𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛𝟡

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Dag wusste nichts von Isabelles Plan, den sie nun seit Wochen ausreifte. Er hatte schließlich seinen Eigenen ... und doch traf er sich immer noch dazwischen mit Carla.

Irgendwie benötigte er ihre Nähe, um einen freien Kopf zu bekommen. Wann immer die Gedanken ihn zu sehr erdrückten. Denn wieder und wieder ging Isabelle ihm weiterhin aus dem Weg, wenn er zu nahe kam. Obwohl er manchmal den Eindruck hatte, sie würde es wenigstens versuchen wollen.

Er kam gerade nach Hause. Seine Frau stellte gerade die Dusche ab, wie er vernahm, also ging er weiter in die Küche. Sein Blick fiel auf den Zettel, der aus Isabelles Handtasche ragte, und nahm diesen, ohne groß zu überlegen, einfach an sich, um ihn zu überfliegen.

Mit gerunzelter Stirn sah er auf die Rechnung und las diese nun mit Ruhe durch.

Seine Frau hatte Möbel gekauft. Es war ihr Name auf der Rechnungsadresse.

Ein Bett.

Ein Schrank.

Ein Teppich.

... und noch ein paar Kleinigkeiten. Selbst Wandfarbe war dabei.

Als er hörte, wie sie die Türe öffnete, stopfte er diesen schnell zurück und ging an den Kühlschrank.

»Du bist schon zu Hause?« , fragte sie ihn.

»Ja. Dachte, ich komm' heut' mal früher.«

»Oh. Ach so.«

Eigentlich wollte er ihr heute von dem Urlaub erzählen, den er mittlerweile für beide gebucht hatte, doch die Möbel irritierten ihn, also versuchte er, etwas herauszubekommen. »Findest du nicht, wir sollten langsam mal Nias Zimmer ein wenig ändern?«

»Findest du?« Sie runzelte die Stirn.

»Ja. Ich meine ja nur. Neues Bett und so weiter.«

»Ist doch alles in Ordnung oder nicht? So alt sind die Sachen doch noch gar nicht.«

»Ich weiß aber ... also findest du nicht, dass sie etwas Neues benötigt?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Hmm. Und wir? Ein neues Schlafzimmer?«

Sie sah ihn nachdenklich an. »Wie kommst du darauf?« Isabelle bekam ein wenig Panik, da sie dachte, Dag hätte irgendwas von ihrem Plan herausbekommen. Jedoch konnten seine Fragen auch willkürlich gewählt sein, weil er einfach Langeweile hatte und Beschäftigung suchte.

»Einfach so. Dachte ein wenig ... Neues um uns herum wäre gut.«

Da sie gerade ein Haufen Asche ausgegeben hatte, nur um endlich wieder sie-selbst sein zu können schüttelte sie den Kopf. Denn sie wollte nicht riskieren, dass Dag von ihrem Kauf erfuhr, wenn sie ihm sagen müsste, das sie nicht doppelt Geld ausgeben können.

»Nein. Lass alles hier in der Wohnung, so, wie es ist.«

Dags Gedanken sammelten sich auf einen Punkt, den er nicht wahrhaben wollte. Also benötigte er Gewissheit. »Nia bleibt über die Feiertage bei Vincent und Katja. Ski-Urlaub.«

»Oh. Ehm. Okay?!« Sie biss sich auf die Unterlippe, denn wenn Dag alleine zu Hause wäre, würde ihr Plan eventuell scheitern. Sie hatte Çan und Ramona teilweise in ihr Vorhaben eingeweiht. Die zwei wussten halt nichts von ihren Problemen, nur das sie Dag hiermit überraschen wollte. Diesbezüglich hatten sie vor, ihr zu helfen, damit sie dies über die Feiertage noch auf die Reihe bekommen würde.

Katja und Vincent wollte sie im Zuge dessen nicht belasten, geschweige denn einweihen, da sie auch Angst hatte, dass einer der beiden plaudern könnte. Und weil sie sich von ihrer besten Freundin nicht anhören wollte, dass sie eventuell doch zu viel tat, wenn man daran dachte, wie viel sie ausgegeben hatte, nur damit es perfekt sein würde.

»Ich hab' uns beiden einen Urlaub gebucht.« , meinte er schließlich und machte ihr somit noch mehr kaputt.

Isabelle schüttelte den Kopf. »Das geht nicht.« Auch wenn sie sich denken konnte, was er damit bezweckte, wollte sie lieber ihre Variante ausprobieren, um sich ebenso in die alte Zeit zurückversetzen zu können ... denn dank Maras Hilfe war sie auf einem guten Wege, es durchzuziehen. Doch es musste auf dieses Art und Weise geschehen, damit ihr Kopf mitspielte.

»Wie, das geht nicht?« , fragte er.

»Ich ... ich ...« Sie überlegte, was sie sagen könnte.

»Du warst selbst mit Çan und Ramona weg. Wieso nicht mit mir?«

»Weil es halt nicht geht, Dag. Ich hab ... andere Sachen zu tun. Wichtigeres.«

»Wichtiger? Für dich wichtiger?« Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er seine Frau anblickte.

Sie nickte. »Ich muss das tun, was ich vorhabe, damit es ... mir besser geht.«

Der Punkt, den Dag gedanklich anvisiert hatte, stellte sich für ihn nun als Realität dar. Isabelle hatte vor ihn zu verlassen. Sie war dabei ihr neues Leben aufzubauen. Ohne ihn.

Er hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand eine Knock-Out verpasst, denn er hörte plötzlich nur noch gedämpft, während alles um ihn herum verschwamm. Er blinzelte mehrmals, um sein Sehvermögen wieder zu erlangen, und fummelte gleichwohl an seinen Ohrmuscheln umher. »Du willst also nicht mit mir diese Reise machen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, aber ...«

»Nein. Is' okay. Mach' was du tun musst.« , sagte er und nahm seinen Schlüssel.

»Wohin gehst du?« , fragte sie.

»Is' doch im Grunde egal, was ich mache.« , meinte er und ging zur Türe. Eine Entscheidung hatte er jedoch direkt getroffen. »Ach ja. Ich werde aber diesen Urlaub machen. Ohne dich.«

»Okay.« , sprach sie. »Wenn's dir hilft.« Sie lächelte ihn ein wenig an, denn so konnte sie effektiver ihr Vorhaben in die Tat umsetzen, wenn er außer Landes wäre. Nach seiner Rückkehr würde dann alles besser laufen, dessen war sie sich sicher. Diese Überraschung musste geradezu gelingen. Auch wenn sie es ein wenig traurig empfand, dass er ins neue Jahr total alleine starten wollte.

Dag, der nicht wusste, was in ihrem Kopf vor sich ging, konnte nicht fassen, dass sie ihn über diese Tage nicht mal mehr sehen wollte.

Sie hatte abgeschlossen. Einfach so.

Er konnte nichts mehr sagen. Er wollte nichts mehr sagen. Dag ließ sie stehen und verließ die Wohnung. Er steuerte die Bushaltestelle an und holte sein Handy heraus. In seiner Anrufliste drückte er auf den obigen Namen, den er eh am meisten wählte und der nur aus einem C bestand.

»Hey.« , sagte sie mit fröhlicher Stimme.

»Bist du noch zu Hause? Ich komme doch wieder um.«

»Ich dachte, du hättest keine Zeit.«

»Doch. Jetzt ja. Es gab eine Änderung meiner Pläne.« , sagte er. »Was hältst du von Urlaub?«

»Urlaub?«

»Ja. Nur wir beide. Über Neujahr.«

»Was?« Er konnte regelrecht hören, wie glücklich sie war. Etwas, was er sich eigentlich für gerade eben gewünscht hätte. Bevor Isabelle sein Herz mit ihren Worten gebrochen hatte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich aufs Jetzt. Auf Carlas Stimme, die es nicht erwarten konnte, mit ihm diese Zeit zu verbringen.

Er musste nun auch sein Leben neu gestalten, wenn Isabelle diese Entscheidung schon längst getroffen hatte und dies bereits in die Tat umsetzte, sollte er auch nicht mehr zurückblicken.

Vielleicht waren ihm diese Treffen mit Carla deshalb so wichtig, weil er tief im Innern wusste, das es so kommen musste und er auf irgendeine Art und Weise selber schon dabei war, ein anderes Leben zu führen.

Ohne Isabelle.

»Ich bin gleich bei dir, dann besprechen wir alles Weitere.« Dag legte auf und dachte nach.

Vielleicht war es wirklich besser für ihn, wenn er diese scheiß Liebe vergaß und jetzt erstmal ein anderes Leben in Betracht zog.

... denn sein Altes war vorbei.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now