𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝𝟘

134 17 6
                                    

Nia stand seitlich vom Schultor.

Sie hatte den gestrigen Tag die ganze Zeit versucht, einen auf krank zu machen, doch als ihre Eltern andauernd auf den Vorfall bei Louisa hinschlichen, gab sie es auf, denn sie wollte ihnen nicht die komplette Wahrheit erzählen.

»Kommst du nicht rein?« , fragte plötzlich und unerwartet Robin von der anderen Seite des Zauns.

»Ich warte bis es klingelt.« , antwortete sie.

»Dann kommst du zu spät.«

Nia zuckte desinteressiert mit den Schultern. Ihr gingen andere Dinge durch den Kopf, als das sie zu spät zum Unterricht erscheinen könnte.

Robin sah sie eindringlich an. Den kompletten Sonntag hatte er versucht, herauszubekommen, was vorgefallen war, aber sie blieb stur und erzählte immer wieder nur dieselbe Story, dass sie nach Hause wollte.

Dass es nicht am Alkohol gelegen hatte, war ihm sofort klar. »Sollen wir gehen?« , fragte er sie.

Nia drehte sich zu ihm um. »Gehen?«

Er nickte. »Sollen wir blaumachen?«

»Ich will nicht, das du Ärger bekommst.«

»Das ist mir egal.«

Sie lächelte ihn an, schüttelte dennoch den Kopf. »Ich hab schon zwei Wochen Hausarrest bekommen.«

Robin lächelte zurück. »Dann ziehen wir den gemeinsam durch.«

Ihre Mundwinkel gingen mehr nach oben, als sie ihn anblickte.

»Nia Kopplin.« , ertönte aus heiterem Himmel Frau Barths Stimme, die ihr Fenster aufgerissen hatte und halb dort hinaushing, um ihren Namen zu keifen.

»Ja?«

Die Rektorin hielt ihren Arm ausgestreckt hin und deutete auf ihr Handgelenk. »Es klingelt jede Sekunde, würdest du bitte endlich aufs Schulgelände treten.«

Nia rollte mit den Augen und nickte. Robin ging derweil ein wenig rüber, um sie am Tor in Empfang zu nehmen.

»Ja trödelt nicht, ansonsten könnt ihr beide nachher noch nachsitzen.« , schlug ihre schrille Stimme abermals an.

»Ja.« , keifte Nia zurück.

»Einen anständigen Ton erlaube ich mir.«

»Und ich erlaube mir, ihre hässliche Visage nicht mehr sehen zu müssen.« , sagte Nia leise. So, dass nur Robin sie hörte.

Gemeinsam betraten sie das Schulgebäude und waren endlich raus aus Frau Barths Sicht. Da es kurz vor Beginn der ersten Schulstunde war, waren kaum noch Schüler auf den Fluren.

Der Klassenraum der beiden befand sich auf der zweiten Etage. Nia ging wie in Zeitlupe hinauf. Ihr Magen rebellierte.

»Was ist los?« , fragte Robin.

»Nichts.«

»Nia, ich bin nicht blöd. Du willst nicht gesehen werden, also hast du auch einen Grund. Was hat Louisa getan?« , horchte er wieder mal nach. »Oder war es Joleen? War sie auch da?«

Er tippte ein wenig auf Joleen, denn Louisa ging gar nicht auf diese Schule.

»Es ist egal, okay?!«

»Nein ist es nicht.« Er blieb stehen. »Du hast irgendwas.«

Die Klingel ertönte schrill im Flur. »Komm, wir müssen los.«

Robin war es egal, ob sie zu spät kommen würden, was natürlich schon der Fall war, ihm ging es darum, dass Nia sich nicht schlecht fühlte. Er wollte sie so nicht sehen.

Sie huschte an ihm vorbei und er schlenderte die Stufen mit hinauf.

Oben angekommen steuerten sie die Klasse an.

Zu Nias Bedauern war der zuständige Lehrer noch nicht anwesend und als sie in den Raum traten, saß Luca mit Jungs um sich herum versammelt auf dem Tisch und blickte sie sofort an, als er sie bemerkte.

Nun waren alle Blicke auf sie gerichtet und sie hatte das Gefühl, das man sogar eine Stecknadel gehört hätte, wenn sie zu Boden gefallen wäre. So ruhig war es gewesen.

Mit gesenktem Kopf ging sie zu ihrem Platz.

»Oh, warst du jetzt mit Robin beschäftigt, oder warum kommst du so spät.« , lachte einer der Jungs und die anderen stimmten sofort mit ein ins Gelächter.

Robin sah sie konfus an.

»Wer ist denn der Nächste, oder sollen wir eine Nummer ziehen?« , fragte der, der genau neben Luca saß, der sein Schmunzeln kaum unterdrücken konnte, als er sie weiterhin ansah.

Nia tat so, als würde sie nichts hören, dabei sprach, wer immer, laut genug und mittlerweile waren alle Blicke auf sie gerichtet.

Sie wollte gar nicht wissen, was Luca erzählt hatte, aber sie merkte, wie ihr die Hitze in den Kopf stieg.

Sie bereute es, sich nicht wenigstens ihrer Mutter anvertraut zu haben. Vielleicht hätte sie in diesem Fall zu Hause bleiben können?!

»Du musst eine Flasche drehen, dann ist sie bereit, alles zu tun.« , sprach Luca plötzlich und stand auf, um sich daraufhin provokant über Nias Tisch zu lehnen.

Nia sah ihn, den Tränen nahe, an. Sie wollte nicht weinen. Nicht nochmal vor ihm. »Lass mich in Ruhe.« , sagte sie leise. Fast schon flüsternd.

»Oh, im Schrank warst du aber anders drauf Nia. Da wolltest du das genaue Gegenteil.«

»Red' nicht so über sie.« , meinte plötzlich Robin und zog an seiner Schulter, als er hinter ihm stand.

Luca drehte sich zu ihm um. »Was's los Robin?! Hat sie dich nicht rangelassen? Du hättest für sie voten müssen. Nia macht alles, um an erster Stelle zu stehen.«

»Du sollst aufhören, so über sie zu reden.«

»Robin, lass es.« , sagte nun Nia und stand auf, denn sie wollte nicht, dass es eskalierte.

Luca ging einen Schritt auf ihn zu und stand nun fast Nase an Nase mit ihm. »Was willst du machen?«

Robin blieb stumm vor ihm, doch der Hass in seinen Augen erkannte man blind.

Nia umrundete ihren Tisch und zog leicht an ihn. »Lass ihn.« , wiederholte sie, allerdings bewegte er sich nicht vom Fleck weg. Erst, als sie ihre Hand auf seinen Oberarm legte, sah er sie an. »Er lügt.« , sagte sie. Robin ließ sich von Luca wegziehen, als gleichzeitig auch die Türe aufging und der Lehrer die Klasse betrat.

Luca grinste, als er Robin nachsah, der zu seinem Platz ging, während Nia ihn bös anfunkelte und ebenfalls zurück zu ihrem Stuhl ging.

»Ich lüge?« , sprach er, trotz der Anwesenheit des Lehrkörpers. »Ihre Lippen schmecken nach Kaugummi.«

Robin blieb stehen. In Sekundenschnelle stürmte er zurück, direkt auf Luca drauf. Der erste Schlag traf ihn am Kinn, doch danach war dieser vorgewarnt, wich aus und schlug Robin mit der Faust auf die Nase, bis er zu Boden ging und er abermals auf ihn einschlug. Nia fiel fast hin, als sie dorthin eilte und versuchte Luca von ihrem besten Freund runter zu bekommen.

»Hört ihr jetzt auf. Wo sind wir denn hier? Im Affenhaus oder was?« , schrie der Lehrer und düste nun ebenfalls dahin, um die beiden erfolgreich voneinander zu trennen.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now