𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚𝟠

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»Es ist voll kalt.« , maulte Nia herum, als sie mit Robin umherging. »Und mir ist langweilig.«

»Wir können ja nach Hause gehen.«

»Neeeeeee. Darauf hab ich auch kein'n Bock.« , sagte sie. »Sollen wir vielleicht doch mal bei der Party vorbeischauen? Nur kurz?!«

Robin schüttelte seinen Kopf. »Nö.«

»Wieso?«

»Weil ich darauf kein'n Bock hab.« , wiederholte er ihren Satz von vorhin. »Hast du nicht gesagt, die ist erst abends? Und was willst du da überhaupt?«

Nia zuckte mit den Schultern. »Lorena hat jetzt auch einen Freund.«

Robins Schultern zuckten ebenso. »Und?«

»Verstehst du nicht? Alle werden älter und bekommen ihren ersten Kuss. Und ich? Ich lauf doof durch die Straßen rum.«

»Ich weiß nicht, warum du so gerne geküsst werden willst?!«

»Weil das halt ... ich will nicht die Letzte sein.«

»Die Letzte. Die Erste. Das interessiert doch keinen.« Robin trat einen Stein vor sich her.

»Doch mich.« , sagte sie. »Irgendwann kann ich nicht mehr mitreden und mit wem soll ich mich dann unterhalten?«

»Mit mir.«

»Du bist doch etwas anderes.« Nia gab ihm lachend einen kleinen Schubs. »Wir finden immer irgendwas, über das wir reden können.«

»Auch wenn es mich nicht interessiert.« , sagte er leise und lachte dann, als er bemerkte, dass Nia ihn verstanden hat. »War nur'n Joke.«

»Du bist halt jünger als ich. Du verstehst das noch nicht.«

»Ich glaube, ich würde das auch nicht verstehen, wenn ich älter wäre.«

»Ich bin ein Mädchen.«

»Sach' bloß?!« Er sah sie geschauspielert verwundert an.

Nia lachte. »Du bist ein Idiot.«

»Du wirst schon irgendwann geküsst.« , sagte er nach einer Weile.

Nia setzte sich auf eine Bank, als sie an einem Spielplatz vorbeigingen. »Wenn ich doch auf die Party gehen würde, bestimmt.«

»Du willst doch nicht echt, das Luca dein erster Kuss ist?« Robin setzte sich neben sie.

»Eigentlich ist mir das egal, wer es ist. Hauptsache ich kann sagen, ich wurde geküsst.«

Es kam so überraschend, dass Nia gar nicht wusste, wie ihr geschah. Binnen Sekunden klebten Robins Lippen für eine kurze Zeit auf ihren. Es war ein rascher minimaler Kuss und doch sah sie ihn erschrocken an.

»So. Jetzt bist du nicht mehr ungeküsst. Könnten wir jetzt irgendwas anderes machen?«

»Was hast du getan?« Sie sah ihn weiterhin fassungslos an.

»Du wolltest geküsst werden.«

»Ja, aber doch nicht ... du ... du hast alles kaputt gemacht.« Ein wenig erbost stand sie auf.

»Was?«

»Ja, was soll ich denn sagen, wenn mich jemand nach meinem ersten Kuss fragt?« Die Falten auf ihrer Stirn wurden ausgeprägter. »Mich hat mein Cousin als Erstes geküsst? Toll.«

»Wir sind nicht richtig verwandt.« , wiederholte er, wie so oft.

»Trotzdem.« Mit verschränkten Armen setzte sie sich wieder neben ihm hin.

Robin fuhr sich mit der Zunge über seine Lippen. »Ist das Kaugummi?« , fragte er.

»Mein Lipgloss. Bubblegum-Geschmack.« , gab sie schmollend von sich.

»Der schmeckt nicht.«

»Du sollst den ja auch nicht essen.«

»Ich schmecke den aber.« Er rieb sich mit seinen Fingern über den Mund. »Komm, lass uns zum Kiosk. Ich muss irgendwas essen, damit ich den Geschmack von den Lippen bekomme. Am besten ein paar Chips oder so.« Er glitt abermals mit seiner Zunge über die Lippen.

»Du übertreibst voll.« , sagte sie und lachte nun dennoch. »Alle sagen, die Jungs mögen den Lipgloss.«

»Also ich nicht.«

Nia ging neben Robin Richtung Kiosk. »Sag das aber keinem, okay?!«

»Was?«

»Ja, dass du mich als Erstes geküsst hast.« , sagte sie. »Das kommt voll komisch rüber.«

»Keine Sorge. Wem soll ich das schon erzählen?« Er sah ein wenig nachdenklich auf den Boden, als sie weiter den Weg entlangschritten und schließlich an einem Kindergarten vorbeigingen.

»Hey.« , ertönte plötzlich eine Jungenstimme.

Nia sah hinter die Umzäunung. Dort stand ein Junge mit dunklem Haar, die leicht lockig waren. Er lächelte sie an und stellte einen Besen, mit dem er den Boden fegte beiseite. »Haste vielleicht 'ne Kippe?«

»Nein.« , antwortete sie ein wenig schüchtern und strich sich einige Haare hinters Ohr. »Ich rauche nicht.«

»Oh. Okay.« Er trat näher an den Zaun. »Wie heißt du?«

»Nia.«

»Schöner Name.«

»Danke.« Sie grinste verschämt.

»Nia, wir wollten zum Kiosk.« , sagte Robin.

»Ehm, ja geh' schon ma'. Ich komme nach.« Sie lächelte weiter den Jungen an.

Robin zog die Augenbrauen zusammen. »'kay.« Er trat abermals nach dem Stein und drehte sich nochmal um, bevor er schließlich alleine weiterging.

»Ich bin Jenaro.« , sagte der Junge, um sich nun vorzustellen. »Wie alt bist du eigentlich?«

»Ehm ... dreizehn.«

Er sah sie mit großen Augen an. »Was? Du bist dreizehn? Nie im Leben. Du siehst älter aus.«

Ihr Grinsen wurde breiter und sie strich sich erneut eine Locke hinters Ohr. »Wirklich?«

»Klar.« Er lächelte.

»Wie alt bist du denn?« , fragte sie ihn.

»Fünfzehn. Ich werde jetzt sechzehn.«

»Oh. Okay. Und was ... machst du hier?«

Er blickte sich um. »Sozialstunden.« Darauffolgend fügte er noch ein Achselzucken hinzu.

»Oh okay.« , wiederholte sie.

»War das dein Freund?« Er nickte in die Richtung, in die Robin gegangen war.

»Ehm ... nein. Mein ... bester Freund. Cousin. Alles halt.« Sie biss sich verlegen auf die Unterlippe.

»Schade das du erst dreizehn bist.« , sagte er und drehte sich um, um nach seinem Besen zu greifen.

»Warum?«

»Wärst du etwas älter, hätte ich dich ma' gefragt, ob du Bock has' dich mit mir zu treffen.«

»Oh.« Sie sah auf den Boden, bevor sie wieder in seine Augen blickte, die bernsteinfarben funkelten. »Aber ...«

»... du bist halt zu jung.« , unterbrach er sie.

Nia wollte eher sagen, dass es nur zwei Jahre wären, doch nach dieser Aussage blieb sie lieber still.

»Kommst du?« , fragte Robin mit einer Tüte Chips in der Hand.

Sie nickte ihm zu.

»Vielleicht sieht man sich ja nochmal ... Nia.« , meinte Jenaro und lächelte, ehe er sich nun doch eine Kippe aus der Hosentasche holte und sie einfach auf dem Kita-Gelände anzündete.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now