𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛𝟘

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»Hast du alles?« , fragte Dag, als Isabelle am nächsten Morgen ihren Koffer in den Flur schob.

»Ja. Denke ... Ich hoffe es.« Sie dachte kurz nach, ehe sie diesen weiter fortbewegte.

»Wieso fliegt ihr nicht?«

»Weil die meisten noch nie geflogen sind und richtige Panik haben.«

»Wolltest du nicht auch noch die Reisetabletten mitnehmen, um die denen in den Hals zu werfen. Die Fahrt ist lang.«

»Ach ja.« Sie ging ins Badezimmer und kam kurz danach mit der kleinen Packung wieder, die sie in eine Reißverschlussöffnung verstaute.

»Das hätte sonst eine Sauerei gegeben.« , meinte er und schlurfte in die Küche.

Isabelle blickte ihm nach. Das Gespräch mit Katja hatte sie nicht vergessen und es lag ihr seit gestern schwer im Magen.

Sie fragte sich seit diesem Zeitpunkt, ob er es auch fühlte.

Langsam und ein wenig unsicher schwankte sie ihm hinterher. Er hing an seinem iPhone und lächelte. »Bist du glücklich, Dag?« , horchte sie nach.

»Was?« Er sah auf und wirkte verunsichert. »Was meinst du?« Er steckte sich sein Handy in die Hosentasche.

»Ob du derzeit glücklich bist? So wie es momentan ... ist.«

»Ja.« , sprach er.

Sie sah ihn weiterhin an. Isabelle fand, dass er keineswegs geknickt aussah in letzter Zeit. Vielleicht empfand er ihre Situation auch nicht als so schlimm?! Er war immer der Stärkere von den beiden. Dag liebte sie bereits an den schwersten Tagen. Selbst wenn sie scheiße zu ihm war. Das wusste sie.

Ob es die Zeit war, wo sie ihn einen Seitensprung zugetraut hatte, oder wo sie ihm verschwieg, dass sie schwanger war ... selbst als Rio starb, hatte er seine Trauer beiseitegeschoben, um für sie da zu sein. Egal wie ekelhaft sie ihn behandelte. Er war immer da. Ihr Fels in der Brandung.

Vielleicht sah er nicht, dass sie beide in verschiedene Richtungen abgebogen waren?! Doch Isabelle wusste, dass sie einen Weg finden musste, damit sie wieder aufeinandertreffen würden. Denn selbst wenn er es bis dato nicht bemerkt hatte, sie spürte es ... und wollte es nicht. Sie konnte nur noch darüber nachdenken, was er tun würde, gesetzt den Fall, er würde es realisieren.

Würde er auch den Weg zu ihr finden wollen ... oder ging es ihm besser, da wo er sich gerade befand?

»Ich überlege, die Therapie wieder aufzunehmen.« , sagte sie schließlich.

»Wirklich?«

»Ich hab' Probleme und ... die sollte ich in den Griff bekommen.« , gab sie endlich zu.

Er nickte nur.

Dag wusste es. Er wusste, wie es um sie stand ... das war ihr jetzt klar. Allein seine Mimik hatte ihn verraten. Doch wieso unternahm er nichts?

Isabelle runzelte die Stirn, als an der Tür klingelte. »Das werden Çan und Ramona sein.« , sagte sie.

Dag holte sein Handy heraus. Tippte darauf herum und folgte ihr dann in den Flur hinein.

Sie öffnete die Türe. »Ihr müsst leise sein.« , sagte sie. »Meine Tochter schläft noch.«

»Nein. Die ist gestern Abend schon zu ... dieser Kimberly gefahren, als du geschlafen hast.« , meinte Dag.

Isabelle drehte sich um. »Oh. Okay. Wieso?«

»Sie bleibt die Tage über da.«

»Oh. Und du?«

»Was soll mit mir sein?«

»Ich meine, weil du alleine bist.«

»Mach' dir darüber kein'n Kopf.« , sprach er und lächelte.

