𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟘

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Robin saß alleine an einem der Tische und versuchte, mit runden Bierdeckeln ein Kartenhaus zu bauen, was ihm natürlich nicht gelang.

Gefrustet haute er es selber nochmal um und lehnte sich anschießend mit verschränkten Armen zurück.

Er sah sich um.

Einige Gäste unterhielten sich. Sein Vater stand mal wieder am Buffet, seine Mutter fand man bei Hannah und Marcel, wo sie versuchte, beide zu überreden noch zu bleiben. Weiter hinten konnte er das Brautpaar erkennen, das zu einem rhythmisch schnellen Popsong von der Regel abweichend langsam und verliebt engumschlungen tanzten. Er war sich sicher, dass sie nicht mal den Song gerade mitbekamen, denn die zwei kuschelten und küssten schon das komplette Fest über.

Dag hatte seine Krawatte um den Kopf gebunden, während sein Jackett in irgendeiner Ecke lag und sein Hemd fast komplett aufgeknöpft war. Das war Isabelle gewesen, wie er vorhin mitbekommen hatte.

Robin wendete seinen Blick ab und blickte zur Tanzfläche. Dort schwang Nia mit Niko zusammen das Tanzbein.

Er hatte nie ein Problem mit diesem Jungen gehabt, schließlich kannte er ihn ebenso sein ganzes Leben schon. Doch jetzt in jenem Moment war er sauer auf ihn ... und das wiederum brachte Robin dazu, sich selbst nicht zu mögen.

Neid. Missgunst. All das war ihm immer fremd gewesen. Aber seit er diese neuen Gefühle für sich entdeckt hatte, kamen auch ebensolche dazu ... und diese fand er auf irgendeine Art und Weise noch schlimmer.

Er wollte Niko nicht hassen, weil er ganz genau wusste, dass er Nia nicht so mochte, wie er es tat und doch brachte es Robins Blut zum kochen, als er beide da vertraut und lachend miteinander sah.

Nias Blick, als sie sich lachend den Bauch festhielt, fiel unerwartet auf ihn und vor lauter Schreck, hätte es ihn fast sein Glas mit Limonade umkippen lassen.

Sofort sah er weg und schaute Sekunden danach wieder hin ... Nia hatte aufgehört mit dem Lachen und dem Tanzen. Stattdessen blickte sie ihn ein wenig traurig an.

Es tat ihn unverzüglich von Neuem leid, das er sie so angeherrscht hatte an dem einen Abend. Er hatte das nicht vorgehabt.

Nia lächelte beklommen zu ihm rüber.

Weil es ihm unangenehm war und er auch nicht wusste, was er tun sollte, stand er eilig auf, wobei der Stuhl zu allem Überfluss noch mit einem lauten Knall zu Boden fiel. Als er schreckhaft flüchten wollte und dadurch zusätzlich einen der Mitarbeiter anrempelte, dessen Gläser mit einem geräuschvollen scheppernden Geräusch auf den Fußboden klirrten, wäre er am liebsten unsichtbar geworden.

Leicht errötet, rannte er hinaus auf die Terrasse.

Mit Wut trat er gegen die Balustrade und setzte sich dann auf eine kleine Erhöhung.

Wie hätte es anders auch sein sollen ... wenige Sekunden danach betrat Nia ebenso den Freisitz.

Er linste wiederholt zu ihr rüber, tat aber so, als hätte er es nicht mitbekommen, wie sie sich ihm langsam und ein wenig scheu näherte. »Ist alles okay bei dir?« , fragte sie ihn schon fast flüsternd.

»Es tut mir leid.« , schoss es aus ihm heraus. »Ich ... ich wollte nicht ... es tut mir leid. Wirklich.« Er sah sie an und sie lächelte, ehe sie sich neben ihm setzte.

»Mir doch auch.«

Robin wusste, dass sie diese Worte ernst meinte, aber er war sich ebenso im Klaren, dass sie gar nicht Kenntnis hatte, was sie Falsches getan hatte.

Wie sollte sie auch? Schließlich war sie nicht im Bilde, was Robin für sie fühlte.

Sie schwiegen einige Sekunden, bevor Nia abermals begann zu reden. »Das, was unsere Eltern haben, will ich auch für uns.«

Wieder mal setzte sein Herz für einen Moment aus. »Was?«

»Ich meine die Rede, die dein Vater zum Beispiel eben gehalten hat. Ich will, dass wir in zwanzig Jahren immer noch einen gemeinsamen Weg gehen ... auch wenn wir uns mal streiten.«

Er lächelte ihr ein wenig zu, weil es nicht komplett das war, was er sich zum wiederholten Male vorgestellt hatte.

Sie lehnte unerwartet ihren Kopf an seine Schulter. »Ich will nicht, das wir uns nochmal so streiten. Versprichst du mir das?«

»Ja.« , sagte er leise.

Sie setzte sich wieder normal hin und lächelte ihn an. »Kleinfinger-Schwur.« Sie hielt ihm ihren kleinen Finger hin und er hakte seinen kurzerhand danach ein. »Möchtest du tanzen?«

Robin schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann nicht ... ich will nicht.«

»Bitte. Mir zuliebe.« Nia stand auf und hielt ihm ihre Hand ausgestreckt hin, dabei zog sie einen Schmollmund, was ihn sofort aufs Neue an den Bubblegum-Lipgloss denken ließ.

Er überlegte, ehe er sich dann doch dazu entschied aufzustehen und ihr wieder in den Saal zu folgen. One Kiss von Calvin Harris und Dua Lipa lief gerade und Robin kam sich direkt blöd vor, das ausgerechnet so ein Song laufen musste.

Er war froh, als dieser auch kurz danach endete, wünschte sich diesen aber sofort zurück, als der Nächste begann und Nia weiter mit ihm tanzen wollte.

Truly Madly Deeply von Savage Garden wurde abgespielt und sie legte ihre Arme auf seine Schulter.

Unbeholfen wackelte er hin und her, wobei seine eigenen Arme schlaff an seinem Körper Hinunterhingen.

»Du musst mich anfassen.« , lachte sie.

Zögerlich griff er an ihre Taille und berührte den Stoff ihres apricotfarbenen Kleides, das ihr so gut stand. »So?« , fragte er vorsichtshalber nach, weil er nichts falsch machen wollte.

Sie nickte und behielt ihr Lächeln bei. Auch er lächelte, als er sie ansah.

»Hey, in ein paar Minuten fahrt ihr los, okay?!« , sagte Vincent plötzlich, der mit einem Teller voller Leckereien neben den beiden auftauchte, als hätte man ihn herbeigezaubert. Erschrocken ließ Robin Nia los und nickte, während sein Vater fortfuhr. »Und es freut mich, dass ihr eure Differenzen endlich mal beiseitegeschoben habt.«

Er sah zu, wie sein Vater zu seiner Mutter an den Tisch ging.

»Tanzen wir noch?« , fragte Nia, doch er schüttelte den Kopf.

»Lass uns auf Tatjana warten.«

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now