𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟚

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Dag stand vor dem Grill und legte das letzte Fleisch und Gemüse, das darauf brutzelte, auf zwei Teller, die Vincent ihm hinhielt.

Gemeinsam gingen sie zu dem Tisch, der sich auf der Terrasse der Kopplins befand. Isabelle und Katja stellten gerade die letzten Salate und das aufgewärmte Brot aus dem Backofen auf das Möbelstück, ehe sich alle vier hinsetzten.

»Oh, das sieht lecker aus.« , meinte die Blondine und inhalierte den Duft.

Vincent war der Erste, der sich seinen Teller befüllte. »Könnt ihr mir mal sagen, was mit euch beiden los ist?« , erkundigte er sich schließlich bei seinem besten Freund und seiner Frau.

»Was meinst du?« , fragte Isabelle.

»Was ich meine?!« Er sah kurz zu Katja. »Seit wir hier sind, habt ihr zwei einen Satz je miteinander gewechselt und die lauteten: Könntest du die Teller raustragen? Und Dags Antwort: Ja, mache ich.«

»Ja, genau so!« , stimmte Katja mit einem Nicken zu. »Mehr gab's bisher nicht.«

Dag, der sich gerade etwas auf seinen Teller getan hatte, stellte diesen ab, sah kurz zu Isabelle und drehte sich dann zu Vincent. »Sie hat meiner Tochter gesagt, sie soll Sex haben.«

Der Mund seiner Frau ging auf, als sie ihn ansah. »Deiner Tochter?« Sie stierte ihn regelrecht an. »So war das gar nicht.«

»Natürlich.«

»Nein.« Sie drehte sich zu Katja. »Nia hat jetzt einen Freund.«

»Ja, und deswegen will sie mit meiner Kleinen zum Frauenarzt und ihr die Pille besorgen.«

»Oh, das ist aber echt etwas früh, oder nicht?« Vincent sah dabei Katja an, doch sie blieb still und ließ Isabelle weitersprechen.

»So ganz kurz, bevor mich hier jeder an den Pranger stellt.« , versuchte sie ihre Sicht zu erklären. »Der Junge ist sechzehn.«

Vincent sah zu Dag rüber. »Sechzehn?«

Er nickte. »Ja, davon bin ich auch nicht begeistert, aber irgendwie mutiert Mutter Gans momentan zur Lockerflockigkeit. Keine Ahnung, ob das ihre Hormone sind, aber sie findet es auf die eine oder andere Weise in Ordnung.«

»Echt jetzt? Mutter Gans?« , keifte Isabelle laut. »Mir ist das auch nicht Recht, aber du kannst ihr doch nicht vorschreiben, in wen sie sich verlieben darf und in wen nicht.«

»Natürlich kann ich das. Ich bin ihr Vater.« , brüllte er.

»Ja? Dann erinnere ich dich mal an meinen Vater.« Provozierend funkelte sie ihn an.

»Das ist doch etwas komplett anderes.« , schrie er sie an. »Deine Eltern waren nicht ganz klar im Kopf.«

»Stopp. Aufhören.« , sagte Vincent. »Jetzt redet ihr mal normal miteinander.«

Katja nippte an ihrem Getränk und sah dann zu Dag rüber. »Also ich bin auf Isabelles Seite.«

»Freut mich.« , antwortete er voller Ironie und blickte als Nächstes zu Vincent.

»Ich wollte mich enthalten.« , erwiderte dieser.

»Hör mal zu Dag.« , meinte Katja. »Der Junge ist sechzehn. Der hat mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Kindergartenbeziehung mit deiner Tochter im Kopf.«

»Dem werde ich dazu noch etwas sagen.«

»Denkst du wirklich, dass du einem sechzehnjährigen Jungen sagen kannst, er soll seine Python im Käfig lassen?«

»Hey. Hey. Hey. Hey. Hey.« , sagte er und hielt sich die Ohren zu.

»Sie hat schon Recht.« , meinte Vincent. »Hättest du dir damals von jemanden verbieten lassen Sex zu haben?«

»Das ist wieder etwas anderes. Weil ich hab mir mit sechzehn bestimmt keine Dreizehnjährige geklärt.«

»Sie wird jetzt vierzehn.« , meinte Isabelle.

»Und die Mädchen von heute sehen viel älter aus.« , gab Katja noch hinzu.

»Dag, ich will ihr damit nicht sagen: Hier Nia, nimm die Pille und vergnüge dich.« , sprach Isabelle nun ruhig. »Mir geht es darum, dass sie nicht ohne Verhütung ist, wenn es so weit sein sollte. Sie wird auch beim Frauenarzt diesbezüglich mehr aufgeklärt. Meinst du nicht der Gedanke, dass es eventuell bald passieren könnte, macht mich nicht auch verrückt und das ich innerlich bete, dass sie sich noch viel Zeit lässt?«

»Du willst das auch nicht?« , fragte er.

»Nein. Natürlich möchte ich das auch nicht, aber ... hast du vorher jemanden um Erlaubnis gebeten, als du dein erstes Mal hattest.«

»Nein.« , antwortete er leise.

»Und genauso wird es auch mit Nia ablaufen. Sie wird nicht vorher zu uns kommen und sagen, was sie tun wird. Es wird irgendwann geschehen. Und dieses irgendwann kann auch erst in ein, zwei Jahren so weit sein. Das wissen wir nicht, aber ich will, das unsere Tochter geschützt ist. Nicht nur vor einer Schwangerschaft. Ich will mit ihr offen darüber reden können, wie wichtig Verhütung ist.«

»Muss ich auch mit ihr darüber reden?« Er kniff die Augen dabei ein wenig zusammen.

»Nein, wenn du das nicht willst, mache ich das.« , sagte sie und zeigte des Weiteren auf ihren Bauch. »Aber bei dem jungen Herrn hier wirst du dann die komplette Aufklärung in die Hand nehmen.«

»Oh ja. Das wird einfacher.« Er lächelte sie an und kratzte ein wenig verlegen mit der Gabel auf seinem Teller herum. »Tut mit leid, ich wollte dich nicht anbrüllen.«

Ihre Mundwinkel hoben sich ebenfalls an. »Mir tut es auch leid.«

»Gut. Dann hätten wir das geklärt und es läuft jetzt hoffentlich wieder harmonisch ab.« , sagte Vincent. »Is' ja nich' mit anzusehen, wenn ihr beide euch streitet. Da kommt man sich vor, wie im falschen Film.« Er stopfte sich endlich etwas in den Mund und sprach dann weiter. »Aber ich würde erst einmal abwarten. Robin hat sich zum Beispiel die ganzen Wochen, Monate fertig gemacht, weil er ja ach so verliebt war und jetzt is'r mit dem Mädchen zusammen und ich merke richtig, wie gelangweilt er von ihr ist.«

»Ich weiß auch wieso.« , meinte seine Frau daraufhin.

»Wieso?«

»Weil sie definitiv nicht das Mädchen ist, das er wollte.«

»Wie kommst du darauf?«

»Ich seh' so etwas.«

»Du meinst also, er ist nur mit ihr zusammen, um die andere eifersüchtig zu machen?«

»Eifersüchtig machen. Um sich selbst abzulenken, weil er die Richtige vielleicht nicht bekommt ... ich weiß nicht den genauen Auslöser, aber sie ist nicht diejenige, weshalb er die ganze Zeit so drauf war und im Grunde noch ist.«

»Die Liebe kann schon scheiße sein.« , sagte er daraufhin.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt