𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙𝟜

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Dag saß mit Isabelle am Tisch. Sie war viel zu spät nach Hause gekommen, dafür aber gut gelaunt.

Nia war noch unterwegs und hatte angerufen, dass sie draußen essen würde. Vor kurzem war sie von der Schule geflogen. Und das lag nicht nur daran, dass sie während des kompletten Distanz-Unterrichtes nichts getan hatte.

Es gab viele Faktoren, die dazu geführt hatten, nicht nur ihre Noten, die aufgrund dessen im Keller hausten.

Sie war mehr und mehr mit dem Lehrpersonal angeeckt, das selbst ihre Eltern in manchen Dingen die Hände gebunden waren.

Nur ein Schulwechsel konnte sie noch retten, wenigstens einen minderen Schulabschluss zu bekommen.

Dag war sich im Klaren darüber, dass er und Isabelle Teil-Schuld daran trugen. Schließlich waren sie die komplette Zeit über sehr viel mit sich selbst beschäftigt gewesen, als darauf zu achten, das Nia auch etwas für die Schule tat.

Am Tisch war es ruhig. Isabelle blätterte in einer Zeitschrift herum, während sie aß.

Dag sah sie stumm an.

Bevor sie die Seite wendete, befeuchtete sie immer ihre Finger. Und wenn sie sich zu sehr in das Geschriebene vertiefte, runzelte sie von Mal zu Mal mehr die Stirn.

Er wusste, dass es sich nicht mal um einen spannenden Text handeln musste, das tat sie irgendwie immer automatisch.

Genauso wie ihr Mund. Diesen spitzte sie meist zur Seite hin.

Als hätte sie es gespürt, wie er sie beobachtete, sah sie nun auf. »Was ist?« , fragte sie interessiert.

Er schüttelte den Kopf. »Nee. War mit meinen Gedanken woanders.« , meinte er daraufhin nur und wie von selbst, musste er plötzlich an das Mädchen aus dem Eiscafé denken.

Fix ging er eine der Strophen in seinem Kopf vor, die Vincent heut als passend empfand für diesen einen neuen Song, um sich davon abzulenken.

Isabelle legte die Zeitschrift weg und nahm ihren mittlerweile leeren Teller, den sie zur Spüle brachte, Wasser drüber laufen ließ und diesen anschließend in die Spülmaschine räumte.

Ihr Handy klingelte und Dag sah drauf. Es was Çan.

In der Zwischenzeit hatte er sich damit abgefunden und musste zugeben, dass dieser wahrlich bisher nicht aus seiner Rolle gefallen war. Er war zuvorkommend und nett.

Dag nahm den Anruf entgegen. »Warte. Ich gebe sie dir.« , sagte er und hielt seiner Frau ihr Handy hin.

Isabelle trocknete abermals ihre Hände ab, ehe sie es annahm. »Ja? ... Nein, bin zu Hause ... Ach, ehrlich?« Sie sah auf die Uhr. »... ja ... doch, klar wieso nicht?! ... ich mache mich jetzt wieder fertig, dann komme ich ... ja oder hol du mich ab ... bis später. Bye.«

»Abholen?«

»Florentina hat Geburtstag und sie hat uns jetzt spontan noch eingeladen, mit ihr reinzufeiern.«

»Du gehst feiern?«

»Na ja nicht wirklich. Das Mädchen ist sechzehn. Wir gehen mit der Truppe ein paar Cocktails trinken, dann komme ich wieder. Ich hab eigentlich keine Lust dazu, aber sie hat im Grunde nur uns.«

Dag erinnerte sich, dass Isabelle mal von ihr erzählt hatte. Sie wohnte in einer Einrichtung für schwer erziehbare Kinder. »Ich dachte eigentlich, wir Zwei machen es uns ... gemütlich. Schauen einen Film zusammen ... wenn du willst kann ich uns auch ein paar Cocktails machen und wir ...«

»Das Mädchen hat doch keinen.« , wiederholte sie. »Und Çan ist schon auf dem Weg hierher.«

»Ja, dann.« Er lächelte ihr zu und er fand es schade, dass sie nicht den Sarkasmus dahinter verstand, denn sie lächelte nur zurück.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt