𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟚𝟛

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Nia half Katja mal wieder beim Backen. Das tat sie natürlich nicht ohne Hintergedanken. Eigentlich wollte sie bei Robin vorbeischauen, doch der war gar nicht da, sondern mit Elias unterwegs. Deshalb hatte sie sich entschieden, dortzubleiben. Und als Vorwand benutzte sie halt die Arbeit in der Küche mit seiner Mutter.

Sie musste immer häufiger an ihn denken, was sie leicht verwirrte. Schließlich war das doch sonst nie ein Thema bei ihr gewesen. Es war Robin. Ihr bester Freund Robin.

Wieso fühlte sie so plötzlich und unerwartet mehr? Er hatte nichts getan. Er war wie immer gewesen, aber irgendwie hatte er ihr auch die Augen geöffnet, als er meinte, sie würde sich nie für einen netten Jungen entscheiden.

War sie tatsächlich die ganze Zeit blind gewesen, für das, was sie wirklich in einer Beziehung wollte?

»Magst du böse Jungs oder die lieben?« , fragte sie ohne jeden Übergang Katja.

Die Blondine blickte zu ihrem Mann, der nicht unweit von ihnen auf einem Sessel saß und sich einige handgeschriebene Zettel durchlas. »Ich stehe auf Männer.« , antwortete sie.

»Nein. Ich meine ... wieso picke ich immer die Jungs raus, die scheiße sind?«

»Weil es irgendwie genetisch so ist, dass wir auf Arschlöcher stehen.«

»Ich bin kein Arschloch.« , rief Vincent, der jedoch weiterhin, wie vertieft auf die Blätter sah.

»Nein, dazu komm' ich gleich.« , meinte seine Frau, ehe sie sich wieder Nia zuwidmete. »In der Liebe suchen wir immer nach ganz großen Gefühlen. Nach Leidenschaft ... ein Abenteuer. Bloß keine Langeweile. Und wer eignet sich dafür am besten? Genau, ein böser Junge. Jemand, der etwas Verbotenes und Gefährliches verkörpert.«

»Aber so toll ist das nicht.« , kommentierte Nia.

»Nein. Das Gefährliche am Bad Boy ist meist der durchaus vorhersehbare Herzschmerz und Liebeskummer. Und dennoch ziehen diese Typen uns magisch an.«

»Ja genau so ist das bei mir.«

»Na ja, du wirst jetzt sechzehn, also kann ich dir auch erklären, für was solche Jungs gut sind.« Katja griff nach dem Mehl, das sie, ohne abzumessen, in eine große Schüssel schüttete. »Die eignen sich nur für etwas Lockeres, aber nicht für eine ernsthafte Beziehung. Also solltest du den Gedanken in die Tonne kloppen, dass so ein Typ sich für dich ändern wird. Das werden die nie.«

»Meinst du nicht, dass sich so ein Gespräch eher mit deiner Mutter rentieren würde?« , fragte Vincent und sah jetzt das erste Mal auf.

»Wann denn? Die ist doch kaum da und wenn dann ist sie immer mit irgendwas beschäftigt.« , antwortete Nia, als sie hörte, wie Robin die Wohnung betrat.

Eilig öffnete sie auf ihrem Handy die Front-Kamera und besah ihr Antlitz, doch derjenige, der in die Küche trat, war Elias.

»Hallo.« , sagte dieser zu den dreien.

»Willst du gleich mitessen?« , fragte Katja ihn.

»Nein. Nein. Robin holt oben nur etwas und dann muss ich auch wieder nach Hause.« Er sah zur Nia. Er wusste, dass sein Freund ihr mit Absicht, seit seinem Auftritt, aus dem Weg gegangen war, damit seine Gefühle für sie endlich abklingen konnten.

Das sie nun hier in seiner Küche stand, würde er nicht gutheißen.

Nia indessen wollte ihr Gespräch mit Katja noch beenden, damit sie einen Anhaltspunkt hatte, wie sie Robin näher kommen könnte. »Ich weiß, das sich solche Typen nicht ändern.« , meinte sie deswegen zu ihr.

»Das freut mich, dann bist du schonmal einen Schritt weiter, als ich in deinem Alter. Ich hab' dafür länger benötigt, um zu realisieren, dass ich lieber den Kerl möchte, der mich nicht verletzt.«

Nia rührte in der Schüssel herum, obwohl noch so gut wie nichts an Zutaten drin war. »Ich weiß, das ich den lieben Jungen will.«

Elias grunzte auf und sah dann ertappt zu Boden.

Nia runzelte die Stirn.

»Oh, du hast jemanden in Aussicht?« , fragte Katja.

Sie zog die Lippen ein und nickte. »Aber ich weiß nicht, ob er auch so für mich empfindet.«

»Ganz einfach. Sag's ihm.«

»So einfach ist das nicht. Weil ich nicht weiß, wie ich anfangen soll.«

Katja nahm ihr den Löffel, mit dem sie sporadisch herumrührte, ab. »Also ich kann jetzt nur von meiner einstmaligen Situation reden. Ich hatte ein richtiges Arschloch an meiner Seite und ... Vincent ... ja, er war auch da. Ich hab' mich wohlgefühlt bei ihm, konnte mich fallenlassen, während bei meinem damaligen Freund die Fetzen flogen.«

»So geht's mir auch. Bei ihm kann ich so sein, wie ich bin ... und ich fühle mich wohl. So richtig wohl.«

Elias runzelte die Stirn, als er ihr ebenso heimlich zuhörte, während er so tat, als würde er irgendwelche Nachrichten auf seinem Handy durchlesen.

»Wenn er wirklich ein lieber Kerl ist, dann musst du die Zügel in die Hand nehmen Nia.« , mischte Vincent sich ein. »Von alleine schaffen die das nicht.«

Katja nickte. »Das stimmt.«

Genau in diesem Moment betrat Robin die Küche und sah erschrocken zu Nia, ehe er Elias ein Head-Set aushändigte. »Ehm, hier das ist der Einzige, den ich noch hab.«

»Danke. Ich werd's gleich ausprobieren.«

Nia nahm ihren Mut zusammen. »Robin, hast du Lust, wenn wir gleich noch etwas zusammen machen?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Keine Zeit. Sorry.«

»Okay.« Nia achtete auf Elias, der beide abwechselnd ansah und dann so aussah, als wäre ihm etwas in den Sinn gekommen.

»Gut, wir sehen uns.« , meinte dieser plötzlich und nahm seinen Rucksack.

Nia trocknete sich flink die Finger ab. »Warte. Ich komm' mit dir.«

»Was?«

»Wolltest du nicht mit mir backen?« , fragte Katja.

»Ich ... ich will doch nach Hause und dann fahre ich mit Elias 'n Stück.«

»Ehm. Okay.«

Nia nahm schnell alles, was sie mit hatte und verabschiedete sich, ehe sie mit Elias die Wohnung verließ.

»Da hast du den netten Jungen.« , meinte Vincent zu seiner Frau.

»Was für einen netten Jungen?« , wollte Robin neugierig wissen.

»Nia hat eben erzählt, dass sie ein Auge auf einen lieben Kerl geworfen hat und nicht weiß, wie sie es ihm sagen soll. Wir haben ihr geraten, sie soll das Regiment führen.«

Ein wenig wütend blickte er von einem Elternteil zum nächsten, ehe er ohne ein Wort zu sagen, nach oben stampfte und die Türe knallte.

Das hatte ihm noch gefehlt. Er versuchte Nia zu vergessen und die ... hatte sich wohl unerwartet in seinen besten Freund verguckt.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now