𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟜𝟝

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»Bitte was?« Carla sah Dag desillusioniert an, als er am nächsten Tag bei ihr war.

Er saß bei ihr auf der Couch und rieb sich unruhig die Finger. »Es ist vorbei.«

»Nein.« , sagte sie bestimmend und schüttelte ihren Kopf, während sie fast neben ihm saß.

»Carla, versteh' doch. Ich liebe meine Frau und ...«

»Du liebst sie? Hast du sie auch geliebt, als du es mir besorgt hast?« , schrie sie ihn schon fast an.

»Es war ein Fehler, okay?!« Dag blieb ruhig. »Ich muss die Sache mit meiner Frau wieder hinbekommen.«

»Du warst mit mir im Urlaub. Wir haben nie Streit oder so. Uns geht es gut.« Sie sah ihn an, während er den Boden fixierte. »Wie kannst du das Leben mit ihr vorziehen, wenn du doch mit mir glücklich bist?«

»Das ist nur ein Trugbild Carla. Das war nicht echt. Ich hab' mir was vorgemacht.«

»Wir waren im Urlaub.« , wiederholte sie leise und am Boden zerstört. Sie konnte es einfach nicht fassen, was er zu ihr sagte. Wie konnte er ihr nur so etwas antun? Die Zeit in Schweden war wunderschön. Sie hatten so vieles getan und er hatte im Voraus schon ein paar romantische Dinge gebucht gehabt ... die Wahrheit traf sie völlig unangekündigt wie ein Vorschlaghammer. Entsetzt zog sie an seinem Arm, damit er sie ansehen musste. »Es sollte nicht unser Urlaub sein?!«

Dag atmete tief ein. »Nein. Es sollte eine Überraschung für meine Frau sein.«

»Ich bin für dich nur ... die zweite Wahl?!«

»Carla, ich ...« Er griff nach ihrer Hand und sie ließ es zu. Seine Berührungen verpassten ihr eine Gänsehaut, doch er sprach nicht weiter.

»Ich will nicht, das du gehst.« , sagte sie.

»Versteh' mich doch bitte.«

Sie schüttelte ihren Kopf. »Das kann ich nicht.«

»Carla, du wusstest, dass es nichts für die Ewigkeit ist.«

Wieder schüttelte sie ihren Kopf. »Das stimmt nicht.«

Dag ließ ihre Hand los und sie fühlte die Kälte auf sie einbrechen. »Ich muss jetzt geh'n.« , sagte er und stand auf.

»Bitte Dag. Geh' nicht. Bitte.« Sie beschwor ihn regelrecht, als sie ihm nachging. »Denk' an unsere gemeinsame Zeit. Bitte.«

»Wieso willst du das nicht verstehen? Du weißt das ich eine Frau und ein Kind habe. Das mit uns beiden ist etwas vollkommen anderes, als das, was ich zu Hause habe.«

»Ich kann auch all das für dich sein, wenn es das ist, was du willst.«

Verwundert sah er sie an. »Meine Frau liebt mich und ...«

»Ich liebe dich auch.« , platzte es aus ihr heraus.

Dags Augenbrauen schoben sich zusammen. »Carla, warum machst du es denn jetzt noch komplizierter für mich?«

»Ich will es dir nicht kompliziert machen ... ich will nur, das du die Wahrheit weißt.« Sie näherte sich ihm und umarmte ihn schließlich. »Ich habe mich in dich verliebt und ich will dich nicht verlieren.«

Automatisch umarmte er sie ebenso und streichelte kurz über ihre Haare. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du Gefühle entwickelst.«

Sie ließ von ihm ab und haute kurz auf seine Brust. »Ich bin nicht aus Stein Dag. Ich bin auch ein Mensch.«

»Das habe ich nicht gesagt. Aber ich dachte ... du hättest das doch wissen müssen. Ich bin ...«

»... du bist nicht glücklich mit ihr. Egal, was du da versuchst, wieder hinzubekommen es wird nicht klappen. Du kannst keinen tiefen Riss in einem Teller verschwinden lassen. Das geht nicht. Du kannst ihn ignorieren, aber irgendwann wird er durch die Last, die er tragen muss, zusammenbrechen.«

»Ich werde ihn nicht ignorieren. Ich weiß, dass er da ist.« Das war das Einzige, was es dazu sagte.

