Wie eine Welle, wie die Flut

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- Severus' Sicht -

Bei Merlins dreckiger Unterhose! Erwischt von einer Schülerin! Wie weit kann ich noch sinken? Ich als Doppelagent, als Spion, wie konnte mir nicht auffallen, dass sich uns jemand nähert? Zum Glück ist es nur Greengrass gewesen, es hätte ja sonst jemand sein können. Das durfte nicht noch einmal passieren, wir durften nicht so unvorsichtig sein, vor allem nicht in diesen Zeiten. Diesen Zeiten? Ich sprach schon wieder, als würde der Dunkle Lord an der nächsten Ecke lauern. Der letzte Monat hatte mich geschlaucht. Zwar hatten wir die letzten Wochen etwas Ruhe gehabt nachdem wir von dem Wochenende auf der Farm zurückgekommen sind und doch fühlte ich mich, als wäre ich wieder für zwei Meister tätig.

Plötzlich hörte ich lautes Kichern bevor ich die große Tür der Bibliothek passierte und konnte nicht anders als kurz inne zu halten. Zu gern würde ich wissen, was die beiden dazu veranlasste, wie junge Hühner zu gackern. An dieser Situation eben war nun wirklich nichts amüsant gewesen, ganz und gar nicht. Ich mag gar nicht daran denken was passieren würde, wenn uns jemand erwischt hätte, der uns an das Ministerium verrät, oder an den Schulrat, der würde auch schon reichen. Zumindest um mich feuern zu lassen und Hermine ihren Abschluss zu ruinieren. Da war ich wirklich erleichtert, dass es nur sie war, bei ihr war ich mir sicher, dass sie still sein würde und meine kleine Drohung am Ende war natürlich ernst gemeint, doch überflüssig. Ihr Vater war ein enger Freund von Lucius, wenn auch in letzter Zeit eher zurückhaltend, was aber wohl an dem Tod seiner jüngeren Tochter lag. Außerdem war sie eine Slytherin, sie würde diese Information für etwas anderes nutzen, oder gar nicht, wenn ihr wirklich was an Potter lag.

Noch immer hörte ich die beiden kichern und es wurde immer lauter, was nur bedeuten konnte, dass sie auf dem Weg zum Ausgang waren. Das war das Stichwort für mich zu verschwinden. Ich wollte nicht noch einmal erwischt werden, vor allem nicht, wie ich einfach nur in der Tür stand und in den dunklen Gang blickte. „Ich wollte euch wirklich nicht stören, Hermine", hörte ich Greengrass sagen und überlegte kurz, ob ich mich verstecken und zuhören sollte. So eine Gelegenheit bekam ich immerhin nicht jeden Tag und der Spion in mir sehnte sich danach, endlich mal wieder jemanden zu belauschen. Andererseits, wenn Hermine davon erfährt... das wird ihr nicht gefallen. „Schon okay, du konntest nicht wissen... naja, außerdem war es leichtsinnig von uns, das in der Bibliothek zu machen. Jemand anderes hätte uns ebenso gut erwischen können", wehrte Hermine ab und ich sah schon, wie beide um die Ecke kamen und entschied mich dann zu gehen.

Nachdem was wir erlebt hatten und wie weit wir in der letzten Woche gekommen waren, wie sehr Hermine sich Lucius und mir anvertraut hat und uns gesagt hat, was sie erwartet, das konnte ich jetzt nicht aufs Spiel setzen. Ihr Vertrauen war mir wichtig, sehr wichtig sogar, denn es war ein Privileg dieses zu haben und mit einer Belausch-Aktion würde ich das nicht zerstören.


- Donnerstag -

Konzentriert, zumindest redete ich mir das ein, stand ich an meiner Arbeitsplatte und schnitt die Zutaten für den nächsten Trank klein. Schnitt für Schnitt kam es mir so vor, als würde ich die Kontrolle verlieren. Es war komisch, so eine Wut, so eine Rage hatte ich das letzte Mal gespürt, als Hermine mir von Greyback und ihr erzählt hatte. Doch diesmal war es anders! Ich hatte schließlich überhaupt keinen Grund wütend zu sein. Der Tag war vergleichsweise ruhig verlaufen, ich hatte nur einen kleinen Hufflepuffschüler zum Weinen gebracht, in Gryffindor ein paar „Troll" verteilt und Minerva während des Mittagessens ignoriert. Ein ganz normaler Tag eben!

In besonderem Maß hatte ich mich nicht aufgeregt, zumindest nicht mehr als sonst, Hermine hatte ich auch schon gesehen und sie hatte mir hinter ihrem Buch zu gelächelt. Außerdem würde sie jeden Moment durch die Tür kommen. Deswegen wollte ich auch diese Wut in den Zaum kriegen. Denn es gab keinen Grund wütend zu sein oder das dann auch noch an ihr auszulassen. Nein. Ganz und gar nicht! Aber woher kam diese Wut dann? Hatte es vielleicht etwas mit der Triaden-Magie auf sich? War Hermine so wütend? Nein, die Male, die ich sie gesehen habe, schien sie gute Laune zu haben. Tuschelte mit Greengrass und Lovegood vor sich hin, während sie Potter und Draco anschauten, nur um dann in schallendes Gelächter zu verfallen.

The Lioness Among The SnakesWhere stories live. Discover now