𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟘𝟡

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»Oh ja.« , stöhnte Nia leicht auf, als sie einen Bissen eines Törtchens vornahm und dabei genussvoll die Augen schloss.

Seit sie mit Jenaro auseinander war und zudem die Schule auch noch geschlossen war, fand man sie wie gehabt öfters bei Robin vor.

Ihn freute es natürlich. Er war einfach froh, sie wieder mehr zu sehen und aufs neue Teil ihres Lebens zu sein. Zudem musste er sich jetzt nicht zusätzlich noch ausmalen, was sie mit Jenaro so trieb, wenn sie mit ihm alleine war.

Dies waren Gedanken, die der Vergangenheit angehörten ... die ihn fortan nicht mehr quälten.

»Dein Vater ist da.« , meinte er und setzte sich auf seinen Stuhl, mit dem er näher rutschte.

Nia lag bäuchlings auf seinem Bett, während sie mit vollem Munde schmatzend der Fernbedienung Befehle gab, damit der Fernseher irgendeine Playlist wiedergeben konnte.

»Gehst du gleich direkt mit ihm nach Hause?« , fragte er sie, nachdem sie gar nicht auf sein Gesagtes eingegangen war.

»Nö. Wir können ja nachher noch etwas raus.«

»Wohin denn? Es hat doch alles zu. Selbst auf Spielplätze darf man nicht, um sich dahin zu setzen.«

»Ja dann keine Ahnung.« Sie hielt ihm das Gebäckstück hin. »Beiß mal ab. Ist das Kirsche oder Erdbeere?«

Zögerlich nahm er einen kleinen Bissen. »Kirsche.«

»Mmmh lecker.«

Robin nickte. »Soll ich dir unten noch mehr von denen holen?«

»Nö. Die nehme ich nachher mit nach Hause.« Sie lachte frech, ehe sie mit ihrer Zunge den Puderzucker von den Lippen leckte und dann auf ihr Handy sah, worüber sie erneut zu lachen begann.

»Wer hat dir geschrieben?« , fragte Robin direkt.

»Ach. Mir war langweilig vor ein paar Tagen und dann habe ich mir einen Insta-Account gemacht. Gefaked natürlich. Also nicht meine echten Bilder.« Sie überlegte. »Eigentlich hab' ich nicht mal ein Foto eines kompletten Menschen.« Sie präsentierte Robin ihr Profil, dessen Profilbild ein Mund, der eine Kaugummiblase erzeugte, war.

Sofort kam ihm der Bubblegum-Lipgloss in den Sinn.

»Und warum ein Fake-Account?« , fragte er, um sich selbst abzulenken, denn seine Gedanken schweiften derzeit nur darum, ob ihre Lippen gerade nach diesem Lipgloss gepaart mit Kirsche und Puderzucker schmecken würden.

»Erst wollte ich Jenaro stalken, hab aber dann bei unseren Vätern vorbeigeschaut und nachdem ich da aus Quatsch etwas kommentiert hab, haben mich auch direkt ein paar Fans von denen angeschrieben, weil die das irgendwie witzig fanden. Und später haben die mich in so 'ne Gruppe gesteckt.«

»'ne Gruppe?«

»Ja. Die reden da über die beiden. Manche sind voll verknallt in die. Das ist schon eklig, aber andere ... die feiern voll die Musik ab. Doch dann gibt's auch welche mit voll den Spekulationen, ob die beiden 'ne Freundin haben oder Single sind und ...«

»Und das interessiert dich?« , unterbrach er sie.

»Ich find's irgendwie witzig. Also dies und das. Du musst dir mal die Kommentare unter den Bildern von meinem Vater durchlesen.«

»Ich will gar nicht wissen, wer auf meinen Vater steht.« Robin verzog seinen Mund.

»Das interessiert mich auch nicht, aber ich find's halt witzig.« , sagte sie und las sich irgendwas durch. »Mach' dir auch einen Fake-Account. Das macht Spaß.«

»Nee. Ich will nichts lesen über irgendwelche Mädchen, die auf meinen Vater abfahren.« , meinte er. »Wieso machst du das überhaupt? In der Wuhlheide war es für dich schon eklig, wenn die Mädchen da deinen Vater angegafft haben.«

»Ja das finde ich auch weiterhin zum Kotzen, aber irgendwie macht es Spaß so ... unerkannt unterwegs zu sein.« Sie lachte. »Wenn die wüssten, dass ich seine Tochter bin, würden die ausflippen.«

»Die würden dich eher nerven und ausfragen ... nicht zu vergessen, dir eine Fake-Freundschaft vorgaukeln, nur um dich besuchen zu können, damit die mit unseren Vätern auf der Couch chillen können.«

»Ich würde so etwas nicht wollen.«

»Was?« , fragte er irritiert.

»Ja, wenn ich schon auf der Bühne stehe oder so will ich auch, dass mich jeder kennt.«

»Würdest du nicht wollen.«

»Doch.«

»Jetzt mal ehrlich. Du willst rausgehen und in deiner Freizeit von zig Leuten angesprochen werden, für Fotos, Autogramme und sonst noch was?«

Nia nickte. »Ja.«

Robin schüttelte den Kopf. »Das ist nicht toll. Du kannst ja dann gar nicht mehr ungestört sein, oder so.«

Nia verneinte es abermals. Der Gedanke im Rampenlicht zu stehen gefiel ihr. »Ich liebe es, zu singen, aber ... ich würde auch gerne später etwas vor der Kamera machen.«

»Schauspielerin?«

Sie schmatzte ein Ja, weil sie sich gerade wieder den Mund vollgestopft hatte, dabei blieb ein wenig Kirsch-Guss an ihrer Unterlippe kleben. »Ich hab letztens sogar meinen Vater gefragt, ob ich nicht mal in einem Musik-Video mitmachen könnte, aber er fand das nicht so toll.«

»Du hast da ...« Er zeigte auf seinen Mund.

»Oh.« Sie rubbelte darüber.

»Nein. Da.« Sein Finger tippte auf seiner Unterlippe herum.

Nia setzte sich auf und leckte erneut über ihre Lippen, ehe sie diese aneinander rieb, als würde sie Lippenstift verteilen. »Weg?« Sie rutschte näher an den Rand des Bettes und spitzte ihre Lippen.

Robin konnte nur daran denken, wie gern er sie jetzt küssen würde, als es an der Tür klopfte und seine Mutter reinkam. Vor Schreck fuhr er sich über den eigenen Fuß, den er verschränkt hinter den Rollen hatte, als er sich fix rückwärtig fortbewegte. »Autsch.«

»Was machst'n du?« , wollte Katja direkt wissen.

»Nichts.« , meinte er und hielt sich den Fuß fest.

»Nia isst du heut noch mit oder fährst du gleich mit deinem Vater?«

»Ich bleib' hier.« , antwortete sie. »Kann ich auch heut nochmal hier schlafen?«

»Klar wenn du möchtest.«

»Gut. Kannst du dann noch mehr von diesen Kirsch-Dingern machen. Die schmecken so ultra-geil.«

»Nur weil du es bist.« , lachte sie. »Aber du kannst mir auch gerne dabei helfen. Dann weißt du in Zukunft, wie die gehen, und kannst die außerdem irgendwann zu Hause machen.«

»Ja. Gerne. Ich backe gerne mit dir. Du bist immer so entspannt dabei. Meine Mutter bekommt da jedes Mal einen Kollaps und ist voll nervös.«

»Das liegt daran, das deine Mutter nicht backen kann.« , flüsterte sie und lachte, bevor sie wieder verschwand.

Nia rieb sich nochmal über die Lippen und legte sich zurück aufs Bett.

Robin atmete tief ein und war sauer auf sich selbst, dass er nicht früher reagiert hatte.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now