𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙𝟡

115 20 3
                                    

Nia nahm, nach den einigen Songs, die sie aufgeführt hatte, alle Glückwünsche entgegen. Ihr Vater hielt sie dabei festumschlungen fest und sagte mehrmals, wie stolz er auf sie wäre.

»Sollte dein Vater mal krank feiern, nehme ich dich mit auf Tour.« , meinte Vincent lachend.

Nia lächelte, bis sie Robin und Selina an einen anderen Tisch sah. Sie wusste nicht, um was es ging, aber sie weinte.

Robin sah auch nicht glücklich aus, jedoch versuchte er andauernd, sie zu trösten. Er redete mit ihr. Sanft und schrie dabei nicht.

Warum auch immer sie einen Streit oder Ähnliches hatten, aber bei Jenaro und ihr lief es in schöner Regelmäßigkeit anders ab.

Ihr Ex-Freund schrie immer und er hatte ihr sogar schonmal im Affekt eine Backpfeife gegeben, insbesondere wenn sie weinte.

Robin war ein lieber Kerl. Er würde niemals so handeln. Das wusste sie. Ein wenig Eifersucht machte sich in ihr breit, als sie realisierte, dass sie auch gerne genau so etwas haben wollte.

Auch wenn es sich da gerade nicht um irgendwas Freudiges handelte, aber Robin versuchte egal wie, alles, damit Selina nicht weinte. Und dabei ging es ihm mit Sicherheit nicht darum, dass es wegen der Leute war, die sich in der Bar aufhielten und es ihm peinlich war. Er wollte, dass sie glücklich war, das konnte sie an seinem Blick gut erkennen.

Der Junge von vorhin kam nun auf sie zu, nachdem ihre Eltern sowie Vincent und Katja, wieder ihren Platz eingenommen hatten. »Hey. Du warst super.« , sagte er.

»Danke.«

»Ich bin Cedric.«

»Nia.« , sagte sie ein wenig gleichgültig und sah zu Robin, der Selina umarmte, während der Typ vor ihr ein paar idiotische Anmachsprüche, nach dem anderen, von sich gab.

Wieso zog sie solche Typen magisch an und aus welchem Grund stand sie eigentlich auf so etwas, wenn sie insgeheim doch jemanden wollte, der ... wie Robin handelte.

War es vielleicht tatsächlich nur das Äußere, das sie anzog, und diese Typen brachten ihren schlechten Charakter, als Gepäck irgendwie immer mit dabei?!

Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete sie die Zwei am Tisch. Nette Typen konnten auch gut aussehen. Bestes Beispiel war Robin, der sich in den Jahren sogar mehr und mehr gemacht hatte, wie Nia zugeben musste. Er trug seine Haare mittlerweile wilder und auch sein Style war ein wenig besser geworden, obwohl er das nicht nötig hatte, denn seine Art machte ihn attraktiver.

Erschrocken, dass sie so unerwartet etwas verspürte, wenn sie ihren besten Freund ansah, ging sie plötzlich los ohne das Gespräch mit diesem Cedric beendet zu haben.

Am Tisch ihrer Eltern machte sie halt, saß aber so, das sie Robin und Selina genau sehen konnte.

»Was ist los mit denen?« , fragte sie Katja, neben der sie Platz genommen hatte.

»Oh.« , sagte sie, als sie jetzt erst bemerkte, was dort hinten abging. »Keine Ahnung. Aber da guck. Sie lächelt.« Sie zeigte auf Selina, die sich die Augen abwischte und ihre Mundwinkel leicht anhob, als Robin mit ihr redete und sie dazu nickte.

Ihr Sohn umarmte sie noch einmal und stand dann auf. Er half ihr, von der Bank weiterzurutschen und aufzustehen, und kam anschließend alleine zum Tisch. »Ich komme sofort wieder. Selina hat gerade ihrer Mutter geschrieben, die holt sie jetzt ab. Ich warte draußen mit ihr.«

»Ist alles in Ordnung?« , fragte Katja.

Robin lächelte. »Ja.«

»Habt ihr Krach?«

»Nein, aber ... wir haben es beendet.«

»Oh wieso?«

»Weil es besser ist.«

Nia sah ihm nach, wie er Selina nach draußen begleitete. Jenaro hat das bisher nie getan. Selbst wenn sie am Arsch der Welt waren und sie hatten es mal wieder beendet, musste Nia alleine schauen, wie sie nach Hause kam.

Robin war einfach anders. Ehrlich gesagt, ein Herzensmensch.

Sie sah sich um. Cedric sprach mittlerweile mit einer anderen, aber das war ihr schnuppe.