»Genau Isabelle.« , meinte Çan. »Dein Mann wird die Zeit auch ohne dich überstehen.« Er griff nach ihrem Koffer.

»Ich habe noch einige Dinge dazu geschrieben, die wir uns mit denen ansehen können.« , sprach Ramona und klopfte auf ihr Büchlein mit dem Plüsch-Einband. Was sie weitersprach, verstand Isabelle nicht, denn sie war in Gedanken komplett woanders.

Dag blieb am Hauseingang stehen. Ihr Magen verkrampfte sich ein wenig, als sie sah, wie zufrieden er im Grunde dreinblickte.

Hatte er sich einfach nur damit abgefunden und wollte diese Zeit aussetzen, bis sie vorbei war, oder steckte eventuell mehr dahinter, als ihr lieb war?

Hatte sie ihren Mann bereits so weit von sich weggescheucht, dass er den Weg zurück gar nicht mehr fand? Geschweige denn finden wollte?

Sie näherte sich ihm. »Ich werde mich bei dir melden, wenn wir gut angekommen sind.«

»Ja. Mach das.« Er nickte.

Isabelle hob ein wenig ihre Hand, um ihn zu berühren, nahm sie aber dann verunsichert wieder zurück. Sie hatte irgendwie das Gefühl, als würde gerade ein Fremder vor ihr stehen und nicht der Mann, den sie bereits so viele Jahre kannte und liebte.

Sie wusste nicht mal wieso.

Lag es eventuell daran, weil sie ihn schon lange nicht mehr von sich aus mit Willen berührt hatte?

»Ich bekomm' das wieder hin.« , sagte sie, als wüsste er, was gerade in ihrem Kopf so alles vorging.

Seine Gesichtszüge veränderten sich. Isabelle konnte sie nicht so richtig deuten, aber sie erkannte einen Touch Selbstanklage, wenn sie genau hinsah.

Doch wozu?

Nahm er eventuell die komplette Schuld auf sich?

»Kommst du?« , rief Çan.

»Ja.« Sie nahm ihren Mut zusammen und küsste Dag leicht auf die Wange. »Wir sehen uns.«

Er nickte wiederholt und zog die Lippen ein, als er ihr nachsah. Dann schloss er die Türe.

Sein Magen verkrampfte sich leicht, wegen der Aussage von ihr.

Merkte sie eventuell etwas?

War es vielleicht doch nicht das Richtige, was er derzeit abzog?

Dag haderte mit sich und überlegte, ob er Carla doch absagen sollte. Nicht die kompletten Tage, aber zumindest die Nächte.

Sein Handy empfing eine neue Nachricht von ihr, wo sie schrieb, wie glücklich sie wäre, ihn gleich zu sehen.

Vor Isabelles Behauptung hatte er sich ebenso gefreut und eigentlich wollte er sich diese Zeit auch nicht vermiesen lassen.

Sie war es schließlich, die jetzt einen Trip machte, den er nebenbei bemerkt mit ihr machen wollte. Sie war es, die ihn eben nicht mal anfassen konnte, denn er hatte es zur Kenntnis genommen, wie sie abermals abstoppte. Nicht zu vergessen, dieser Kuss, der so lieblos wirkte, als wäre er nur irgendwer. Nichts Bedeutsames für sie.

Carlas Berührungen waren anders. Carla küsste ihn anders. Bei ihr fühlte er sich anders ... nicht so fehl am Platz.

Er ging ins Schlafzimmer und holte eine Reisetasche hervor, in der er schon einiges heimlich eingepackt hatte, als Isabelle im Badezimmer war, um sich fertigzumachen.

Warum sollte er sich jetzt auch Gedanken über Isabelle machen? Selbst wenn sie sich vorhin so geäußert hatte, zeigte ihre Körpersprache, dass sie sich bereits weit entfernt hatte von ihm.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now