𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟘

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Isabelle wurde wach.

Sie sah auf ihr Handy. Es war nach zwei Uhr. Reflexartig drehte sie sich um. Dag war nicht da. Sie blinzelte zur halbgeöffneten Türe, sah nochmal auf die leere Seite neben sich und stand schließlich auf.

Sie ging geradewegs ins Wohnzimmer. Mit einem leichten Lächeln sah sie auf den Fernseher. Dag hatte ihn mit dem Laptop verbunden und sah sich alte Videos an, während er auf der Couch lag.

Auf dem Bildschirm war Nia im Hochstuhl die sich herzlichst über Dags Versteckspiel amüsierte, indem er immer wieder seine Hände vors Gesicht hielt und diese dann fix wegnahm und Grimassen zog.

Ihr Lachen war ansteckend. So wie jedes Baby-Lachen.

Isabelle kletterte über die Couch und legte sich direkt auf Dags Brust, nachdem er ihre Anwesenheit registrierte und sofort seinen Arm hob. »Was machst du so spät hier?« , fragte sie ihn leise.

»In Nostalgie schwelgen.«

»Du warst der Erste, der sie zu so einem Lachen gebracht hat.«

»Ja.« Er schmunzelte. »Das war eines der schönsten Dinge in meinem Leben, als sie das erste Mal so richtig laut gelacht hat.«

»Du hast geweint, als sie gelacht hat.«

»Du doch auch.«

Isabelle lachte. »Ja es war ja auch ... es war ein schöner Moment.«

Dag wartete einige Sekunden. »Hättest du gerne nochmal so einen Moment?«

»Ach, es werden bestimmt noch welche folgen. Ich meine, ihr erster Kindergartentag war emotional. Ihr erster Schultag. Irgendwann macht sie den Abschluss, dann werde ich auch heulen, oder ... vielleicht ...«

»Nein, so meinte ich das nicht.« , unterbrach er sie.

Isabelle sah zu ihm rauf. »Was meinst du denn?«

»Hättest du gerne ...« Er setzte sich mehr auf, wobei sie sich ebenfalls aufrichtete. »Ich will noch ein Kind.« , sagte er, statt seine Frage auszusprechen.

»Du willst noch eins?«

Er nickte. »Ja. Du?«

»Ich ... ich hab mir eigentlich so gar keine Gedanken mehr ... Nia ist dreizehn. Wir hätten quasi zwei Einzelkinder.«

»Na und?! Is' doch kein Problem.«

»Du willst echt nochmal Windeln wechseln? Nachts aufstehen? Überall Babyspielzeug herumliegen haben ...?«

»Ich will ein sabberndes schlafendes Baby auf meiner Brust.« , sprach er weiter.

»Du weißt, das sie nicht lange Babys bleiben?!« , lächelte sie ihn an.

»Dann machen wir danach direkt noch eins.«

»Treib' es nicht auf die Spitze.«

»Also?« Er küsste sie kurz. »Was hältst du davon?«

Isabelle sah auf den Bildschirm, wo Nia gerade ihre ersten Schritte tätigte. Sie dachte gefühlsbeladen an diesen Moment zurück. »Wollen wir wirklich?« , fragte sie Dag.

»Ich will echt gerne, aber wenn du nicht willst, dann ... es ist halt keine Ein-Mann-Angelegenheit. Ich hab das nicht alleine zu entscheiden.«

»Na ja, beim letzten Mal hat es Nia alleine entschieden, in unser Leben herein zu purzeln.« , lachte Isabelle.

»Ja okay, aber gewollt war sie ja trotzdem von uns beiden.«

Sie zog die Beine an und dachte zurück an ihre Schwangerschaft. Wie viel sie Dag anfangs genommen hatte ... und wie liebevoll er sich um sie gekümmert hatte, als beide wieder zueinandergefunden hatten.

Sie hatte lange nicht mehr darüber nachgedacht, aber just in diesem Moment meldete sich das schlechte Gewissen von damals. »Womit habe ich dich verdient?« Sie sah Dag an, rutschte tiefer und schmiegte sich an ihn. »Ich habe es gar nicht verdient, jemanden wie dich an meiner Seite zu haben. Du hast immer zu mir gestanden und mir alles verziehen ...«

»Hey. Hey. Hey. Hey. Hey. Darauf wollte ich nicht hinaus. Das ist Vergangenheit. Es war 'ne echt beschissene Zeit ... für uns beide, aber ... du hast damals nichts Falsches gemacht.«

»Doch das habe ich.« , sagte sie. »Doch dieses Mal wirst du von Anfang dabei sein.«

»Das heißt?« Er grinste sie an, als sie ihren Kopf drehte und in sein Gesicht sah.

»Lass es uns tun. Lass uns ein Baby machen.«

»Jetzt?« Er ließ seine Augenbrauen auf und ab hüpfen.

»Nein.« , lachte sie. »Nicht jetzt. Jetzt gehen wir wieder ins Bett und schlafen. Mein Wecker geht nachher. Ich hab um halb neun die erste Stunde.« Sie stand auf und hielt ihm ihre Hand hin. »Komm schon.«

Seit einigen Jahren arbeitete sie als Vocal-Coach, worin sie wahrlich aufblühte, denn ein Beruf der mit Musik zu tun hatte, lag ihr mehr, als Leuten ihre Pizza an den Tisch zu bringen.

Dag schaltete den Fernseher aus und darauffolgend den Laptop. Er umarmte Isabelle von hinten und marschierte so mit ihr den mittlerweile dunklen Flur entlang. »Wir sollten uns schonmal Gedanken machen über einen Namen.«

»Du hast noch nicht mal dein Paket geliefert Monsieur. Also wissen wir noch gar nicht, was drin ist.« , lachte sie, als er leicht in ihren Hals biss.

»Egal. Wir benötigen einfach wieder einen mit drei Buchstaben.«

»Findest du?« Isabelle machte mit ihrem Fuß die Schlafzimmertüre ein wenig mehr auf.

»Klar. Dag, Isy, Nia und ...«

»Dafür haben wir noch über ein Jahr Zeit. Wenn nicht sogar noch länger.« Sie löste sich aus seinem Griff und krabbelte aufs Bett.

»Wieso? Bist zu einem Elefanten mutiert und bist jetzt zweiundzwanzig Monate trächtig?« Er setzte sich auf seine Seite.

»Haha. Nicht witzig.« Sie nahm die Decke und legte diese zwischen ihre Beine, bevor sie sich seitlich platzierte. »Dir ist schon klar, das es auch noch Monate dauern kann, bis es klappt oder sollen wir jetzt zusätzlich ein wenig Retrospektive in Sexualkunde durchführen.«

»Mmmh, du als strenge Lehrerin.« Verschmitzt grinste er sie an.

»Wer hat was von streng gesagt?«

»Lässt du mir jetzt ma' meine Fantasie?«

Sie lachte und legte sich wieder auf seine Brust. »Was hältst du von ... Ava oder Lia? Ach nee, das hört sich nicht an ... Nia und Lia ... nein, aber wie wäre es mit ...«

»Ah du suchst ja auch schon nach Namen.« , unterbrach er sie mit einem Lachen.

»Weil du Idiot damit angefangen hast.«

»Vielleicht bekommen wir ja dieses Mal einen Jungen?!«

»Die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig.«

»Ach egal, was es wird ... Hauptsache es ist ein Baby.« Er drückte sie an sich. »Komm, lass uns pennen.«

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now