𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟝

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»Soll ich dir heute Abend dann irgendwas mitbringen?« , fragte Dag und küsste Isabelle, die am nächsten Morgen, im Badezimmer die Handtücher wechselte.

»Oh, kannst du nochmal diese leckeren Teigtaschen da mitbringen mit dem Kirschzeugs in der Mitte?«

»Wo hatte ich die denn her?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht. Aber die Verpackung war pink.«

»Ja ich schau ma'.« Er verabschiedete sich und verließ die Wohnung.

Nia war den vorherigen Abend viel zu spät nach Hause gekommen, was Isabelle mit Absicht vor Dag verschwiegen hatte. Der hätte nämlich sonst gewartet, bis sein liebes Töchterchen wach geworden wäre und darauf hatte sie jetzt gar keine Lust.

Sie wollte ruhig ins Wochenende starten und da Dag heute ein wichtiges Radio Interview hatte - wegen des bevorstehendem 20-jährigen Jubiläum der Band, welches groß in der Wuhlheide stattfinden sollte – , wollte sie auch nicht, das er mit schlechter Laune da antanzte.

Sie öffnete den Wäschekorb und begann die Wäsche zu sortieren, als sie abrupt aufhörte. Stirnrunzelnd sah sie sich etwas an, schloss den Korb und ging in die Küche, um auf den Kalender zu schauen. »Bitte nicht.« , murmelte sie und trat in den Flur.

Statt wieder links ins Badezimmer abzubiegen, marschierte sie Richtung Nias Zimmer. Isabelle überlegte anzuklopfen, doch da ihre Tochter bestimmt noch schlief, konnte sie auch so hineintreten.

Sie lag bis zur Nase zugedeckt in ihrem Bett, während ein Bein nach unten baumelte.

»Nia?« , flüsterte ihre Mutter.

Nichts.

»Nia?«

Immer noch nichts.

Isabelle setzte sich auf den Rand des Bettes und rüttelte leicht an ihrer Tochter. »Nia?« , wiederholt flüsterte sie, ehe sie normal sprach und erneut an ihr wackelte. »Nia?«

»Hm?« , ertönte ihre Stimme und sie drehte sich weg. Die Decke zog sie nun gänzlich über ihren Kopf.

»Wir müssen reden.«

»Ich weiß, ich bin zu spät nach Hause gekommen. Passiert nicht nochmal.« , murmelte sie.

»Darum geht's nicht. Also, das war schon scheiße. Erst Recht, das ich das auch noch vor deinem Vater verheimlichen muss, aber ... jetzt dreh' dich mal bitte zu mir um.«

Verschlafen sah Nia nach hinten. »Was ist denn?«

»Ich will nur, das du mir die Wahrheit sagst, okay?!«

»'kay.«

»Und wirklich die Wahrheit.«

»Was is'?« Nia setzte sich ein wenig auf, indem sie das Kissen eine Winzigkeit anhob und sich dagegen lehnte.

»Hast du ...« Isabelle suchte nach Worten. »... hast du mit Jenaro geschlafen?«

Erschrocken sah sie ihre Mutter an. »Was?«

»Ob du mit ihm ... hattest du etwas mit ihm?«

»Nein.« , schoss es aus ihr heraus.

»Nia.« Konsequent sah sie ihre Tochter an. Dabei blinzelte sie nicht einmal.

»Wieso fragst du?«

»Weil ich deine Unterwäsche gesehen habe.«

Nia zog sich wieder die Decke über den Kopf, als sie irgendwas vor sich her nuschelte.

Isabelle schloss kurz die Augen und atmete tief ein. »Ich werte das mal als ein Ja.«

Ihre Tochter blieb beschämt unter der Decke und näselte wieder etwas Unverständliches, ehe sie dann doch langsam zum Vorschein kam. »Hat Papa das ...«

»Nein.« , unterbrach sie diese sofort. »Er ist schon weg.«

»Okay.«

»Nia, du hast gesagt, du bist noch nicht so weit. Dafür habe ich dir nicht die Pille geholt. Wenn dein Vater das erfährt, wird er mir ... ihr habt noch zusätzlich verhütet, oder?« Erschrocken und inständig bittend sah Isabelle sie an.

Nia nickte. »Es hat weh getan ... sehr sogar.«

Isabelle wusste nicht, was sie sagen sollte. Auf irgendeine Art und Weise war sie enttäuscht. »Wo ... ich meine ... du hast doch nicht draußen ...?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wir ... wir chillen schon länger bei ihm zu Hause.«

»Ich wusste es. Ich hab deinem Vater extra gesagt, er soll nicht verbieten, dass ihr hier herkommt. Hier hätte ich das im Auge behalten können, das ihr nicht so ... Wieso, Nia?«

Diese zuckte mit den Schultern. »Ich wollte ... es hinter mir haben.« , log sie halbwegs.

»Das ist doch nicht ... Nia ... das erste Mal sollte ...« Sie atmete tief ein und aus. »Hat er dich überredet?«

Sie schüttelte den Kopf und log quasi ein weiteres Mal. Denn sie war sich selber darüber im Klaren, dass er sie mit seinen Sprüchen, dass sie doch zu jung für eine Beziehung wäre, dazu bekommen hatte. Um ein wenig abzulenken, hielt sie ihr Handgelenk hin. »Das hat er mir geschenkt.«

Isabelle sah es sich kurz an, ging aber nicht drauf ein. »Nia, ich bin ehrlich ... du hättest warten sollen. Du bist viel zu jung, um ...«

»Andere waren jünger als ich. So jung bin ich auch nicht mehr.« , rechtfertigte sie sich, obwohl sie kein gutes Gefühl hatte. Nicht davor, nicht währenddessen und erst recht nicht danach.

»Wir sollten das auf jeden Fall für uns behalten. Dein Vater ... « Sie gab einen kurzen fast pfeifenden Ton von sich, als sie Luft aus ihrem Mund pustete. »... er würde ... du weißt, wie er reagieren würde.«

Nia nickte. »Ich fand's echt nicht toll.«

»Es wird besser, aber ... du hättest wirklich warten sollen.«

»Ich weiß echt nicht, was daran so toll sein soll. Ich wollte mich nicht komplett ausziehen, und ...«

Isabelle hielt sich theatralisch die Ohren zu. »Oh bitte Nia. Ich will das nicht so genau wissen, geschweige denn mir vorstellen.«

»Ja aber ... hat es bei dir auch so weh getan? Jenaro musste mehrmals aufhören ...«

»Das erste Mal war für mich schon unangenehm, aber nicht ... schmerzhaft. Ich habe auch nicht geblutet und ... ich glaube, du warst einfach zu sehr verkrampft, nicht locker und auch nicht ...« Sie suchte so dringend nach Worten, wollte aber auch nicht zu explizit sein. »... du warst noch nicht so weit.«

»Und wenn er das jetzt öfters will.«

»Nia, tu nur das, was du willst. Nicht er. Er hat das nicht alleine zu bestimmen. Ihr solltet das beide wollen. Und auch wenn du das jetzt getan hast, ist das keine Pflicht, dass du es sofort wieder tun musst.«

»Und wenn er dann mit mir Schluss macht?«

»Dann wirst du merken, dass er nicht der Richtige für dich ist.« Isabelle stand auf. »Mach' dich gleich schonmal fertig.«

»Ja Robin wollte nachher kommen.«

»Ihr trefft euch? Das finde ich schön. Du solltest nämlich nicht deine Freundschaften für jemanden hergeben.«

»Ich weiß. Mit ihm ist halt alles anders. Lockerer.«

»Ja weil ihr euch schon ewig kennt. Da kann man sein, wie man halt ist. Ich glaube, auch wenn du es nicht gerne hören willst, dass du dich Jenaro gegenüber ein wenig verstellst. Und das sollte nicht sein. Bei dem Richtigen musst du dich nicht verstellen. Da kannst du sein, wie du wirklich bist, und genau das wird er an dir lieben.«

»Aber wenn man sich ja noch nicht so lange kennt, dann ist das doch normal, dass man sich fremder ist, als mit jemanden, den man schon immer kennt.«

Isabelle schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie ging zur Türe. »Als ich deinen Vater kennengelernt habe, das war ... als würden wir uns schon ewig kennen. Es war richtig und ist es heute noch.«

Nia lächelte ein wenig, als ihre Mutter ihr Zimmer verließ, bis sie auf ihr Handy sah und eine Mail von Jenaro las, die sie um halb drei Uhr nachts erhalten hatte.

- Ich hab heut andere Sachen zu tun. Sehen uns die Tage. Melde mich.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now