Special: Zwiespalt und andere Probleme in Hogwarts

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- Dracos Sicht, Donnerstagnachmittag -

Wo war sie wieder? Sie machte mich wirklich verrückt! Auf mehr als eine Weise. Sie war unglaublich. Ihre ganze Art fesselte mich und doch verstand ich sehr oft nicht, was sie mir eigentlich mitteilen wollte. Doch ich wollte es auch gar nicht anders. Ihre ganze Art war erfrischend und neu, aufregend und auch befreiend. Wie ein Strahl der Sonne, der mich aus dem tiefen Loch meiner Depression holte. „Wo warst du so lange, Draco?", erschreckte ihre trällernde Stimme mich, als ich um die nächste Ecke bog und Luna in einem bunten Kleid auf den letzten Treppenstufen tanzte. „Ich hab dich gesucht, Luna", sagte ich ihr und mit Leichtigkeit hüpfte sie, nein ... sie tänzelte eher direkt auf mich zu, schmiss sich in meine Arme.

So viel Zuneigung und vor allem die offene Zurschaustellung dieser war ich nicht gewohnt. Mit Pansy oder den anderen Mädchen war es nie mehr als ne schnelle Nummer. Doch von Luna ... von Luna wollte ich mehr. Schließlich hatte ich extra wegen ihr meinen Vater gebeten, die Vereinbarung mit Daphnes Familie aufzuheben. Daphne war zwar wirklich sehr hübsch und ich mochte sie auch, wir waren gute Freunde, aber ich konnte sie mir nicht wirklich als meine Freundin oder gar meine Ehefrau vorstellen. „Komm schon, die Bibliothek ist um diese Zeit leer", sagte sie mir und griff nach meiner Hand, zog mich den Korridor lang Richtung Bibliothek. Ich wusste ganz genau, was sie da mit mir machen wollte.

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Ich richtete meine dunkelgrüne Krawatte, während Luna bereits mit einem Buch über irgendwelche magische Wesen durch die Bibliothek in den Ravenclawturm ging. Sie war wirklich ein seltsames Mädchen, aber ich wollte es gar nicht anders. Doch so langsam sollte ich mich auch auf den Weg machen. Severus würde es merken, wenn ich nicht im Gemeinschaftsraum wäre und er nach uns sehen würde, so wie jeden Abend innerhalb der Woche. Ich mochte ihn, schließlich war er mein Patenonkel, aber er war verdammt streng! Daher war es wirklich kein Wunder, dass er sich so gut mit meinem Vater verstand. Die beiden waren wie zwei Seiten einer Medaille und doch waren sie genau gleich. Nun, vielleicht nicht genau gleich, aber sehr ähnlich!


Es waren zu dieser Zeit nur noch wenige Schüler auf den Gängen, noch weniger unten im Gebiet von uns Slytherins. Selbst jetzt noch, oder vor allem gerade jetzt noch, hielten sich die meisten Schüler von uns fern. Verständlich! Ich verstand die anderen Häuser, sie hassten uns, hatten Angst vor uns. Und wieso auch nicht? Viele von uns Älteren, auch ich, waren gebrandmarkte Todesser. Wir trugen das Dunkle Mal auf unsere Unterarmen und auch wenn nicht alle wussten, wer alles von uns Slytherins dem Dunklen Lord gefolgt war, wusste man es doch bei mir. Jeder wusste, wer ich war, was ich getan hatte und jeder wusste, wer mein Vater war. Der Ruf unserer Familie hatte sehr gelitten. Mein Vater und ich waren als die treuen Gefolgsleute des Dunklen Lords enttarnt worden. Dabei waren wir seit Jahren nicht treu gewesen. Weder mein Vater noch ich haben jemals gewollt, dass ich das Dunkle Mal bekomme.

Gerade deswegen hielten sich viele von uns fern, aber eigentlich störte es mich nicht. Ich hasste die ganzen Fragen von anderen, die wissen wollten, warum ich das alles getan hatte. Was sollte ich auch sagen? Ich hatte doch keine Wahl gehabt! Das Böse höchstpersönlich hat in meinem Elternhaus gewohnt und meine Familie bedroht. Hat meinen Vater vor allen Todessern niedergemacht, meine Mutter bedroht und mich gefoltert. Hätte ich es nicht getan, dann wäre meine Familie tot gewesen. Und mein Vater hatte mir immer gesagt, dass ich tun soll, was nötig ist. Jetzt wusste ich auch warum: Er wollte, dass ich überlebe, dass wir überleben. Er wusste, dass mir kein Askaban drohte, er hatte einen Deal mit Dumbledore gemacht, mit dem Orden. Ich war immer sicher gewesen. Doch irgendwie glaubte ich nicht, dass er nur meinetwegen die Seiten gewechselt hat. Da musste noch etwas Anderes gewesen sein und ich glaubte auch schon zu wissen, mit wem das zu tun hatte. Granger! Hermine ... sicher hatte sie etwas mit allem zu tun. Mein Vater und Severus verheimlichten mir etwas! Immer sagte Vater mir nur kleine Dinge, aber so langsam sah ich ein Muster und das Buch, was ich ihr auf Bitten von Vater geschenkt hatte ... es musste irgendwas mit einem Ritual zu tun haben.

The Lioness Among The SnakesWhere stories live. Discover now