𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟠

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Robin folgte Elias runter in dessen Keller.

Er war dort schon seit einiger Zeit öfters vorzufinden, auch wenn er vor Selina flüchtete, obwohl dies nicht der eigentliche Grund dafür war.

Aus seiner Tasche zog er ein paar handbeschriebene Zettel heraus und gab sie Elias, der sich dort unten an einen Computer setzte.

Sein weißblonder Freund las sich zwei Seiten durch. »Das ist alles schmalzig?!«

»Zu schmalzig?« , fragte Robin.

Elias gab ein seltsames Geräusch von sich und verzog das Gesicht. »Ist das für Selina.«

»Bist du verrückt? Nein.«

»Klingt aber so.« Er las sich nochmal etwas durch. »Ich dachte, wir wollen mehr in die rockige, punkige Richtung und nicht so ... 'ne Scheiße.«

Robin nahm die Zettel wieder an sich. »Guck' ma' mein Vater. Die machen auch verschiedene Richtungen und das kommt an. Ich will nicht nur an einen Stil gebunden sein.«

»Ja und ich will nicht gerne als Allererstes irgend so 'nen Liebessong trällern.«

»Du trällerst doch gar nicht.« , bemerkte Robin. »Wenn dann nur Background-mäßig.«

»Ich dachte trotzdem, wir würden 'ne coole Band sein.«

»Ey, jede Band hat den ein oder anderen Song über ... die Liebe.«

»Ja trotzdem ist das ... Selina hat gar keine dunklen lockigen Haare?!« Elias runzelte die Stirn, als er sich an die eine Textpassage nochmal erinnerte.

»Das ist doch nur ein erfundener Song ... ohne Bedeutung.«

»Und warum benutzt du dann so etwas klar und deutlich wie Haarfarben und ... stopp.«

»Was?« Robin sah ihn erschrocken an.

»Du hast das hundertpro für ein Mädchen geschrieben.«

»Quatsch.«

»Ich kenn' dich. Ey, wir waren zusamm'n im Kindergarten. Danach in der Grundschule in einer Klasse und jetzt auch.«

»Und?« Robin zuckte mit den Schultern und hoffte, sein Freund würde aufhören, weiter Nachforschungen oder Thesen aufzustellen.

»Ey, ich weiß noch, wie du das Gedicht geschrieben hast in der Grundschule und da wolltest du, das Frau Kowalski sich angesprochen fühlt, als du sie mit einem Huhn verglichen hast.«

»Truthahn.« , korrigierte er Elias.

»Ja dann halt'n Truthahn. Aber wenn du etwas so genau beschreibst, dann willst du auch, das diese Person weiß, das es von ihm handelt und genauso ist das mit dem Song. Darauf verwette ich meinen Arsch.«

»Deinen Arsch will keiner haben.« , konterte Robin, wieder mit der Erwartung sein Freund würde sich jetzt an diesen Satz aufgeilen, statt weiterzumachen. Gegenwärtig bereute er es, diesen Song geschrieben zu haben.

»Versuch' nicht abzulenken.«

Robin holte seine DAW aus seinem großen Rucksack. Mit Vorsicht legte er es auf den großflächigen Schreibtisch ab. Immer noch hoffte er, sein Vater würde nicht bemerken, dass er es aus seinem Zimmer mitgenommen hatte. Schließlich lag er ihm oft genug damit in den Ohren, wie teuer dieses Teil war.

»Robin.« Elias sah ihn kategorisch an, nachdem sein Freund immer noch nicht redete.

