Wenn du jemanden zum reden brauchst ...

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Mit besserer Laune als am Abend zuvor erwachte ich in dem kleinen, aber dennoch geräumigen Schlafsaal, den ich mir mit Ginny, Lavender und Parvati teilte. Mit Ginny und Parvati konnte ich wirklich leben, aber Lavender war da eine ganz andere Sache. Vor allem weil sie die ganze Zeit mit Parvati über Ron sprach und über deren Sexleben. Es war schrecklich! Als würde sie es mir unter die Nase reiben. Ich versuchte es gekonnt zu ignorieren, auch wenn es nicht ganz einfach war. Immerhin hatte ich schon Schlimmeres durchlebt, ich würde auch das noch ein Jahr schaffen.

„Morgen, Mine", grüßte Ginny mich, die nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer kam, das wir uns zu viert teilen mussten. Vielleicht hätte ich McGonagalls Vorschlag, mich in die Räume der Schulsprecherin einzuquartieren, doch annehmen sollen. Dann hätte ich ein eigenes Zimmer ... jetzt war es allerdings zu spät. Die Vorstellung ein ganzes Jahr meine Räumlichkeiten mit Oliver Rivers aus Hufflepuff zu teilen – der auch Schulsprecher war – hatte mich abgeschreckt.

Obwohl ich relativ gut und auch lange – für meine Verhältnisse – geschlafen hatte, fühlte ich mich müde. Ich lag länger als die anderen wach, weil ich noch über diese seltsame Begegnung mit Snape nachgedacht hatte. Aber ... naja, vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet. Konnte ja sein, oder? Immerhin war ich sehr müde gewesen und wollte ins Bett. Außerdem hatte Harry ihn auch nicht gesehen, soweit ich wusste. Dieser hätte mich doch gefragt was Snape von mir wollte, wenn er ihn gesehen hätte.

„Morgen, Ginny. Gut geschlafen?", fragte ich und ging an ihr vorbei ins Badezimmer, wartete aber noch, bevor ich die Tür hinter mir schloss. „Super, ich liebe Mum und Dad wirklich, aber die letzten Monate waren einfach ... ich freue mich einfach, dass ich ein bisschen mehr Freiraum habe", grinste sie und ließ ihr Handtuch einfach zu Boden fallen. Ginny machte sich wirklich nicht viel daraus, ob wir sie nackt sahen oder nicht. Immerhin waren wir unter uns Mädchen, aber ich würde das nicht tun können.

Parvati und Lavender waren auch so, aber nicht ganz so extrem wie Ginny. Bei mir würde man allerdings die ganzen Narben sehen und das wollte ich nicht. Es war rational gesehen dumm von mir, mich dafür zu schämen, denn es war ja nicht meine Schuld. Trotzdem konnte ich nichts gegen meine Reaktion machen oder gegen mein Verhalten.

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Nach dem Frühstück, bei dem ich diesmal neben Ginny saß, weil die Jungs spät dran waren, gingen wir zusammen zu unserer ersten Stunde in diesem Schuljahr – Kräuterkunde. Dies würden wir zusammen mit den Hufflepuffs haben.

Ich saß neben Ginny in der ersten Reihe, hinter uns Susan Bones und Megan Jones, beide waren mit minimalen Verletzungen in der Schlacht davon gekommen. Neville saß neben Ernie Macmillan und beide unterhielten sich über irgendeine Wurzel. Ich lächelte leicht, da ich bemerkte wie sehr Neville sich verändert hat und das zum Positiven. Er war selbstsicherer und selbstbewusster geworden. Außerdem scheute er sich nicht mehr, anderen die Meinung zu sagen. Es war gut, dass er sich weiterentwickelt hatte. Wirklich gut ...

„Morgen, Klasse", frohlockte Professor Sprout mit einem breiten Lächeln. Die korpulente Professorin war praktisch immer gut drauf. Manchmal erinnerte sie mich mit ihrer Art an Hagrid, nur war sie nie so leichtsinnig wie er. „Morgen, Professor Sprout", grüßten wir sie alle im Chor zurück.    


So begannen wir mit der Stunde und unterhielten uns über giftige Pilze, die man teilweise auch hier im Verbotenen Wald finden konnte. Es war bereits die Hälfte der Stunde vergangen, als plötzlich Harry und Ron durch die Glastür kamen und über eine Vase stolperten. Es polterte und beide landeten, mit dem Gesicht voraus, zu Professor Sprouts Füßen.

Sofort begannen wir anderen zu lachen. Das sah einfach zu witzig aus. Ginny und ich hielten uns sogar die Hand vor den Mund, weil wir so laut lachten. Ich hatte schon ewig nicht mehr so gelacht, zumindest kam es mir so vor. „Mr. Potter, Mr. Weasley!", entkam es der Professorin erschrocken und empört. „Äh ...", begannen beide zu stottern, was uns alle nur noch mehr zum Lachen brachte. „Aufstehen, aber sofort! Sie mögen ja da draußen Helden sein, aber hier sind sie immer noch Schüler! Setzen und dann still sein ... wirklich, fangen Sie beide nicht schon wieder mit dem zu spät kommen an!", mahnte sie die Jungs, die an einen Tisch weiter hinten gingen.

The Lioness Among The SnakesWhere stories live. Discover now