Er griff nach seiner Jacke. »Du gehst wirklich?« , fragte sie ihn.

»Ich wünsche dir wirklich nur das Beste Carla. Das meine ich wirklich.«

»Und wenn du das Beste bist, was mir je passiert ist?«

Er fand darauf keine Antwort und ging zur Haustüre. Carla sah ihm nach, wie er schließlich mit einem kurzen Lebwohl die Zeit mit ihr beendete und die Türe hinter sich schloss.

Er fühlte sich extrem scheiße, als er die Stufen hinunterging. Dass Carla Gefühle entwickelt hatte, machte die Sache für ihn noch schwerer, als er es überhaupt wollte.

Das Hupen eines Autos ließ ihn aufschrecken und er sah Vincent in seinem Auto sitzen, als er anhielt und ihn fragend ansah. »Was machst du hier?«

Dag drehte sich nochmal um, ehe er, ohne Einladung und zu wissen, wo sein Freund denn eigentlich hin wollte, auf dem Beifahrersitz platz nahm. »Musste etwas erledigen.«

»Ich war gerade auf dem Weg zu dir.« , meinte Vincent und fuhr los.

»Dann ist es ja gut, dass ich eingestiegen bin.«

Die kurze Fahrt über lag Dag das Gespräch mit Carla schwer im Magen. Er überlegte sogar, ob es nicht besser wäre, Isabelle alles zu beichten, damit ihm nicht noch mehr Seelenpein folterte. Doch die Panik vor ihrer Reaktion, jetzt wo sie sich endlich wieder angenähert haben, schreckte ihn zurück.

Dröhnende Kopfschmerzen setzten zeitgleich bei ihm ein. Gemischt mit dem Druck im Magen, war das eine eklige Kombi, auf die er gern verzichtet hätte.

Er lehnte sich zurück, als er den Sitz nach hinten fahren ließ.

»Is' alles okay?« , erkundigte sich Vincent erneut.

»Jaja. Fahr' einfach. Ich brauch' grad nur etwas Ruhe, um meine Gedanken besser zu sortieren.«

Sein Freund blieb die weitere Fahrt stumm und dennoch überlegte er, was Dag wohl bedrücken könnte. Schließlich wusste er, dass Isabelle und er endlich wieder auf einem Weg waren. Denn Çan hatte ihnen während deren Abwesenheit bei Andi alles erzählt, was Isabelle geplant und letztendlich auch durchgezogen hatte.

Vincent freute sich darüber, aber das Dag gerade nicht so glücklich schien, bedrückte ihn. Er hielt's fürs Beste, wenn er jetzt einfach nur auf die Schnelle Robin bei Nia abholen würde, statt wie geplant noch dort zu bleiben. Weil eigentlich wollte er mit Dag wegen der neuen Songs, die bald rauskommen würde, alles Weitere planen, denn sie hatten vor in naher Zukunft live zu gehen.

Er parkte den Wagen und stieg als erstes aus, während Dag eher mühsam hinauskletterte und dann zur Türe schlurfte. Immer wieder rieb er sich die Schläfen und Vincent wusste, dass ihn einiges bedrücken musste.

Von draußen hörten sie schon die extrem laute Musik. »Isabelle ist wohl noch nicht zu Hause.« , meinte er.

Dag schloss auf. »Nee, aber so geht das nicht.« Die dröhnenden Klänge gepaart mit seinen quälenden Gedanken, machten ihn kirre.

Die Türe knallte er zu und stampfte Richtung Nias Zimmer.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now