𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟠

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Nias Herz raste, als sie sich am nächsten Tag, zum Abend hin, der Bank näherte. Jenaro saß bereits dort und wartete.

Er war noch nie vor ihr da gewesen.

Sie versuchte, ihre Haare ein wenig zu richten, als sie an einem parkenden Auto vorbeiging und ihr Antlitz im Fenster betrachten konnte.

Er sah noch nicht zu ihr und war stattdessen mit seinem Handy beschäftigt, als er dann schließlich doch in ihre Richtung sah, als sie ihren Weg weiterführte, packte er sein iPhone weg und stand auf.

Nia merkte, wie aufgeregt sie war, denn ihr war kotzübel. Seit ihrem ersten Mal hatte sie ihn nicht mehr gesehen, da er zu keinem Treffen bereit war.

»Hi.« , sagte sie und wusste nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte, als sie bei ihm ankam.

Jenaro lächelte und umarmte sie schließlich. Es war ein völlig fremdes Gefühl für sie, obwohl sie ihn doch mittlerweile gut kannte und es nicht das erste Mal war, das er ihr so nahe war. »Wie geht's dir?« , fragte er sie.

»Ja es geht. Bin noch etwas müde. Gestern war die große Jubiläumsshow von meinem Vater in der Wuhlheide.«

»Echt? Der ist da aufgetreten?« Sie nickte, weil sie stolz war, aber er ging gar nicht weiter auf diese Information ein. »Willst du lieber spazieren, oder dich hier hinsetzen?«

»Mir egal.«

»Gut, dann lass uns etwas rumgehen.« , entschied er und ging auch sofort los.

Nia schlenderte neben ihm her. Er blieb ruhig, weshalb sie nach längerem Warten anfing. »Wieso wolltest du mich sehen?«

»Weil ich dich vermisse.«

»Ich weiß. Das schreibst du mir oft mitten in der Nacht und dann antwortest du nicht mehr und ich liege anschließend die halbe Nacht wach und überlege, was ich falsch gemacht habe.«

»Tut mir leid.«

»Du hast mit mir Schluss gemacht.« , sagte sie wütend und hielt ihr Handgelenk hin. »Du hast mir das hier geschenkt und danach hast du mit mir Schluss gemacht.«

»Ja, weil ... ich hab gemerkt, das du doch zu jung für mich bist.«

»Und warum triffst du dich jetzt mit mir?«

»Weil ich dich halt vermisse.«

»Klar? Weißt du, wie ich mich gefühlt habe?« Sie blieb stehen. »Ausgenutzt. Ich hab mit dir ... du hast mich ... und dann ...« Sie stammelte undefinierbare Sätze vor sich her.

»Ich weiß.«

»Nein, du weißt es nicht. Ich wollte dich sehen und du hast mich ignoriert.«

»Ich weiß.«

»Kannst du damit mal aufhören.« , brüllte sie schließlich. »Dein blödes, ich weiß. Du weißt nichts. Warum hast du mir das Armband geschenkt?«

»Weil du meine Freundin bist ... warst ... bist.«

»Warst.« , korrigierte sie ihn.

»Ich wollte nicht Schluss machen Nia, aber ... nachdem ich dich geknallt hab', hab' ich gemerkt, dass du viel zu jung bist. Du schämst dich voll und ...«

»Dein Satz hätte sich schöner angehört, ohne dieses, geknallt.«

»Siehste. Du bist voll ... verklemmt.«

Wütend und traurig sah sie weg. »Ja, dann frag ich mich, warum du mich sehen wolltest. Das alles hättest du mir auch schreiben können oder noch besser ... du hättest es für dich behalten können.« Sie stampfte voraus und unterdrückte die Tränen in ihren Augen, als er sie plötzlich festhielt und wieder umdrehte. »Ich will dich wiederhaben. Es war scheiße von mir.«

»Was?«

»Du hast mich schon verstanden. Ja, du bist verklemmt und unsicher, aber ... du bist auch die Erste, für die ich Gefühle habe.«

»Was?« Sein Satz war auf eine gewisse Art bei ihr angekommen, aber sie wusste nicht, was dies nun zu bedeuten hatte.

»Ich liebe dich Nia. Und ich will wieder mit dir zusammen sein.«

»Wirklich?«

Er nickte und lächelte. »Wirklich.« Er kam näher und küsste sie.

Sie ließ es zu, schloss ihre Augen und fühlte sich glücklich. All die schlechten Gedanken waren verschwunden.

Nia hatte die Nacht über wach gelegen und überlegt es Robin zu erzählen, weil sie dachte, dieses Treffen würde noch schlimmer enden, als es ohnehin schon für sie war. Doch diese Erkenntnis, das Jenaro sie vermisst hatte, ließ in ihrem Inneren die Glücksgefühle aufploppen.

Erneut verweigerte sie keinen Kuss von ihm. Sie spürte dieses Kribbeln im Bauch. Ob es Aufregung war oder etwas anderes, das wusste sie nicht, aber sie fühlte sich vom Glück begünstigt.

»Heeeeey.« , hörten sie plötzlich Mogli sagen, der mit Danilo vorbei kam. Beide begrüßten erst Nia mit einer Umarmung und dann Jenaro. »Was macht ihr noch?«

»Keine Ahnung. Wollten was spazieren.« , antwortete sein Cousin.

»Seid ihr wieder zusammen?« , fragte Danilo.

»Jaja.« , meinte Jenaro daraufhin und nahm Nias Hand, als sie wiederkehrend zurück zur Bank gingen.

Dort angekommen packte Mogli wieder alles Mögliche aus, um sich einen Joint zu bauen. Nia saß stumm daneben und ließ Jenaros Hand währenddessen nicht los. Die Jungs unterhielten sich gelegentlich in einer anderen Sprache, doch auch das war ihr wie so oft egal.

Als Mogli fertig war und den ersten Zug tätigte, hielt er diesen wieder mal Nia hin. Das hatte er schon damals öfters getan und sie höflich gefragt, ob sie auch wollte. Es war also nichts Neues für sie, doch die Worte, sie wäre zu jung und verklemmt für Jenaro hallten dieses Mal in ihrem Kopf wie ein immer wiederkehrendes Echo auf.

Unerwartet und für die Jungs überraschend, nickte sie.

»Bist du sicher?« , fragte Jenaro, als Nia den Joint annahm.

Sie nickte abermals.

»Ey mach aber nich' direkt auf Lunge.« , meinte Mogli.

Nia hielt diesen zwischen Daumen und Zeigefinger, ehe sie ihn zu ihrem Mund führte. Unsicher zog sie dran und hustete dann wie verrückt, als sie es doch auf Lunge versuchte.

Die Jungs lachten, was sie sofort rot werden ließ.

»Ich hab doch gesagt, du sollst nich' direkt auf Lunge.«

Nia wollte den Joint weitergeben, aber Mogli meinte, sie solle es nochmal versuchen, weshalb sie erneut dran zog. Sie verstand nicht, was daran toll sein sollte, denn außer, dass sie andauernd Husten musste, bemerkte sie nichts.

Keine Veränderung.

Sie wusste, dass ihre Eltern ebenso nicht abgeneigt waren, den ein oder anderen zu rauchen. Ihr Vater schon immer mehr, als ihre Mutter, die mittlerweile gar nicht mehr dazu neigte, da sie ja schwanger war. Trotzdem fand sie die Wirkung, von der so viele schwärmten, so nichtssagend.

Jenaro bemerkte ihren Blick. »Es dauert ein bisschen.« , meinte er daraufhin.

Sie nickte, aber erspürte gleichzeitig die Übelkeit, die in ihr anstieg. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen zog sie erneut, und übergab den Joint dann an ihren Freund.

Ihr wurde schwindelig und der Brechreiz stieg an. Sie begann zu würgen.

»Ey alles okay?« , fragte Jenaro.

Sie schüttelte den Kopf und hätte sich fast auf die Füße gereihert, wenn sie diese nicht fix auseinandergestellt hätte. Sie vernahm das Iiiih von Danilo und vor lauter Scham stieg die Hitze so sehr in ihren Schädel, das sie ihr Herz mal wieder deutlich in ihren Ohren rauschen und pumpen hörte.

Der Schwindel nahm zu und dann war plötzlich alles schwarz.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now