𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟛𝟡

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»Du kannst doch mit zum Probetraining am Sonntag.« , sagte Louisa, deren dunklen Haare bis zum Boden Hinunterhingen, als sie mit dem Kopf nach unten und den Füßen an der Wand gelehnt, auf Nias Bett lag.

»Ja. Du kannst dreimal oder so mitmachen und dann kannst du dich immer noch entscheiden. Du bist doch sportlich und glaub' mir, Jungs finden das heiß, wenn du sagst, du bist eine Cheerleaderin.« , meinte Joleen, die ihre blonden Haare zu einem strengen Zopf frisiert hatte und dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei Nia versuchte, die auf ihren Drehstuhl vor ihr saß.

»Ich weiß nicht. Ich mache gerne Sport, also ... Parkour, aber jetzt tanzen und Pyramiden bauen ... ich weiß nicht?!«

»Nia, wir machen viel mehr als Tanzen und Pyramiden bauen. Das ist Hochleistungssport. Nicht so wie dein ... wie heißt der Scheiß nochmal, den du da machst?«

»Parkour.« , sagte sie leise.

»Also damit schreckst du die Jungs eher ab. Da kannst du deinen ersten Kuss aber vergessen.« , lache Louisa und setzte sich nun gerade hin.

»Sie hatte doch schon ihren ersten Kuss.« , warf Joleen ein.

»Ach ja. Der Unbekannte.« Sie schmunzelte. »Wieso sagst du denn nicht, wie er hieß?«

»Weil es nicht ... wichtig ist.« Nia wurde leiser. »Es war ja nur ein ... einmaliger Kuss.«

»Ich glaube ja, du hast es dir nur ausgedacht. Sorry.«

»Hab ich nicht.«

»Ja dann sag doch, wie er hieß. Oder war das irgend so'n Spast?« Louisa verzog ihr Gesicht. »Iiih hast du dich von irgend'nen Gonzo küssen lassen?«

»Nein er ist kein ... es war halt nur ... das eine Mal ... also ... egal.«

»War es denn wenigstens gut?«

Nia überlegte, was sie sagen könnte. »Es war ... überraschend.«

»Er hat dich einfach so geküsst?«

»Ja.«

»Also dann sieht er entweder richtig gut aus und wusste, dass du es zulässt oder ... er hat einfach schnell gemacht, bevor du nein sagen konntest.«

Nia blieb still, bis Joleen sie antippte. »Na sag schon. Sah er gut aus?«

»Er ... er ist nicht hässlich.«

»Was dann?« , fragte Louisa. »Es muss doch'n Grund geben, weshalb du nicht sagen willst, wer es war.«

Nia überlegte wieder mal angestrengt nach. Sie dachte an den Tag zurück, als Robin sie einfach so geküsst hatte ... und dann fiel ihr der Junge ein, den sie kurz danach gesehen hatte. »Er ... er hat halt Sozialstunden gemacht.«

»Sozialstunden? Warum?«

Sie zuckte mit den Schultern.

»Und wie alt ist er?« , wollte Joleen wissen.

»Fünfzehn.«

»Oh Ältere sind immer besser.« , schwärmte Louisa.

Nia lächelte ein wenig.

»Und triffst du dich jetzt mit ihm oder nicht?« Joleen setzte sich aufs Bett, nachdem sie mit dem Haare frisieren fertig war.

»Ma' schauen.« Sie betrachtete sich kurz im Spiegel.

»Wissen deine Eltern eigentlich, dass meine Eltern am Wochenende nicht da sind?«

»Nein.« , antwortete Nia, die es selber erst an diesem Tag in der Schule erfahren hatte.

»Gut. Mein Bruder bringt nämlich auch noch zwei Freunde von sich mit.«

»Dein Bruder? Zwei Freunde?« Nia sah sie ein wenig erschrocken an. »Wir alle schlafen da?«

»Klar. Aber keine Sorge. Die pennen oben.«

»Okay.« , sagte sie. »Ehm ... wissen deine Eltern das?«

Louisa nickte. »Wenn meine Eltern nicht da sind, machen wir immer so Übernachtungspartys.«

Nia wusste, dass Louisas Vater einen Haufen Geld besaß und er mit ihrer Mutter öfters so kleine Wochenend-Trips veranstaltete, während sie alleine zu Hause war. Das hatte sie ihr zumindest mal erzählt und letztlich auch damit angegeben, dass sie erstens alles bekäme, was sie wollte, und zweitens genug Freiheiten besaß, um auch alles zu tun, was sie wollte. Dass sie auch noch einen Bruder hatte, davon hatte Nia keine Ahnung, was sie jetzt aber im Übrigen als nebensächlich ansah.

Ungerecht daran fand sie, dass ihre Eltern ihr immer noch Tatjana vorsetzten, die auf sie und Robin aufpassen sollte, wenn sie nur mal kurz feiern waren.

Es ging ihr nicht darum, dass sie auch irgendwelche Übernachtungspartys schmeißen wollte. Sie hatte einfach den Wunsch, mehr Vertrauen entgegengebracht zu bekommen und nicht weiter als kleines Kind angesehen zu werden.

»Die Jungs bringen auch Alkohol mit.« , sprach Louisa.

»Oh.«

»Hast du schonmal etwas getrunken?«

Nia schüttelte den Kopf.

»Ja dann wird das dein erstes Mal werden am Wochenende, aber kotz bitte nicht. Joleen hat damals mein ganzes Badezimmer vollgekotzt.«

Beide Mädchen lachten, während Nia ein Lächeln von sich gab, das sie einfach nur so aufsetzte.

Sie wollte nicht als uncool gelten, aber irgendwie hatte sie jetzt doch keine Lust mehr, bei Louisa zu schlafen, allerdings war sie sich auch im Klaren darüber, dass sie keinen Rückzieher machen konnte. »Ehm ... ich kann nichts trinken. Meine Eltern bringen mich um, wenn ich betrunken nach Hause komme.«

»So viel können wir eh nicht trinken, also bleib ma' locker.« , meinte Joleen. »Sonntag ist Training und ... kommst du jetzt mit oder nicht?«

»Ich weiß nicht.«

»Ach Nia. Wir könnten immer zusammen dahin. Wir fahren auf Meisterschaften, du hättest viel mehr Zeit für dich.«

»Ich überlege es mir noch.« , log sie, obwohl sie wusste, dass sie das nicht machen wollte. Es war einfach nicht ihr Sport.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now