auf und bin für mich. Der Song von eben läuft auch wieder weiter und während ich raus schaue, schweifen die Gedanken wieder ab. Morgen wird er mit im Publikum stehen und das erste Mal eines meiner Konzerte besuchen. Wer weiß, ob er nochmal kommen wird, ob wir das, was zwischen uns auf irgendeiner Weise existiert, weiterhin erhalten können, oder ob es einfach zerbricht. Etwas Ablenkung würde mir gut tun, dabei trennen uns aber zu viele Kilometer, als dass wir uns öfters sehen könnten. Es wird wohl bei WhatsApp und Instagram bleiben.

Als ich gerade daran denke, leuchtet mein Handy auf, was vor mir auf dem Tisch liegt. Eine WhatsApp von Chris wird mir angezeigt. Er meinte, er müsste heute Nachmittag arbeiten und wäre daher nicht erreichbar, aber scheinbar hat er Zeit gefunden. Ich greife nach meinem Handy, entsperre es und gehe auf unseren Chat.
Chris: Mal als Frage an eine Außenstehende: Für eine Illusion, wo man auf einer Bühne erscheint, was also das erste ist, was man hört und sieht, passt da der Song BLOW von Bruno Mars, Chris Stapleton und Ed Sheeran?
Anissa: Habe ich gerade nicht im Ohr, aber ich höre für dich mal rein.
Ich muss auf Spotify nur einen Moment mein Lied unterbrechen und das raussuchen, was Chris mir genannt hatte. Das Lied geht nicht mal drei Minuten, sodass ich dort auch schnell einen Eindruck von habe und ihn antworte.
Anissa: Also das Gitarrenriff zu Beginn würde ich mega finden. Definitiv geeignet für den Beginn und den ersten Auftritt. Würde es das nicht geben, würde ich es mit meiner Band spielen wollen.
Chris: Kommst dafür leider ein Jahr zu spät Anni.
Chris: Außerdem finde ich einige eurer Riffs viel besser als das.
Ich muss meine Hände vor mein Gesicht halten, da die Jungs ansonsten mein dämlich glückliches Lächeln sehen würden. Aber natürlich war das nur noch auffälliger.

Als ich meine Hände nämlich wieder runternehmen, hat selbst Julian mit seinem Spiel aufgehört, Marco ist aufgewacht und die drei schauen zusammen zu mir hin.
Claas: Ich glaube ich weiß, mit wem sie schreibt."
Anissa: Haltet die Klappe."
Julian: Yep. Sie schreibt definitiv mit ihrem Schatzi."
Anissa: Wir sind nur Freunde und mehr nicht. Bekommt das endlich in eure dämlichen Köpfe rein."
Marco kann darüber lachen, während Julian und Claas mich beleidigt anschauen. Ich hingegen schreibe Chris nur einen kurze Nachricht, dass wir heute Abend nochmal schreiben können, wenn ich im Hotel angekommen bin, sodass ich ihn auch nicht von seiner Arbeit abhalten würde.
Julian: So nennt man das also. Ihr seid nur Freunde, aber mit ihn ins Bett steigen war für dich kein Problem Anissa."
Marco: Bist doch nur beleidigt, da du es nicht warst."
Spätestens jetzt ist zwischen den dreien eine Zankerei ausgebrochen. Auf meinen Kopfhörern lasse ich das nächste Lied starten, damit ich das nicht mehr mit anhören muss.

Auch John lässt sich von den Dingen nicht ablenken, liest sein Buch, was er etwa zur Hälfte durch hat und ich denke, dass er noch etwa dreißig Seiten geschafft hat, bis wir zur Landung ansetzen. Als wir in Düsseldorf ankommen, bekommen die Jungs auch wieder ihre Leibwächter vorgestellt, wobei John wieder den gleichen Blick zeigt, den er auch damals in München hatte. Sie sind ihm mal wieder suspekt...

Two Sides of Our LifeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora