Kapitel 71

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Sicht von Chris...

Allmählich wird es heller hier in Berlin, nachdem ich sie aus meinem Zimmer geschmissen hatte. Ich habe sie nicht darum gebeten, ihr die Situation erklärt oder auch nur irgendwas nettes zu ihr gesagt. Nein, ich habe sie kalt und emotionslos rausgeschmissen.

Meine Hände gehen verkrampft durch mein eigenes Haar, da sich in mir eine Wut angestaut hat, die mich verrückt macht und an der ich selbst vollkommen schuld bin.
Chris: Mein Gott Fuck..."
Die Gedanken, Sorgen und Probleme kreisen in meinem Kopf umher. Ich finde keinen klaren Gedanken zu dem, was gestern war und was ich heute morgen, vor wenigen Minuten, angerichtet habe. Ich habe ihr keinen Blick gewürdigt, habe kein ordentlichen Satz mit ihr gewechselt. Ich habe diese gesamte Situation, die zwischen uns existiert und entstanden ist, nur noch mehr verschlimmert und ihr dabei ein solch schlechtes Gefühl gegeben, als wäre sie mir egal.
Chris: Scheiße man!"
Widerwillig lasse ich mein eigenes Haar wieder in Ruhe und laufe danach aufgebracht, mit schnellem Schritt, durch mein Zimmer und versuche mich abzulenken. Meine Sachen schmeiße ich kaltherzig nur in die Tasche. Ich selbst mache mich zwar für den Tag fertig, sehe aber geschaffen aus. Zuletzt will ich das Bett wieder richten, aber als ich dabei bin, schmeiße ich Kissen und anschließend Decke einfach nur im Zimmer umher, bevor ich mich selbst wieder darauf fallen lasse.
Chris: Vollidiot...du riesiger Vollidiot Christian..."
Ich schaue schlagartig auf, schaue zum kleinen Tisch und laufe dort schnell hin, damit ich nach meinem Handy greifen kann. Dort suche ich ihren Kontakt raus und versuche sie anzurufen. Es klingelt, kein Freizeichen, sie nimmt nicht ab.

»Moin, hier ist die Mailbox von Anissa-«

Ich lege auf, bevor die Ansage überhaupt durchgelaufen ist. Vielleicht will sie mich jetzt gerade auch einfach nicht hören. Habe ich auch einzig verdient. Und während ich dort im Zimmer stehe und auf mein Handy starre, klopft es an meiner Zimmertür. Andreas. Unser Zug wird bald abfahren, also muss ich das Zimmer verlassen. Vor der Tür ziehe ich mir die Schuhe an und greife nach meiner Tasche, als er wieder klopft. Dort öffne ich die Tür.
Andreas: Entschuldige. Ich dachte, dass du es nicht gehört hast."
Chris: Alles gut...lass uns bitte einfach gehen."
Er wird wissen, dass er gerade nicht mit mir sprechen soll, nickt daher schweigend und läuft mir im Anschluss einzig schweigend nach zum Fahrstuhl. Wir sprechen nicht, wechseln kein Wort miteinander. Es ist im Taxi still zwischen uns beiden und auch am Bahnhof hört man von keinem von uns beiden ein Wort. Unser Zug kommt halbwegs pünktlich und so gehen wir beide in den richtigen Wagen. Dort gibt es noch einzelne kleine Abteile, die mit Glastüren vom Rest getrennt sind und dort nehmen wir beide auch Platz.

Andreas steckt zuletzt seine Tasche noch in die Ablage unter der Decke, bevor er sich endlich auf seinen Platz niederlässt. Meinen Blick halte ich die ganze Zeit bereits nach draußen gerichtet und dass sein Blick auf mir liegt, weiß ich auch schon seit dem ersten Moment, wo mein Bruder mich anschaut. Ich atme angespannt durch.
Chris: Ich habe so Mist gebaut, Andreas...wieso muss ich auch wieder so dumm sein..."
Meinen Kopf wende ich vom Fenster zwar ab, aber lasse ihn gleich nach hinten gegen die Kopfstütze fallen. Immerhin kein dummer Kommentar von ihm.
Andreas: Was hast du getan? Willst du darüber sprechen?"
Chris: Ich habe Anissa gestern noch mit in mein Hotelzimmer genommen. Wir hatten eine echt schöne Zeit zusammen und das ist nicht das Problem..."
Andreas: Aber?"
Chris: Ich Idiot habe sie am Morgen einfach aus meinem Zimmer geschmissen. Ich kam mit all dem wieder nicht klar! Ich weiß einfach nicht, was...wie..."
Es ist zum Verzweifeln. Meinen Kopf lasse ich in meine Hände fallen und versuche die aufkommenden Gefühle wieder zu unterdrücken.
Andreas: Was das ist? Was ihr seid? Wie das ist?"
Ich nicke, wische mit meinen Händen wieder über meine Augen, lehne meinen Kopf wieder an und schaue leicht nach draußen auf die Landschaft.
Chris: Du hattest ja Recht Andreas...ich beginne mich in sie zu verlieben...oder bin es bereits schon längst..."

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now