𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟡

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»Wartet hier. Lange wird es bestimmt nicht dauern.« , sagte Dag und schloss die Autotüre. Er ging ein paar Schritte und stiefelte dann wieder zurück zu Vincents Auto und öffnete die Türe hinter dem Fahrersitz. »Wo ist das Büro?« , fragte er Robin.

Dieser rollte mit den Augen und schnallte sich ab. »Ich komm' direkt wieder.« Gemeinsam mit Dag ging er durch das Tor der Schule hindurch.

»Was hat sie angestellt?«

»Meine Lippen sind versiegelt.«

»Quatsch nit. Deine Lippen waren auch nit versiegelt, als du mir gesagt hast, dass sie zur Schulleiterin musste.«

»Weil ich dachte, du wüsstest das schon.« , meinte Robin. »Woher sollte ich wissen, das du mal, nicht, auf dein Handy guckst.«

»Komm pack aus.«

»Nö.«

»Robin.«

»Nee. Da hast du Pech Dag. Nia ist meine beste Freundin. Die verpetz ich nicht.«

»Ich werd' es doch eh in paar Minuten erfahren.«

»Ja, aber nicht von mir.« Robin grinste ihn an.

»Ich will doch nur wissen, ob es etwas Schlimmes ist.«

»Sie wartet bei der Schulleitung. In den Augen der Lehrer war es also schlimm.«

»In deinen nicht?« , horchte Dag vorsichtig nach.

Robin grunzte kurz auf. »Nö.«

Gedämpfter betrat Dag mit ihm das Gebäude. Als sie den langen Flur entlanggingen und die letzte Biegung nacht rechts nahmen, sahen sie Nia mit verschränkten Armen und Zornesfalten auf der Stirn vor dem Büro der Rektorin sitzen. Als sie jedoch ihren Vater sah, grinste sie zufrieden. »Boah zum Glück kommst du und nicht Mama.«

»Was hast du angestellt?« , fragte er.

»Nichts. Ich schwöre.« Sie schielte kurz zu Robin rüber.

Dag sah währenddessen von ihr zu ihm.

»Oh Sie sind ... Herr Kopplin?« , fragte eine zierliche kleine Frau mit dunklem Kurzhaarschnitt und Brille auf der Nase, die sie sich mit dem Zeigefinger nach oben schob, als sie ebenso den Flur mit viel zu schnellen Schritten entlangschritt.

Dag reichte ihr seine Hand. »Ja ich bin Nias Vater.«

Frau Barth sah auf ihre Armbanduhr. »Sie hatten wohl einen weiten Weg, wie mir scheint.«

»Ich war arbeiten. Tut mir leid.«

Die Rektorin sah zu Robin. »Hast du nicht schon längst frei?«

»Ich hab ihm nur gezeigt, wo er hinmuss.« , antwortete er sichtlich genervt.

»Das ist mein Neffe.« , meinte Dag irgendwie einzuwerfen.

»Oh.« Frau Barth sah von Nia zu Robin. »Verwandt also?! Das erklärt ja einiges.«

»Was soll das denn heißen? Ich falle nie auf.« Er betrachtete sie mit einer Falte zwischen den Augenbrauen.

»Da haben wir es ja.« , sagte sie mit einem gekünstelten Lächeln. »Die verwandtschaftliche Basis, die ich meine. Vorlaut, wie eh und je.«

Dag hatte keine Lust, ihr zu erklären, dass es kein bluts-verwandtschaftliches Verhältnis ist, deswegen schubste er Robin ein wenig zur Seite. »Warte im Auto.«

»Dann kommen Sie mal rein.« , sagte die Rektorin, nachdem sie die Türe aufschloss.

Die Wand hinter ihr war mit riesigen Fenstern versehen, die vom Boden bis zur Decke reichten. Dag fühlte sich sofort beobachtet, als er auf den Schulhof sah. »Na Sie haben aber alles im Blick.« , meinte er daraufhin.

Frau Barth sah hinter sich. »Oh ja. Mir entgeht nichts. Nicht wahr Nia?!« Sie setzte sich hin und holte eine Akte hervor. »So, wo sollen wir denn anfangen?«

Dag nahm den Platz neben seiner Tochter ein und sah hinaus auf einen kleinen Basketballplatz.

»So. Nia hattest du schon erzählt, was vorgefallen ist?« , fragte die Rektorin, und sah sie dabei nicht an, sondern blätterte weiter in einer dicken Akte herum.

»Ich hab erzählt, das ich nichts getan habe.«

»Ja. Ammenmärchen waren ja auch schon immer deine Stärken.« Sie behielt ihr dümmliches Lächeln bei und Dag hätte ihr am liebsten die Meinung gegeigt. »Kommen wir erstmal zu den kleinsten Vergehen. Ihre Tochter, Herr Kopplin, hat ihren Aufsatz bei ... ach ja Robin Stein abgeschrieben. Oder war es andersrum?«

»Liegt vielleicht daran, dass die zwei sehr oft ihre Hausaufgaben gemeinsam machen.« , verteidigte er Nia.

»Das war aber nicht Sinn der Aufgabe.«

»Inwiefern?« , horchte er nach.

»Weil man sich nicht auf den Lorbeeren anderer ausruhen sollte.«

»Hören Sie mal zu Frau ...« Er suchte nach einem Namensschild.

»Barth.« , gab sie von sich.

»Frau Barth ... im Erwachsenenleben wird so viel von Teamfähigkeit, arbeiten in Gruppen und so weiter erwartet, wieso sollten ihrer Ansicht nach, Kinder, alles alleine zustande bringen?«

Die Rektorin lächelte Dag an und darauffolgend Nia, an die sie dann auch ihr Wort richtete. »Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm, was sich hier mal wieder bestätigt.«

»Soll heißen?« Dag lehnte sich mehr nach vorne und sah sie eindringlich an.

»Ihre Tochter hat den Drang, immer ihre Meinung zu äußern, statt Sachen einfach mal hinzunehmen.«

»Und das Problem wäre wo?« Weiterhin sah er sie an.

»Sie sehen kein Problem in dem Verhalten ihrer Tochter?« Dag schüttelte den Kopf. »Sie finden es also in Ordnung, wenn Nia keinen Respekt gegenüber Erwachsenen, geschweige denn Autoritätspersonen vorweist?«

»Meine Tochter hat Respekt, dessen bin ich mir zu Hundertprozent sicher, aber wir haben sie nicht dazu erzogen irgendeiner Schafherde zu folgen und zu allem ja und Amen zu sagen.« , gab er von sich. »Wenn Nia eine andere Meinung zu irgendeinem Thema hat, sollte sie dies auch äußern können, oder finden Sie nicht?!«

Frau Barth gab ein komisches Geräusch mit geschlossenen Lippen von sich, bevor sie wieder in der Akte herumblätterte. »Ehe wir jetzt weiter um den heißen Brei herum reden, ihre Tochter hat heute Frau Baumann moniert, woraufhin diese sich Hilfe bei ... Herrn Stängel geholt hat, der Nia nach mehrmaligem Auffordern zum Trainingsraum befördert hat.«

»So war das gar nicht.« , meinte Nia direkt.

»Hab ich dir erlaubt zu reden?« Frau Barth sah sie streng an.

»Sie müssen meiner Tochter nicht die Erlaubnis geben zu reden. Ich hab ihr nämlich nicht das Sprechen beigebracht, damit sie stillschweigt, wenn sie eventuell fälschlicherweise zu etwas beschuldigt wird.«

Das künstlich aufgelegte Lächeln von Frau Barth blieb weiterhin bestehen. »Dann fahr mal fort Nia.«

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now