𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟡

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Nia saß jetzt schon fast eine Stunde auf dieser blöden Bank, doch von Jenaro fehlte jegliche Spur.

Sie hatte mehrmals vorgehabt zu gehen, aber sie wollte auch nicht ihrem Vater erklären, dass er eventuell Recht gehabt hatte.

Wiederholt sah sie auf ihr Handy, doch der Einzige, der sich bei ihr gemeldet hatte, war mal wieder Robin, der mehr als einmal fragte, wann sie zu Hause sei, weil er unbedingt mit ihr sprechen müsste.

Sie konnte sich vorstellen, um was es ging. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wegen Selina. Er wollte ihr bestimmt alles erzählen. Was sie einerseits auch toll fand, denn nichts wünschte sie ihm mehr, als das er glücklich sei, doch irgendwie machte es sie auch ein wenig betrübter ... und sie wusste nicht genau wieso. Nia tippte aber darauf, dass es daran lag, weil er vom Glück begünstigt war, da sein Date gekommen war und sie hingegen versetzt wurde.

Wieder sah sie auf die Uhr als sie aufstand, obwohl sie das gerade erst getan hatte. Sie stellte sich plötzlich vor, wie er aus irgendeinem Versteck heraus sie beobachtete, weil sie so blöd war zu glauben, er hätte wirklich vorgehabt sich mit ihr zu treffen.

Nias Blick schweifte umher, als sie Jenaro aus heiterem Himmel erblickte. Er kam mit zwei Jungs den Weg entlang, so, als wäre nichts geschehen, steuerte er ohne Übergang Nia an.

Sie wollte gerade meckern, was ihm einfiele sie so lange warten zu lassen, da stellte er sie schon den anderen vor. »Nia, das sind meine Cousins. Danilo und Mogli.« Freundlich reichte sie den beiden die Hand. Danilo war blond, klein und schmächtig, während man bei Mogli die Verwandtschaft mit Jenaro kaum übersehen konnte. »Mogli? Ist das ein Spitzname?« , fragte sie ihn.

»Ja, könnte man so sagen.« , lachte er. Er hatte dasselbe Lächeln wie sein Cousin und fuhr sich auch in selber Pose durch die Haare. »Der da heißt auch nicht Jenaro. Das ist so üblich bei uns. Auf'm Pass heißen wir anders, aber so nennt uns keiner.«

»Ja doch in der Schule.« , sagte Danilo und setzte sich auf die Rückenlehne der Bank. »Da werde ich immer Kaspar genannt.«

Die anderen beiden lachten. »Was denn. Eure Namen sind nicht besser.«

Interessiert sah Nia Jenaro an. »Wie heißt du denn?«

»Jenaro.« , sagte er.

»Nein.« , sie lachte. »In der Schule zum Beispiel.«

Jetzt lachte Mogli. »Der geht doch nicht in die Schule. Eher selten.«

»Du gehst nicht zur Schule?«

»Manchmal.« Er zuckte mit den Schultern. »Hab darauf keine Lust.«

»Ich hasse auch die Schule.« , sagte sie.

»Du bist noch jung, oder?« , fragte Mogli und setzte sich auf die Bank, als er aus seiner Bauchtasche alles Mögliche herausholte, um vor ihren Augen einen Joint zu drehen.

»Ich werde jetzt vierzehn.«

»Ada igen interesanti hi.« , sagte er zu Jenaro, der dafür nur ein Schulterzucken übrig hatte.

Er ging hinter Nia und umarmte sie von dort aus, was ihr sofort eine Gänsehaut beschaffte, erst recht als er sein Kinn auf ihre Schulter legte.

»Aha. Me hajojav.« , sprach Mogli weiter und zwinkerte Jenaro zu.

»Ja genau.« , sagte er. »Das ist meine Freundin.«

Nia verstand nicht, was sein Cousin gesagt hatte, geschweige denn das sie Kenntnis hatte, welche Sprache es war ... das Einzige, was in ihrem Kopf wie ein Echo mehrmals hallte, waren die Worte, das sie seine Freundin wäre.

Sie lächelte zufrieden, als er mit seinen Händen nach ihren griff.

Waren sie jetzt zusammen?

Lief das so ab?

Sie hatte keine Ahnung. Sie hatte noch nie einen Freund und sie konnte sich nicht erinnern, dass Jenaro sie gefragt hätte, ob sie das möchte.

Er streichelte kurz mit seinen Fingerkuppen über ihre Haut. Sie wusste nicht, ob das Absicht war oder versehentlich geschah, doch sie fand das Gefühl wunderschön.

Sie hatte einen Freund.

Nia wusste nicht, wie es dazu gekommen war, aber sie hatte einen Freund. Und obendrein einen gutaussehenden und älteren Jungen.

Sie hätte am liebsten vor Freude losgeschrien. Sie kam sich mit einem Schlag viel älter und reifer vor. Ihr Lächeln wurde umso breiter, da sie plötzlich Louisa und Joleen erkannte, die den Weg entlanggingen und Selfies schossen.

Nia kam sich vor wie die Gewinnerin eines Schönheitswettbewerbes, als die zwei sie erblickten. Sie stellte sich vor, wie die beiden Grün vor Neid mutierten.

Das war ihre Revanche.

Der Junge, von dem sie erzählt hatte, war keine Einbildung. Er existierte wirklich. Er war zwar nicht derjenige, der sie zuerst geküsst hatte, aber das ging die Zwei ja nichts an.

Sofort kam ihr wieder der Gedanke, ob Jenaro ein guter Küsser sein würde.

Demonstrativ sah sie beide an, als sie langsam an ihnen vorbeigingen. Sie grüßten sich nicht.

Nach der Sache mit der Übernachtungsparty hatte sie kein Wort mehr mit ihnen gewechselt. Sie sah den Zweien weiter hinterher, wie sie sich mehrmals umdrehten und tuschelten.

Dieses Getuschel war ihr egal. Es war Nia sogar Recht. Sollten die beiden doch über sie reden. Damit war sie gerade zum Mittelpunkt deren Lebens geworden.

Jenaro zog sie plötzlich mit sich, als er sich hinsetzte und ließ Nia auf seinen Schoß platz nehmen. Sie strengte sich so sehr an, nicht mit ihrem kompletten Gewicht auf ihm zu sitzen, weil sie Angst hatte, er würde sie als zu schwer bezeichnen.

Mogli hielt ihr den Joint hin. »Hier. Willst du auch?«

Sie nahm diesen in die Hand, gab ihn dann jedoch an Jenaro weiter. »Nein. Besser nicht.«

Den Jungs war es egal, ob sie mitrauchte oder nicht. 

Sie war glücklich ... wie schon lange nicht mehr.

Nia konnte es kaum erwarten, Robin von allem zu erzählen.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt