𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟘𝟙

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»Du musstest dich nicht bei mir bedanken.« , meinte Robin, als sie bei ihm zu Hause angekommen waren und er seinen Schlüssel suchte, nachdem sie sich vorhin von Elias verabschiedet hatten, der natürlich vorgaukelte, etwas anderes vorzuhaben.

»Doch klar. Du hast mir geholfen. Ich glaube, von alleine hätte ich mich sonst nicht getraut, es zu beenden.«

»Du wolltest es schon früher beenden?« Sie warf ihre Schuhe in eine Ecke, ehe sie ihm nach oben folgte.

»Ist keiner da?« , fragte sie statt auf seine Frage zu antworten.

»Nee. Mein Vater hängt im Studio mit ... boah keine Ahnung, mit wem. Der produziert da irgendwas mit jemanden momentan ... und meine Mutter arbeitet.«

»Habt ihr Eis da? Wegen deiner Lippe?«

Er zuckte mit den Schultern, doch sie war eh schon wieder auf dem Weg nach unten.

Robin betrachtete sich im Spiegel. Seine Unterlippe war dick geschwollen. Auch hatte sich bereits eine Kruste gebildet an der Stelle, wo diese aufgeplatzt war. Fix kontrollierte er seine Zähne, aber da war glücklicherweise alles on Ordnung.

»Ich hab ein Kühlpack. Setz dich hin.« , meinte Nia, als sie sein Zimmer betrat. Sie führte ihn selbst rückwärts auf sein Bett, damit er sich setzte. Sie schob seine Jacke, die dort lag ein wenig beiseite und nahm neben ihm Platz, ehe sie behutsam das Kühlpack auf seine Lippe legte. »Es tut mir leid.« , sagte sie.

»Was denn?«

»Das du dir wegen mir eine eingefangen hast.«

»Ist ja nicht das erste Mal.« Er lächelte ein wenig.

»Es war lieb von dir ... was du über mich gesagt hast.«

»Ich habe nur die Wahrheit gesagt.«

Sie nahm das Kühlpack weg und kontrollierte seine Lippe. »Du wirst das aber nicht deinen Eltern erzählen, oder? Also was passiert ist, meine ich.«

»Nein.«

»Gut. Weil ich will nicht, dass meine Eltern das wissen.«

»Das du mit ihm auseinander bist?«

»Nein. Das werde ich denen schon erzählen, aber ich will nicht, dass sie den Grund wissen. Mir ist das ein bisschen peinlich. Verstehst du, wie ich das meine?«

Er schüttelte leicht den Kopf. »Nein. Wieso peinlich?«

»Weil ... weil ich ihm halt nicht genügt habe. Weil ich nicht gut genug war. Alle werden mit dem Finger auf mich zeigen, weil ich diejenige bin, die verarscht wurde.«

»Was?« Derangiert sah er sie an. »Nia, das hat rein gar nichts mit dir zu tun. Er ist ein Arschloch und er wird das noch mit jeder anderen so machen, die nach dir kommt. Er ist das Problem. Nicht du.«

»Aber ...«

»Nein Nia. Jemand, der dich wirklich will. Der dich so richtig von ganzem Herzen liebt, würde dir das nicht antun.« Er sprach leise weiter. »Ich würde dir das nie antun.«

»Das weiß ich doch.« , sagte sie. »Wir sind Freunde und kennen uns schon ein Leben lang. Wir würden nie dem anderen wehtun wollen.«

Das hatte er damit nicht gemeint. Nachdem er es endlich mal ausgesprochen hatte, hatte er eigentlich mit einer anderen Reaktion gerechnet, aber irgendwie nahm sie es immer anders auf, als er es wahrlich zum Ausdruck bringen wollte. Trotzdem nickte und lächelte er leicht. »Ja. Genau.«

Sie umarmte ihn. »Ich bin so froh, dich zu haben.«

Dezent legte er seine Hände auf ihrem Steißbein ab, als er sie ebenso in die Arme nahm. Er schloss die Augen und genoss einfach jede einzelne Sekunde in diesem Moment. Gedanklich ging er durch, wie sie es wohl aufnehmen würde, wenn er sie so wie damals umstandslos küssen würde ... jetzt in diesem Moment, als er unten einen Schlüssel vernahm und anschließend die Haustüre ins Türschloss fallen hörte.

»Robin?« Die Stimme seiner Mutter war laut.

Nia löste sich aus der Umarmung. »Wir sind oben.« , rief sie zurück.

»Ach Nia. Du bist auch hier?« Man hörte, wie sie die Stufen hinauf kam. Automatisch rutschte Robin ein wenig weg von Nia. »Isst du mit?« , fragte sie, als sie oben ankam.

»Mir egal.« , antwortete sie. »Was gibt es denn?«

»Pelmeni.«

»Darf ich dir helfen?«

»Klar, wenn du möchtest.« Jetzt erst sah sie auf Robin. »Was hast'n du gemacht.« Sie zeigte auf ihre eigene Lippe.

»Oh ... ehm ... ich bin gefallen. Voll aufs Maul.«

»Ja ich seh's.« Sie schüttelte ihren Kopf und sah dann Nia an. »Du kannst dann in paar Minuten ruhig runterkommen.«

»Katja?« , rief sie ihr hinterher, als sie schon das Zimmer verlassen hatte. »Kann ich heute hier schlafen?«

»Klar.«

»Gut. Weil ... zu Hause ist ... ich hab keine Lust, nur alleine im Zimmer zu sein.«

Katja lächelte sie an. »Ach Süße. Es wird auch irgendwann wieder besser werden. Deine Eltern machen das nicht extra und auch nicht, weil sie dich weniger lieben.«

»Ich weiß. Sie sind halt momentan viel mit sich selbst beschäftigt.«

»Sie lieben dich Nia.«

Sie nickte Katja zu und sah nach, wie sie hinab ging.

Robin wusste, dass Nia sich eine Zeit lang schon ein wenig weggedrängt zu Hause fühlte. Sie hatte ihn auch oft nachts angerufen, wenn sie hörte, wie ihre Eltern sich stritten, oder wenn sie mitbekam, wie ihre Mutter weinte.

Für sie war es ebenfalls nicht leicht gewesen, sich von ihrem Bruder zu verabschieden.

Ihr Vater hatte damals mit ihr darüber gesprochen und erzählt, dass der Kleine nicht leben würde, aber wenn sie wollte, dürfte sie sich auch von ihm verabschieden. Weil sie dies unbedingt wollte, hatte Vincent sie am nächsten Tag ins Krankenhaus gefahren.

Sie erzählte später, wie seltsam es für sie war ihn zu sehen. Aber irgendwie war sie auch froh, diese kleine Erinnerung an ihn zu haben. Auch wenn diese noch so klein war.

Er stand auf und holte die Matratze hervor. »Du hast aber jetzt gar nichts zum Schlafen mit.« , meinte er.

»Nicht schlimm. Dann schlafe ich halt in einem T-Shirt von dir.« , sagte sie und lächelte.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now