𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟡𝟙

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»Ja. aber das hätte dir klar sein müssen.« , meinte Isabelle, als sie mit Dag telefonierte, der mit Nia, Robin und einigen Traceuren in Paris war. Eigentlich war derzeit die Festivalsaison, aber natürlich ließ Dag sich sein anderes Hobby nicht nehmen und nutzte diese kurze Auszeit. Das seine Tochter immer noch sauer auf ihn war, da sie ihren Freund, der sich tagtäglich bei ihr meldete, nicht sehen durfte, vermieste ihm zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Laune in Frankreich.

Isabelle stellte das Handy auf laut, als sie es mit ins Badezimmer nahm und neben das Waschbecken ablegte.

»Nein. Sie hängt nur im Zimmer, statt mal ein wenig mitzumachen.« , meckerte er.

»Ja, was hast'n du erwartet? Du verbietest ihr die ganze Zeit rauszugehen.«

»Aber hier in Paris doch nicht.«

»Dag du ... vertragt euch einfach, okay.«

»Ich hab keinen Streit mit ihr. Das nennt sich Erziehung. Und damit muss sie klar kommen.«

»Du warst all die Jahre wie ein Freund, da kannst du nicht erwarten, das sie von heut auf Morgen auf den Es-folgen-jetzt-Konsequenzen-Zug aufspringt.« Sie zog ihr Oberteil aus und warf es in die Wäsche, ehe sie sich auch ihrer Hose entledigte.

»Ja ich rede nochmal mit ihr.« , stöhnte er leicht genervt von dem bevorstehenden Gespräch.

Isabelle lachte. »Ich muss mich jetzt auch etwas beeilen. Vincent und Katja kommen gleich. Wir wollten eine Kleinigkeit essen gehen.«

»Mach das. Ich liebe dich.«

»Ich dich auch.« Sie legte auf und ließ das Handy dort liegen, während sie ihren Slip auszog, die Dusche anmachte und schließlich hineinging.

Sie sang Rewrite the Stars aus dem Film The Greatest Showman, da sie den vorhin auf der Couch noch angesehen hatte, und irgendwie blieben die Songs danach immer tagelang in ihren Ohren hängen.

Gerade als sie sich die Spülung auswusch, klingelte ihr Handy. Sie sah hinaus und konnte erkennen, dass es Dag war, der sie abermals anrief.

Vor sich her murmelnd stieg sie aus der Dusche und lief klatschnass und tropfend geradewegs zum Waschbecken. Sie konnte gerade noch den grünen Hörer zur Seite wischen, als sie mit beiden Füßen gleichzeitig über den glatten nassen Boden rutschte und mit Wucht auf ihren Hintern landete.

Wie in einer Schockstarre verharrte sie einige Sekunden in dieser Position. Ihr Herz raste. Kalter Angstschweiß machte sich auf ihrer Stirn bemerkbar und sie hörte Dag wie aus weiter Ferne ihren Namen rufen.

Ihre bebenden Hände legte sie auf ihren Bauch, ehe sie in ihren Schritt fühlte und ihre Finger ansah. Nichts. Kein Blut. Absolut nichts.

Am ganzen Körper zitternd stand sie auf und drückte auf den Lautsprecher. »Isy? Isy? Was ist los?«

Sie sprach zuerst tonlos, bis sie bemerkte, dass sie gar keine Stimme erzeugte. Ihr Blick fiel in den Spiegel. Sie war kreidebleich. Für einige Sekunden schloss sie die Augen und atmete tief ein, während Dag noch immer nach ihr rief.

»schbin...ngfalln.« , kam es mehr als unverständlich aus ihrem Mund.

»Was? Isy? Ich hör' dich kaum. Was ist los?«

Wieder schloss sie die Augen und versuchte, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Ihre Hände hielten krampfhaft die Armatur fest, während sie wiederholt testete die Buchstaben in ihrem Mund zu einem Satz zu formen. »Ich ... bin ... hingefallen.« , kam schließlich schleppend, jedoch deutlicher, aus ihr heraus.

»Was? Wie? W-w-w-was?« Dags Stimme wurde nervös. »Was ist passiert? Musst du ins Krankenhaus?«

»Ich war duschen und ...«

»Bist du ausgerutscht?« , fragte er und sprach weiter. »Ich sag dir die ganze Zeit, du sollst dich richtig abtrocknen ... ist denn alles okay?«

»Ich ... ich weiß nicht.«

»Hast du Schmerzen. Hast du ...«

»Ich weiß nicht. Ich ...« Ihre Hände zitterten so extrem und doch legte sie ihre Rechte abermals auf ihren Bauch.

»Ruf Vincent an. Ich mach' mich sofort auf den Weg zurück.«

Isabelle hörte gar nicht hin. Sie versuchte, irgendwas zu ertasten, doch durch das Zittern vernahm sie nur sich selbst. Erneut atmete sie ein wenig mehr ein, als sie plötzlich extreme krampfartige Schmerzen im Unterbauch verspürte und daraufhin aufschrie.

»Isy? Was ist los? Isy?« Dag brüllte vor lauter Unruhe und Besorgnis ins Telefon. »Ruf Vincent an. Nia ruf Vincent an, er soll sofort zu deiner Mutter und einen Krankenwagen rufen. Los.«

»Was ist denn los?« , hörte man Nia aus der Ferne sagen.

»Ruf an. Mach.« , schrie er. »Isy? Red' mit mir. Was ist los? Isy?«

Isabelle hatte das Gefühl, sie würde starke Wehen haben, weshalb sie versuchte, diese Schmerzen irgendwie wegzuatmen. Als ihre Innenschenkel unerwartet zu kitzeln begannen, griff sie intuitiv mit ihrer Hand erneut in ihren Schritt. Als sie ihre blutenden Finger betrachtete, schrie sie weinend auf.

In Tränen aufgelöst, sprach sie endlich. »Ich blute. Dag, ich blute.«

»Nia hat Vincent angerufen. Er kommt mit dem Ersatzschlüssel. Beweg' dich nicht. Ich fahre sofort nach Hause. Es wird alles gut.«

Die Schmerzen wurden stärker und sie traute sich nicht, sich auch nur ein wenig zu bewegen. Sie sah hinab auf das dunkelrote Blut, das zu Boden lief.

Ihr Herz raste so schnell, das sie kaum noch Dags Stimme vernahm, der immer wieder auf sie einredete und zeitgleich mit Nia, Robin und irgendjemanden sprach, der sie nach Hause fahren müsste.

Isabelles Augen flimmerten und in ihren Ohren rauschte es von Mal zu Mal mehr. »Dag.« , kam über ihre Lippen.

»Isy ich bin unterwegs. Ich bin schon fast im Auto.« Ihm war klar, dass er über elf Stunden entfernt von ihr war, und dennoch wollte Dag, dass sie wusste, wie sehr er sich beeilte.

»Mir geht's nicht gut. Ich ...« Ihr wurde unerwartet heiß, während ihr so übel wurde, dass sie dachte, sie müsste sich jeden Moment übergeben. Das Geräusch in ihren Ohren verstärkte sich immens und der Schwindel war so extrem, als hätte sie sich Minuten im Kreise gedreht.

Dann kam die Dunkelheit.

Dag hörte einen Rumms, als Isabelle erneut zu Boden fiel. Er rief ihren Namen, so oft er nur konnte. Doch er vernahm grade mal das Rauschen der Dusche, die weiterhin im Hintergrund lief ... sonst nichts.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now