𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟜𝟛

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Die Musik in Andis Bar war laut.

Dag beobachtete Isabelle, die mit Katja, Çan und Ramona am Tisch saß und schon einiges intus hatte, wenn er es richtig deutete.

Vincent sprach die ganze Zeit mit ihm, aber irgendwie hörte er nicht zu. Er überlegte andauernd, wie er das mit Isabelle noch hinbekommen könnte.

Dag musste sie nie erobern, weil es einfach nicht nötig war. Umso schwerer fiel es ihm deshalb, etwas zu finden, was ihm helfen könnte, sie wieder für sich zu gewinnen.

»... warum du dann doch alleine warst.« Dag sah Vincent an, als er nur noch den letzten Part seines Geschwafels mitbekam.

»Was?«

»Hast du mir überhaupt zugehört?«

»Nein.« , gab er zu. »Sorry. Ich war gedanklich woanders.«

»Ja danke.« Vincent schüttelte eingeschnappt den Kopf. »Was is'n los?«

»Ich muss die Sache mit Isabelle unbedingt wieder hinbekommen.«

Vincent boxte auf Dags Oberarm. »Ja richtig so. Find' ich gut. Was soll ich tun?« Er war froh, das zu hören. Denn selbst er hatte sich so seine Gedanken gemacht, ob sein Freund wirklich alleine in Schweden gewesen war.

»Die Frage ist eher, was ich tun kann?!«

Dag musste nicht mehr überlegen, denn seine Frau kam unerwartet zu beiden an die Theke. »Lass uns gehen.« , sagte sie.

»Wohin?« , fragte Dag. »Willst du nach Hause?«

Sie antwortete nicht, sondern nahm seine Hand. Es war ein seltsames Gefühl für sie, dennoch drückte sie ein wenig fester zu und zog ihn mit sich.

Dag folgte ihr irritiert aus dem Raum hinaus. »Was ist los?« , fragte er sie, doch sie steuerte die Treppe an und ging hinauf.

Oben angekommen, ließ sie seine Hand los und öffnete die Türe, der damaligen WG. Sie zog ihre Schuhe aus und schmiss sie im Flur in eine Ecke.

Dag trabte schließlich leicht verunsichert hinter ihr her und sah sich um. Die Küche war noch immer dieselbe wie damals. Das Wohnzimmer war jedoch unmöbliert. Dag wusste, dass nach ihnen einmal eine Familie eingezogen war, doch seit deren Auszug stand die Wohnung leer und wurde nicht mehr genutzt.

Isabelle befand sich vor der Türe ihres alten Zimmers.

»Was machen wir hier?« , wollte er nun endlich wissen.

Sie blieb weiterhin stumm und öffnete dann die Zimmertüre. Seine Mimik veränderte sich, als er nach ihr in den Raum ging. Es sah genauso aus wie damals.

Vollkommen verwirrt sah er in jeden Winkel. Da stand ihr Bett und sogar die Bettwäsche war eine von der guten alten Zeit, die sie genutzt hatte.

Der Kleiderschrank und auch der Fernseher, alles war vorhanden.

Dafür waren die Möbel gedacht, die sie gekauft hatte.

Jetzt erst sprach Isabelle. »Ich komm' sofort wieder. Zieh' dich aus. Mach' dich bettfertig. Mach's dir bequem.« , wiederholte sie ihr in Erinnerung Gebliebenes von damals.

Dag kam es direkt bekannt vor und er sah ihr nach, wie sie aus dem Raum verschwand.

Trotzdem war er immer noch so irritiert, dass er erst einige Sekunden nur so dastand, bis er realisierte, was hier gerade vor sich ging.

Sie war dabei Vergangenes nachzuspielen ... für ihn.

In null Komma nichts zog er sich, bis auf seine Boxershorts aus, und legte sich auf seine Seite des Bettes.

Es dauerte nicht so lange wie zu jener Zeit, und knapp danach kam Isabelle bereits mit Tanga und T-Shirt zurück in den Raum.

Sie lächelte genauso unbeholfen wie damals und Dag wusste, dass dies nicht zur Schau getragen war. Ihre Mimik war echt und er konnte sie verstehen, denn auch ihm schlug das Herz bis zum Hals.

Isabelle ging auf die linke Seite des Bettes und legte sich zu ihm. Ihr fiel ein, dass sie vergessen hatte, den Fernseher einzuschalten, doch sie wollte nicht nochmal aufstehen und das Szenario wiederholen.

Stattdessen drehte sie sich zur Seite und Dag tat es ihr gleich.

Und obwohl er es damals war, der es gesagt hatte, übernahm sie dieses Mal seinen Part. »Du bist richtig für mich.« , sagte sie und strich ihm eine Locke aus seinem Gesicht.

Dag lächelte und befeuchtete kurz seine Lippen. »Was möchtest du tun?«

»Dir nahe sein.«

Er rutschte ein wenig näher und legte seine Hand auf ihre Wange. Seine Lippen näherten sich und er küsste sie vorsichtig und sanft. Isabelle erwiderte diesen Kuss.

Dag nahm seinen Mut zusammen und hoffte, dass sie jetzt nicht zurückschrecken würde, als er langsam seine Zunge mit ins Spiel brachte.

Sie reagierte ... jedoch nicht mit Flucht, sondern bewegte in mäßigem Tempo, einfühlsam ihre eigene Zunge.

Dag löste sich von ihren Lippen und sah ihr tief in die Augen. Ihm ging's nicht um Sex. Er war schon froh darüber, dass sie diese kleine Geste zugelassen hatte, und hatte dementsprechend keine großen Erwartungen.

Sein Herz begann jedoch wie rasend zu schlagen. Er kam sich wirklich vor, wie sein jüngeres Ich.

Die Wärme, die von ihm ausging, wirkte beruhigend auf Isabelle und sie fragte sich, wie sie so lange darauf verzichten konnte. Sie atmete tief ein, als er sie noch ein wenig näher an sich zog.

Dag strich sanft über ihr dunkles Haar, hin zu ihrem Arm. Ihre samtige Haut auf seiner Handinnenfläche. Er wollte sie so sehr riechen, schmecken und fühlen und küsste sie deswegen ein weiteres Mal.

Als seine Lippen ihre abermals berührten, war es für Isabelle ein überwältigendes Gefühl. Sie hatte die Empfindung, als wäre sie zum guten Schluss aus einem Albtraum wach geworden, der sie von ihrem Mann ferngehalten hatte. Und nun war er da. Sie konnte den Mann, den sie so sehr liebte, endlich wieder berühren.

Die Sehnsucht wurde übermächtig. Ein heftiges, unstillbares Verlangen, das sie zu überwältigen drohte, doch dem sie sich gerne hingeben wollte. Unter seinen sanften Küssen löste sich zu guter Letzt alle Angst, die sie in der vergangenen Zeit aufgestaut und gesammelt hatte.

Seine Finger fuhren durch ihre Haare und sie erschauerte regelrecht.

Mit ihren eigenen Fingerspitzen streichelte sie über seinen Rücken, während Dag mit seiner Hand nun sanft über ihr Schlüsselbein strich. Doch noch immer vermied er es, ihre Brüste zu berühren, weil die Angst blieb, dass jeder Schritt, den er tätigte, zu viel sein könnte.

Isabelle griff jedoch unerwartet nach seiner Hand und legte sie genau dort ab. »Ich will dich spüren.« , sprach sie leise und küsste ihn.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now