𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟚

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Vincent und Dag stiegen aus dessen Auto aus. Das Parkhaus, in dem sie sich befanden, war nicht voll besetzt.

»Und was willst du jetzt hier genau?« , fragte Dag, als sie den Aufzug zum Kaufhaus erreicht hatten und einstiegen.

»Ich will mich nochmal umsehen, wegen Robins Geschenk zum Geburtstag.«

»Nia will nur Geld. Ich find' das so auf Zweckmäßigkeit getrimmt.«

»Ja ich weiß. Robin hat jetzt auch keinen Wunsch geäußert.«

»Nia schon. Sie sagte, sie kauft sich lieber selber etwas.« Dag ging neben ihm her, als sie auf der gewünschten Etage ausstiegen. »Weißte, erst der Geburtstag, den sie nicht mit uns feiern will, dann so ein unpersönliches Geschenk. Für sie zählen nur noch andere Dinge.«

»Es kommen auch wieder bessere Tage.« , sagte Vincent. »Das sind Teenager. Die wissen gar nicht was sie wollen oder was gut für sie ist.«

»Nee das liegt an diesem Typen. Seitdem sie mit ihm zusammen ist, hat sie nur noch ihn im Kopf. Weißte wie oft ich nachts in ihr Zimmer stürme, damit sie aufhört, mit ihm zu telefonieren. Der hat pure Langeweile und pennt den ganzen Tag und Nia soll springen, sobald er Zeit hat. So habe ich sie nicht erzogen.«

»Wenn man verknallt ist, setzt das Gehirn teilweise aus.«

»Aber doch nicht so. Sie vernachlässigt die Schule, weil sie nur noch übermüdet ist. Sie kommt nicht mehr zum Parkour, weil sie lieber drauf wartet, dass der Idiot wach wird und ihr sagt, wann sie sich treffen. Nia sitzt nur noch abrufbereit in ihrem Zimmer.«

»Das wird aber nicht ewig so sein Dag. Wenn man die erste Beziehung führt, ist das doch meist so. Man hängt nur aufeinander und irgendwann ist man eh gelangweilt. Du musst es einfach nur absitzen.«

»Ich gebe dir gleich aufeinanderhängen.«

»Warte einfach ab.«

»Jaja. Abwarten und Tee trinken, oder was?!«

»Genehmige dir lieber den ein oder anderen Jägermeister.« , sagte Vincent und ging in ein Musikgeschäft hinein.

»Was willst du hier?« , fragte Dag.

»Ich weiß noch nicht.« Vincent sah sich um. »Robin macht Musik. Er denkt, ich weiß das nicht, aber ich bin nicht blöd. Seine Digital Audio Workstation ist nicht mehr da. Er hat da jetzt 'nen Karton liegen und mit einem Handtuch abgedeckt, damit ich denke, die würde sich darunter befinden.«

»Vielleicht hat der die vercheckt.«

Vincent drehte seinen Kopf. Ähnlich wie eine Eule mit großen Augen blickte er seinen besten Freund an. »Willst du mich umbringen?«

Dag lachte. »War ja nur ein Gedanke.«

»Nein. Er macht definitiv Musik. Ich hab ihn letztens auch erwischt, wie er versucht hat, 'nen Song zu schreiben.«

»Und warum macht er es heimlich? Ich meine, du bist sein Vater. Sollte er sich da nicht gemeinsam mit dir hinsetzen?«

»Robin ist nicht Nia. Die hat schon immer alles gefeiert, was du machst.«

»Jetzt auch nicht mehr.«

»Klar. Tief in ihrem Inneren bist du immer noch ihr Held. Der große Manitu.« , sprach Vincent. »Aber Robin, dem war schon immer irgendwie alles peinlich. Und voll viele sagen in schöner Regelmäßigkeit zu ihm, wenn ich sein Vater bin, wieso er dann nicht auch musikalisch unterwegs ist.«

»Is' ja kein Muss.«

»Natürlich ist das kein Muss. Ich würde ihn niemals in diesem Zusammenhang zwingen. Deswegen freut es mich umso mehr, dass er von alleine die Leidenschaft dazu entwickelt hat.«

»Und du bist sicher, dass er das macht?«

Vincent nickte. »Worauf du einen lassen kannst. Voll oft ertönt von oben auch immer ein wenig Musik, die er selber spielt. Ich denke, er nimmt einzelne Parts auf.«

»Und was hast du jetzt genau vor ihm zu schenken.«

»Ich hatte eigentlich vor den Keller für ihn fertig zu machen.«

»Fertig?«

»Ja ein kleines Studio. Alles abdichten, damit es schalldicht ist. Neuer Computer. Viel bessere DAW. Eventuell die Kopfhörer von den Vorgängern, die wir mal hatten. Ein paar gute Monitor Lautsprecher. Midi Controller. Mikrofon ...«

»Wird'n teurer Spaß.« , bemerkte Dag. »Er wird nicht achtzehn.«

»Ja ich weiß. Aber ... irgendwie hätte ich auch Spaß daran. Erinnert mich dann ein wenig an uns, wie wir jung waren und in meinem Kinderzimmer gestartet haben.«

»Ja genau. Das ist der Punkt. Wir haben klein angefangen und nicht direkt ein kleines Mini-Studio geschenkt bekommen. Zudem weißt du doch gar nicht, ob er das wirklich so will.«

»Wie meinst du das?«

»Ja so groß.«

»Hmm«

»Wenn er seine DAW irgendwo hingeschleppt hat, dann hat er auch einen Ort, wo er Musik macht, und vielleicht will er das sogar lieber dort weiterhin machen. Heimlich.«

»Meinst du?«

»Warte doch einfach, bis er selber zu dir kommt und mit dir über Musik spricht.« , sprach Dag und sah sich eine E-Gitarre an. »Glaub mir. Früher oder später wird Robin schon Hilfe bei dir suchen ... sobald es ihm mit der Musik wichtig ist. Auch wenn es ihm peinlich ist, aber von der Tonkunst verstehst du halt einiges.«

»Also soll ich die Idee ... verwerfen?«

»Im Hinterstübchen behalten.«

»Dann weiß ich immer noch nicht, was ich ihm holen könnte. Vielmehr, Katja und ich.«

»Denkst du, Nia würde sich über eine neue E-Gitarre freuen?« Dag hielt das Teil weiterhin in seinen Händen.

Vincent zuckte mit den Schultern. »Jetzt wünsche ich mir doch, die wären noch jünger. Da war es echt einfacher.«

»Sag ich doch.« Dag legte die Gitarre beiseite und verließ mit ihm den Laden. »Werden wohl doch länger hierbleiben, als gedacht.«

»Oder kürzer.« , meinte Vincent. »Mir würde nämlich jetzt spontan nichts einfallen, wo wir hingehen könnten.«

Dag lachte auf. »Wir sind eben an 'nem Laden vorbei mit Babyklamotten. Ich hab voll den süßen Strampler im Schaufenster gesehen. Dann lass uns das vorrangig machen und vielleicht fällt uns dann noch etwas für unsere pubertierenden Monster ein.«

Vincent stimmte zu und beide gingen den Weg zurück.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt