𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟘𝟚

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Robin lag in seinem Bett. Natürlich hatte er Nia angeboten, dass sie darauf schlafen könnte und er auf der aufgepumpten Matratze, doch sie wollte nicht.

Sie kam wie auf Kommando ins Zimmer gerannt, schloss die Türe und schaltete das Licht aus. Da um Robins Fernseher mehrere bunte LED-Lichter brannten, war es demzufolge nicht dunkel.

Sie schmiss ihm eine Tüte Chips, eine mit Gummibärchen und eine mit Apfelringe hin, ehe sie auf sein Bett kletterte.

Erschrocken sah er sie an, ließ es aber zu, dass sie sich neben ihn hinlegte. Sie trug eine Jogginghose von ihm, sowie ein weites T-Shirt. »Oh, ich hab das sooooo vermisst.« , sagte sie und lächelte ihn an. »Mit dir macht es viel mehr Spaß.«

Vertraut rutschte sie mit ihrem Po näher ran und setzte sich dann doch auf, um über ihn zu klettern und den Platz an der Wand einzunehmen.

»Hast du's?« , fragte er sie.

»Du weißt, das ich nicht gerne so am Rand bin.«

»Ich auch nicht.«

Die Türe ging auf und sein Vater kam rein.

Weil Nia mit in seinem Bett lag, wurde Robin sofort rot im Gesicht, als er ihn zusammengeschrocken ansah. Doch dem war es eh egal. Er ging, ohne ein Wort zu sagen, an eine Schublade und holte ein langes Kabel heraus. »Benötigt ihr das?« , fragte er schließlich aber seinen Sohn.

»Ich weiß nicht mal, für was der ist.« , meinte Robin, der nun noch näher am Rand lag, aus Angst sein Vater könnte eins und eins zusammenrechnen.

»Ach Nia ...« , sprach Vincent plötzlich und bewegte sich auf beide zu, was seinen Sohn noch mehr aus dem Konzept brachte. Erst Recht, weil dieser sich zusätzlich mit aufs Bett setzte und er demzufolge ein weiteres Mal zurück zu Nia rutschen musste. »... falls du willst, kannst du mal wieder ruhig öfters hier schlafen. Ich glaube, deinen Eltern wird es guttun, wenn sie mal Zeit für sich haben. Damit meine ich nicht, dass du störst, sondern ...«

»Nein. Ich weiß, was du meinst. Papa hatte mir erzählt, dass er eigentlich mit Mama nach Paris wollte, weil auch der Arzt meinte, es würde ihr guttun, aber sie will das nicht.«

»Ja deine Mutter benötigt halt alles ein wenig ... unter Zwang.«

»Ich weiß. So wie mit dem Zimmer von Rio, meinst du oder?«

»Ja, obwohl ... ich fand's schon ein wenig ... krass, was dein Vater gemacht hat, aber ... es hat ja irgendwie geholfen, dass sie sich nicht mehr den ganzen Tag darin aufhält.«

»Ich fand das Zimmer schön. Papa hatte sich echt Mühe gegeben. Ich war auch ein bisschen traurig, dass er die Wand übermalt hat.« Sie lehnte sich an Robin, der am liebsten momentan flüchten würde, weil das alles vor den Augen seines Vaters geschah. Gleichwohl legte sie ihr linkes Bein über sein rechtes.

Robin sah starr auf den Fernseher. Als Nia reingekommen war, hatte er ein YouTube-Video laufen, das er als Folge dessen auf Pause gedrückt hatte. Nun sah er sich jeden einzelnen Winkel des Gameplays an, das ihm dort gezeigt wurde.

Während er immer nervöser wurde, war es für Nia wohl etwas total Normales so nah bei Robin zu liegen und selbst für seinen Vater spielte es keine Rolle. Im Unterschied dazu starb er innerlich fast, weil sein Herz so schnell pochte.

Gleichzeitig fand er es ein wenig diskriminierend, dass absolut niemand auf die Idee kam, es könnte mehr zwischen beiden sein als eine Freundschaft.

Vincent stand auf. »... und Katja hat mir erzählt, dass du mit diesem Typen auseinander bist. Jetzt kann ich dir ja endlich meine Meinung sagen, du hast Besseres verdient.«

»Ja hat Katja auch gesagt.«

»Und deinen Vater wird es richtig freuen. So hat er eine Sorge weniger.«

Nia lächelte. »Ja ich weiß, dass er ihn nie mochte.«

»Nimm dir demnächst einen netten Jungen.« Er zeigte auf Robin, der seinen Vater erst erschrocken ansah, bis er weitersprach. »Vielleicht kennt Robin ja einen.«

»Nee. Ich bleib' erst ma' alleine.« , antwortete sie lachend.

»Wäre auch ne gute Alternative.«

»Vincent.« , hörte man Katja von unten rufen. »Könntest du mal endlich den Scheiß anstecken.«

»... dann wird man auch nicht herumkommandiert.« , gab er flüsternd mit einem zwinkernden Auge von sich, bevor er die Zimmertüre hinter sich schloss.

Nia blieb so nah bei Robin liegen und griff nach der Tüte Apfelringe. »Irgendwie hat er Recht, aber weißt du was?«

Er wusste noch nicht mal, worüber sie sprach. »Nee, was denn?«

»Ich weiß nicht, ob es das Richtige wäre, wenn meine Eltern alleine sind. Ich glaube, dann gehen die sich noch mehr aus dem Weg.«

»Du willst also ... heut doch nicht hier schlafen?«

»Doch. Aber ich meine, ich sollte es nicht so oft machen. Wenn ich da bin ... dann reden die wenigstens auch miteinander. Ich glaube, also ich weiß es nicht so genau, aber ich glaube, dass die gar nicht reden, wenn ich nicht da bin.«

»Wie kommst'n darauf?«

Nia legte nun ihren Kopf auf seine Brust ab. Robin hatte sofort Angst, sie könnte vernehmen, wie schnell sein Herz durch diesen Akt hämmert. »Die schlafen ja nicht mal mehr im selben Bett.« Sie wurde schlagartig ruhig und dann vernahm er das leise Weinen von ihr.

Robin streichelte mit seiner Hand über ihren Arm. »Hey. Wein doch nicht.«

Nia schniefte. »Ich will nicht alleine sein.«

»Du wirst nie ... alleine sein.« Er wusste nicht, worüber sie weinte. Ob es ihre Eltern waren, oder doch die Trennung von Jenaro. »Es wird alles wieder gut.« , sprach er leise und nahm seinen ganzen Mut zusammen, um sie ein wenig näher an sich zu drücken.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now