Ihre Mutter und Vincent, die mit am Tisch saßen, unterhielten sich und ihr Vater ... ja, wo war der? Den fand sie gerade nicht.

Nia verharrte stumm neben Katja und fragte sich, ob sie sich vielleicht die Sache mit Robin nur einbildete. Schließlich war er ihr bester Freund. Sie kannte ihn von Geburt an, da konnte es einfach nicht sein, dass man plötzlich mehr für einen empfand.

Sie kam zu der Meinung, dass es vielleicht daran lag, dass sie auch einen netten Jungen haben wollte und Robin irgendwie der einzig Greifbare war, den sie kannte ...

... das musste der Grund sein ... dachte sie ...

... bis sie sich umdrehte und sah, wie er reinkam und sie dieses Gefühl in der Magengegend verspürte.

Ihr rutschte das Herz in die Hose, weil sie so etwas nicht fühlen wollte. Sowas würde doch die Freundschaft kaputt machen, dessen war sie sich sicher.

Statt zum Tisch ging Robin zu Andi und unterhielt sich mit ihm. Vincent, dem es nach Nia auffiel, stupste seine Frau an, die sich ebenfalls umdrehte. Andi nickte, als er sprach und Robin steuerte danach die Bühne an. Er ging hinauf und nahm das Mikrofon, während er zur Karaoke Bar, die nach all den Jahren noch genutzt wurde, rüberging und dann zu sprechen begann, als die eigentliche Musik verstummte. »Hallo Leute. Ihr könnt gleich sofort weiterfeiern, ich muss nur kurz etwas für mich machen. Um mit einer Sache abzuschließen.« , sagte er und stellte sich danach vorne hin. »Ehm. also meine persönliche Sache wird hier eigentlich keinen interessieren, aber ich liebe ein Mädchen. Sogar so sehr, dass ich sie jetzt gehen lassen muss. Ich muss anfangen, sie aus meinem Leben zu streichen, weil ... na ja ... weil es so ist. Ich hab ihr mal einen Song geschrieben und der war wirklich gut, aber den werde ich jetzt nicht vortragen, da er nicht passen würde ... um damit abzuschließen benötige ich ein Lied, der mein Leben mit ihr beschreibt.« Er ging nochmal zurück zu der Maschine.

»Wenn er jetzt betrunken wäre und Isabelle würde noch mit da oben stehen, würde ich ja sagen, der kommt komplett auf dich.« , meinte Katja währenddessen zu ihrem Mann, der einfach nur erstaunt war, dass sein Sohn sich das traute. Als dann die bekannte Melodie in seinen Ohren erklang, überkam ihm eine leichte Gänsehaut.

Robin schloss kurz die Augen und trat erneut nach vorne. »Alle meine Freunde sagen: Lass die Finger von ihr. Denn ich bin kaum noch zu ertragen. Ich red' immer von dir. Denn du bist online, doch du schreibst nicht und ich schlage auf den Schreibtisch. Frag mich, ob du gerade alleine bist, oder fühlst du grad das Gleiche? Denn immer wenn du mir gegenüber sitzt, und du mich berührst, hab ich das Gefühl, dass es so wie früher ist.« Seine Singstimme war so unerwartet gut, dass seine Eltern Maulaffen feil dort standen. Doch auch für Isabelle und erst Recht für Nia kam es unvorhersehbar.

Seine Stimme war sanft, jedoch manche Passagen waren kratziger und mit einem energiegeladenen Stimmklang, der einfach ein Wiedererkennungswert hatte.

Dag, der zwischenzeitlich im Pausenraum mit Carla telefoniert hatte, kam nun auch überrascht rein und sah zur Bühne. Sein Blick fiel auf Vincent, dem er mit einem erhobenen Daumen zeigte, sie sehr ihm der Gesang von Robin gefiel.

»... Ich will nur, dass du weißt, wie oft ich Briefe an dich schreib und sie wieder zerreiß. Und dass ich dich liebe und so ‚n Scheiß. Ich will nur, dass du weißt, wie oft ich Lieder für dich schreib und sie niemandem zeig, weil ich will, dass niemand davon weiß. Und ich schreib SMS, doch ich schick sie nicht weg. Ob du online bist, hab ich so oft gecheckt. Ich war an deiner Tür, nur geklopft hab ich nicht. Ich wollte nur sehen ob da wer bei dir ist.« Tobender Applaus, als er mit diesen letzten Sätzen den Song beendete.

Auch Nia klatschte und jubelte, obwohl sie innerlich vor Eifersucht brannte, weil Robin dieses Lied für Selina gesungen hatte ... wie sie dachte.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now