»Der Song ist für niemanden. Ich fand es einfach wirkungsvoller, wenn man auch so etwas mit einbaut, damit manche sich vielleicht angesprochen fühlen. Das nennt man Face-to-Face mit Fans.«

»Face-to-Face?« Elias Blick wurde nicht besser. »Wir proben bisher nur. Sprich: Wir haben keine Fans.«

»Das ist ja nur für das Kommende.«

»Okay.« Er hielt die Hand auf. »Gib nochmal alles her. Schließlich muss ich meinen Part im Hintergrund auch können.«

Er händigte ihm von Neuem seine Blätter aus, die dieser sich fleißig durchlas, während Robin alles Weitere aus seinem Rucksack räumte, was sie zum Aufnehmen benötigten.

»Oh mein Gott.« , sagte Elias erschrocken.

»Was denn?« , fragte Robin, als er den Stick in die Vorrichtung schob.

»Das ist Nia.«

»Was?« Er lachte gespielt und riss ihm die Zettel wieder aus der Hand.

»Du hast das für Nia geschrieben.«

»Quatsch, wie kommst'n darauf?«

»Weil du ihren Namen da rein gekritzelt hast.«

»Was?« Erschrocken besah er sich ein Papier nach dem anderen und wurde auch fündig. Ganz unten rechts hatte er ihren Namen zum Ausdruck gebracht. Mehrmals. »Nein. Nein.« , sagte er und dachte nach. »Das muss aus Versehen passiert sein. Sie hatte mich angerufen und dabei muss das entstanden sein.«

»Seid ihr nicht irgendwie verwandt?«

»Nein.« , zischte Robin los.

»Ich dachte nur, weil ihr das früher immer behauptet habt.«

»Das war früher. Da waren wir Kinder.«

»Also ist es Nia?!«

Robin tat so, als würde er noch irgendwas in seinem mittlerweile leeren Rucksack suchen.

»Habt ihr euch etwas zutrinken mit nach unten genommen?« , ertönte die Stimme von Elias Mutter, als sie die Türe oben öffnete und hinunter rief.

»Jaja.« , sprach ihr Sohn mit lauter Tonart hinauf, ehe er seinen Freund wieder demonstrativ ansah, bis dieser schließlich nickte. »Oh. Weiß sie es? Natürlich weiß sie es nicht.« , beantwortete er seine Frage fix selber.

»Ich weiß nicht, was ich tun soll.«

»Warum bist du denn mit Selina zusammen?«

»Ich wollte ... sie kam mit diesen Idioten an und ich dachte, wenn sie sieht, das ich eine Freundin habe, würde sie ... ich hab' das nicht so richtig durchdacht.«

»Ich merk's.« Er sah sich nochmal den Songtext von Robin an. »Du denkst, damit bekommst du sie?«

»Ihr Vater hatte mich auf die Idee gebracht.«

»Ihr Vater weiß davon?«

»Hast'n Schaden? Natürlich nicht.« , gab Robin sofort von sich. »Aber er hatte mich darauf aufmerksam gemacht, wie ähnlich sie sich sind und wie wichtig beiden die Musik ist, und das man damit viel ... ausdrücken kann.«

Elias atmete tief ein. »Also ist das kein Versuch, eine Band aufzubauen, sondern nur, damit du Nia bekommst?«

»Nein. Ich will schon 'ne Band, aber ich will auch damit ausdrücken, was ich für sie empfinde.«

»Aber wäre es dann nicht einfacher, wenn du es deinem Vater sagst, damit er dir hilft, voll den krassen Song rauszuhauen?«

»Bist du verrückt? Die würden das nicht verstehen. Die sind ja immer auf diesem Level, wir sind eine große Familie. Zudem wissen die gar nicht, dass ich Musik mache. Mir war das schon peinlich, als mein Vater gemerkt hat, dass ich schreibe.«

Elias öffnete ein Programm. »Gut. Ich helfe dir. Aber ich würde an dem Song und der Melodie etwas ändern. Etwas, das euch verbindet. Damit sie eher drauf kommt, dass sie gemeint ist.«

Robin lächelte und nickte. Er war irgendwie froh, dass er nun jemanden hatte, mit dem er darüber reden konnte, ohne verurteilt zu werden.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt