𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙𝟠

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»Bist du aufgeregt?« , fragte Dag seine Tochter, als sie zwei Wochen später bei Andi in der Bar waren, wo Nia auftreten durfte.

»Ein büschen.« , murmelte sie und sah sich um.

Es war für sie ein seltsames Gefühl zu wissen, das ihre Mutter damals hier aufgetreten ist und das dies der Ort war, wo ihre Eltern die Liebe fanden.

Sie hatte noch zwei Freundinnen mit, die für die Instrumente verantwortlich waren.

»Kann ich etwas trinken?« , fragte sie ihren Vater.

Dag sah sich um. Isabelle saß mit Katja, Vincent, Robin und Selina an ihrem Tisch.

»Hey Andi. Mach mal einen Drecksack.« , rief er ihm zu.

Er schmunzelte und schüttete Cola und Bier in ein Glas, das er ihm dann übergab. »Du musst nicht aufgeregt sein.« , meinte dieser zu Nia. »Du bist richtig gut.«

Sie lächelte und trank einen Schluck.

»Das bleibt unter uns. Und ist nur einmalig jetzt.« , sagte ihr Vater.

»So klein bin ich auch nicht mehr.« Sie trank erneut und machte das Glas somit leer.

»Ja ich seh's. Wie es sich herausstellt, haben wir schon ein wenig Erfahrung.« Er zog die Augenbrauen hoch.

»Man ist nur einmal jung.«

Sein Handy ging und er sah kurz drauf. Es war Carla, die ihm viel Spaß wünschte, da er ihr erzählt hatte, dass seine Tochter heut einen Auftritt haben würde, und gleichzeitig schrieb sie, wie sehr sie sich auf morgen freuen würde, weil sie sich dann wiedersehen würden.

In den zwei Wochen haben die beiden sich fast täglich gesehen. Die meiste Zeit waren sie im Park gewesen. Ein einziges Mal waren sie Eis essen und einmal waren sie in einem Kletterpark, weil Carla etwas mit ein wenig Action machen wollte.

Jedes Treffen beinhaltete viel gute Laune und Gelächter. Dag fühlte sich einfach nur wohl in ihrer Nähe.

- Ich danke dir.

Tippte er schnell und sah seine Tochter wieder an, als er sein Handy wegsteckte. »Mach dir keinen Kopf. Du halt Talent. Also rock das Haus.«

Nia lächelte, während Dag sich ein härteres Getränk bestellte und zurück an den Tisch ging.

Sie sah sich um. Es waren nicht so viele ALTE Leute da, wie sie angenommen hatte. Sogar einige Jüngere. Ein Typ, der mit ein paar seiner Freunde wohl da war, gefiel ihr irgendwie. Er hatte ganz viele Tattoos und beobachtete sie gelegentlich.

»Den würde dein Vater nicht gerne an deiner Seite sehen, glaub mir.« , sagte Andi, als er ihren Blick bemerkte.

»Wieso?« , fragte sie.

»Der schleppt hier jede Woche 'ne andere ab.«

»Ja, aber das heißt ja nichts. Für die Richtige würde sich so ein Typ auch ändern.«

»Du lernst auch nichts, oder?« , sagte Robin, der das kurze Gespräch mitbekommen hatte, weil er Nia eigentlich viel Glück wünschen wollte.

»Was meinst du?«

»Stehst du darauf, dass man dir wehtut?«

»Was?« Irritiert blickte sie Robin an.

»Ja, ich meine ... früher dachte ich noch, du bist einfach ... keine Ahnung, aber du wählst mit Absicht nur solche Typen.«

»Was für Typen?« Sie realisierte nicht, worauf er hinauswollte.

»Nia, du würdest nicht einmal den netten Jungen nehmen, egal mit vielen weißen Fahnen er vor dir herum wedelt, damit du auf ihn aufmerksam wirst. Du bemerkst es einfach nicht.«

»Welcher nette Junge? Natürlich würde ich einen Netten bevorzugen.«

Er rollte mit den Augen. »Wie gesagt, du bemerkst es einfach nicht. Aber ist egal. Dein Typ ist wohl eher die Arschloch-Variante.« , sagte er. »Ach ja. Viel Glück. Bei beidem.« Er zeigte auf die Bühne und den Jungen. Hiernach ging er auch wieder an den Tisch zurück.

Nia verstand nicht, warum Robin gerade so reagiert hatte. Sie sah ihm nach, dann auf den Jungen, anschließend zur Bühne, wo ihre Freundinnen, sie bereits zu sich winkten.

Mit kribbelndem Bauchgefühl ging sie zu ihnen und stellte sich in die Mitte ans Mikrofon, wo sie gleichzeitig noch ihre E-Gitarre überstreifte. Ihr Blick fiel zuerst auf Robin und sie fragte sich, ob er eventuell Krach mit Selina hatte, weil diese möglicherweise auf einen anderen Typen stehen würde und er deshalb soeben derartig reagiert hatte.

Die Leute applaudierten und holten sie aus ihren Gedanken in die Realität. Sie stellte sich vor und erzählte auch, wie stolz sie sei, hier zu stehen, wo damals schon ihre Mutter gestanden hatte und das selbst ihr Vater paar Mal bereits hier aufgetreten war.

Für Isabelle war es ebenso ein sehr emotionaler Moment und sie sah stolz auf ihre Tochter, als diese Faded Love von Leony anstimmte, den sie coverte.

»You left your ugly sweater, so that I can't forget ya. I'm so fed up when you're around, round, round, round. And when I'm feeling better, you always find a way to get in my Head and bring me down, down, down.« Nias Stimme war viel rauer als das Original, aber es kam sehr gut an. »I tried and tried and tried, but I can't let Go.«

»Das ist meine Kleine.« , sagte Dag zu Vincent, als er ihn mit dem Ellbogen anstupste und seiner Tochter laut zujubelte, als diese ihre E-Gitarre spielte und den Refrain begann.

»So come set me free. I'm done feeling blue. I'm falling apart. A faded Love. I'm counting to three. I hear the Alarm. I'm falling apart. A faded Love.«

Während des Songs bemerkte Robin, dass er noch lange nicht über Nia hinweg war. Wie sehr er es sich auch einredete und wie gern er es auch haben wollte. Es ging einfach nicht.

Selbst das sie sich soeben für diesen Typen interessiert hatte, brachte in ihm eine Übelkeit hervor, die mit Eifersucht in Verbindung gesetzt werden konnte.

Er sah auf seine Hand, die von Selinas festgehalten wurde und er wusste, dass er nie diese Gefühle für sie aufbringen konnte, wie jene die er für Nia hegte.

Wie gern er es sich auch wünschte, weil sie ein wirklich nettes Mädchen war, musste er plötzlich und unerwartet zugeben, das er und Nia sich gar nicht so unähnlich waren.

Denn er konnte auch nicht die Augen von dem Mädchen lassen, das ihm Tag für Tag aufs Neue das Herz brach, während er selbst die nette Person auf Sparflamme hielt, dabei hatte Selina Besseres verdient.

Mit Wehmut lächelte er sie an und gab ihr einen leichten Kuss, weil er wusste, dass er sich heute noch von ihr trennen musste. Endgültig. Damit sie eine Chance hatte, jemanden zu finden, der sie genauso liebte, wie sie es verdient hatte.

Und er musste endlich Nia vergessen und Ausschau nach einer halten, wo er eventuell dasselbe empfand.

Er sah zur Bühne. Er musste damit abschließen, sie nie zu bekommen.

Sein Wunsch war es immer gewesen, dass er sie mit Musik bekommen würde ... nun wollte er es damit beenden.

Wenn Worte fehlen, hilft nur die Musik. 

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें