Kapitel 28

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Wir stehen unten im Hotel und werden von einem Mann zu freundlich begrüßt. Zuvor hatten wir noch einen Termin bei einem Radiosender, daher kommen wir erst um 18 Uhr hier an. Und diesen Monolog von dem Mann bräuchte ich gerade wirklich nicht, da ich einfach nur in mein Zimmer will. Ich will meine Ruhe haben.

Er redet vor sich hin und ich versuche noch nett zu wirken. Das Zimmer muss bis zehn Uhr geräumt werden. Frühstück gibt es ab acht Uhr. Zur Auswahl gibt es unter anderem Kaffee, Marmelade und natürlich verdünnter Orangensaft. Bla, bla, bla... es ist sowieso jeden Tag der gleiche Text, den wir hören müssen. Danach bekommen wir endlich die Schlüsselkarten, damit wir aufs Zimmer können. Im Fahrstuhl ist nicht Platz für alle von uns, daher fahren zuerst Julian und Claas mit den Leibwächtern, während Marco und ich unten warten. In den fünften Stock, dauert, bis die da sind und bis der Fahrstuhl wieder hier ist.
Marco: Willst du uns eigentlich mal sage, wer der geheimnisvolle Mann ist, mit dem du da die ganze Zeit schreibst und der dich scheinbar auch sehr glücklich macht?"
Anissa: Er macht mich gar nicht glücklich. Hört auf so einen Schwachsinn zu sagen."
Marco: Ich habe dich noch nie so oft lächeln sehen, seit wir nach Berlin gezogen sind, wie in den letzten Wochen, wo du mit dem schreibst."
Ich schaue weg und antworte nicht darauf. Morgen werden sie ihn sowieso kennenlernen, aber vielleicht haben sie auch keine Ahnung, wer er ist. Ich kann nicht einschätzen, wie bekannt Chris und sein Bruder sind. Vielleicht tappen die Jungs danach immer noch im Dunklen und lassen mich einfach in Ruhe.

Der Fahrstuhl ist wieder da und öffnet seine Türen, sodass wir auch endlich rauffahren können. Während dieser Fahrt ist es bedrückend still. Ich schaue schweigend nach vorne zu Tür und hoffe, dass wir schnell oben ankommen, schnell ins Zimmer kommen. Einfach schnell weg von denen. Schnell hin zu ihn.
John: Ich hole dich morgen um elf Uhr vom Zimmer ab Anissa, in Ordnung?"
Anissa: Klingt sehr gut John."
Marco stöhne genervt auf und lenkt meine Aufmerksamkeit zu sich. Er schaut noch immer übermüdet aus und ich glaube, dass er gleich entweder an die Bar gehen wird oder er fällt todmüde ins Bett.
Anissa: Was ist dein Problem bitte?"
Marco: Bitte, danke, gern geschehen. Du bist so berechenbar geworden Anissa, so eine Langweilerin. Was glaubst du, warum du von uns die wenigsten Fans hast? An deinem Aussehen wird es wohl kaum liegen."
Er mustert mich einen Moment, was mir mehr als unangebracht vorkommt, die Türen öffnen sich, aber vorher schaue ich zu ihm nochmal und werfe ihn einen düsteren Blick zu.
Anissa: Immerhin existieren von mir keine Bilder im Vollsuf Marco. Denk da mal drüber nach."
Er beißt die Zähne zusammen, aber ich verlasse den Fahrstuhl und gehe zu meinem Zimmer. Den Flur runter, Zimmer 5.04. Hinter mir fällt die Tür wieder ins Schloss und dann atme ich einen Moment angespannt aus. Wieder Ruhe. Sichere vier Wände.

Meine Sachen hänge ich über den Stuhl, damit einige Morgen keine Knicke haben würden. Danach gehe ich erstmal unter die Dusche, wasche meine Haare, wo mir auch auffällt, dass die Farbe sich allmählich rauswäscht. Noch immer pink, aber nicht mehr so intensiv wie vorher und das Lila wird auch immer weniger. Mit meinen Sachen für die Nacht gehe ich aus dem Badezimmer und schalte den Fernseher an, damit ich im Hintergrund Netflix laufen lassen kann. Im Anschluss lasse ich mich aufs Bett fallen und nehme mein Handy zur Hand, damit ich wieder den Chat mit Chris öffnen kann.
Anissa: Bist du wieder zu Hause, oder störe ich gerade?
Chris: Schon lange wieder zu Hause. Habe gerade zu Abend gegessen und kümmere mich jetzt um meine Wohnung.
Anissa: Nervig, das kann manchmal dauern.
Anissa: Wir sind im Hotel angekommen und ich versuche jetzt den Abend rumzubekommen. Hoffentlich leistest du mir gute Gesellschaft.
Chris: Ich versuche mein bestes. Hast du irgendwie Musik laufen oder sowas? Ist dir das nicht zu still sonst?
Anissa: Musik brauche ich nicht, ich schaue meine Serie einfach weiter.
Chris: Was wird denn geschaut?
Anissa: Dark.

Einen etwas längeren Moment antwortet Chris mir dann nicht, was mich etwas verwundert. Ich schaue auf zum Fernseher, bekomme mit, was in der Szene passiert, bevor wieder eine Nachricht von ihm kommt.
Chris: Etwas positives hättest du ja nicht schauen können. Diese Serie klingt sehr...
Anissa: Interessant und spannend. Schlechte Witze höre ich schon den ganzen Tag.
Chris: Meine Serie besteht nicht aus schlechten Witzen und grauenhaften Humor. Den höre ich auch schon genug von meinem Bruder.
Chris: Trotzdem...warum genau diese Serie?
Anissa: Ich finde sie eben spannend. Habe außerdem noch keine Sitcom gefunden, die mich überzeugen konnte.
Chris: Also ich könnte dir Brooklyn Nine-Nine sehr ans Herz legen.
Chris: Auch natürlich The Big Bang Theory.
Chris: Oder Community.
Anissa: Okay! Danke Chris! Habe es verstanden. Ich weiß aber nicht, ob mir das nicht einfach zu stumpf ist.
Chris: Versuche es mal mit einer Folge von Death in Paradise. Gehört zum Genre Dramedy und Krimiserien.
Anissa: Wenn du dafür auch eine Folge von einer Serie schaust, die ich will.
Chris: Abgemacht. Also, womit willst du mich quälen?
Anissa: Freud.

Damit ich Chris gleich einen Beweis schicken kann, wechsle ich die Streaming Plattform und starte die erste Folge der Serie, mache davon ein Foto.
Anissa: Wann geht es morgen für dich los?
Chris: Da der Einlass um 18 Uhr ist, will ich hier spätestens um drei loskommen. Mal sehen, ob ich das mit meiner Pünktlichkeit schaffe.
Anissa: Nicht so gut im Zeitmanagement?
Chris: Eine einzige Katastrophe hast du da vor dir sitzen. Ich komme immer zu spät und jede Show beginnt auch immer zu spät wegen mir.
Anissa: So schlimm bin nicht mal ich.
Im Hintergrund wird in der Serie das erste Opfer gefunden und der neue Inspektor wird vorgestellt. Der sieht motiviert aus, wobei ich mich damit identifizieren kann. Gut, ich werde die Serie heute vermutlich noch etwas länger schauen.
Anissa: Kommst du vor oder nach dem Konzert nach hinten?
Chris: Danach. Ich will dich vorher nicht aufhalten.
Chris: Ich freue mich, dass ich dich wiedersehen kann, Anni."

Ich lasse mich ins Bett fallen, schaue an die Decke und habe meine Hände mit dem Handy auf meiner Brust liegen, während ich dämlich grinsen muss. Gott, was hat dieser Mann nur mit mir angestellt...

Two Sides of Our LifeTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang