Severus Geheimnis

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- Hermines Sicht -

Überwältigt zu sein, war wohl genau das, was mich momentan beschrieb. Ich war überwältigt von Severus Ehrlichkeit, Offenheit und auch von seinem Vertrauen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er noch nie mit jemand anderem darüber gesprochen hatte. Doch mit mir hatte er es getan. Er vertraute mir und das bedeutete mir sehr viel. Unendlich viel. Ich fühlte mit ihm, verstand ihn sogar bis zu einem gewissen Grad, doch bei alledem konnte ich nicht verhindern, dass ich Lily Potter immer weniger mochte. Alle erzählten immer, was für eine tolle Hexe, Frau und Mutter sie gewesen war, die beste Freundin, die man sich wünschen kann, sagte Remus immer. Sie würde immer zu einem stehen! Anscheinend stand zu allen, außer zu Severus ... ich ... verachtete sie ein Stück weit dafür, dass sie ihn so einfach links liegen gelassen hatte. Selbst wenn er sie ‚Schlammblut' genannt hatte, er war ihr Freund, sie hätte ihm eine Chance geben müssen, sich zu erklären. Aber nein, sie hat ihn einfach verstoßen!

Ich verstand es nicht! Dieses Bild stimme einfach nicht mit dem Bild überein, was alle anderen über sie zu haben schienen. Aber noch viel schlimmer war das andere Gefühl, das sich in mir breit machte ... Eifersucht. Ich war eifersüchtig auf sie. Auf das, was sie mit Severus gehabt hat! Wie lächerlich, auf eine Frau eifersüchtig zu sein, die tot ist und nie wirklich in den Genuss gekommen ist zu sehen, welch toller Mann Severus in Wirklichkeit ist. „Bist du noch bei mir?", drang Severus sanfte und zugleich feste und tiefe Stimme an mich. „Ja, ich hab nur ..." „Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein, Hermine. Meine Liebe für Lily ... es ist lange her, dass ich so stark für sie empfunden habe. Jahre ... wirklich. Es mag dir schwer fallen, das zu glauben, aber ich will, dass du weißt, dass sie nicht die Frau ist, die ich in meinen Armen halten will", versicherte er mir. „Lass sie nicht zwischen uns stehen".

Ich dachte über seine Worte nach, saugte diese Worte in mich auf und ich spürte das Lächeln auf meinen Lippen. „Nun, eigentlich kann momentan nichts zwischen uns stehen, Severus", kicherte ich, denn ich saß noch immer auf seinem Schoss. „Wohl war", grinste er zu mir hoch und mit einem weiteren Kichern beugte ich mich runter und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Schnell wollte ich mich wieder von ihm lösen, doch seine Hände waren in meinem Haar und zogen mich dichter an ihn. „Ich kann nicht aufhören", murmelte er mit einem mir unbekannten Unterton in der Stimme und wir hörten wirklich für eine Weile nicht auf.


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Während Severus etwas im oberen Teil des Hauses suchte, stand ich in der Küche. Ich hatte mir aus einem Stofffetzen eine Schürze gezaubert und hatte mir diese umgebunden, während ich die Tomatensoße für die Nudeln zubereitete. Es war ein Wunder, dass in diesem Haus überhaupt etwas Essbares vorhanden war. Ich würde es Severus natürlich niemals sagen, aber der Zustand des Hauses hatte mich erschreckt. Sicherlich hatte ich es gut verborgen, aber zu wissen, dass er in diesem runtergekommenen Haus aufgewachsen war, zerbrach mir nicht nur das Herz ... es brachte es auch zum Bluten.

Bei seiner Vergangenheit war es wahrlich kein Wunder, dass er sich den dunklen Künsten genähert hatte und sich allem anderen abwandte. Von Zuhause aus kannte er keine Wärme, keine Zuneigung, Vertrauen oder gar Liebe, zumindest ließen mich dies seine Erzählungen vermuten. Seine Mutter schien von seinem Vater unterdrückt worden zu sein, dabei war sie selbst eine Hexe ... unweigerlich sah ich mich in ihrer Position. Eine Hexe, die sich nicht wehren konnte ... schnell schüttelte ich diesen Gedankengang wieder ab. Jetzt sollte ich wirklich nicht darüber nachdenken. Zurück zu Severus ... Lily ... sie war sein Halt gewesen und er hatte auf eine Zukunft mit ihr gehofft, doch als auch sie ihn abgewiesen hat, war es das Letzte, was gefehlt hatte um ihn endlich auf die Seite Voldemorts zu befördern.

Am liebsten würde ich Harrys Mum einmal richtig die Meinung sagen! Wenn sie doch wirklich all die Jahre seine Freundin war, seine beste Freundin, wie konnte sie ihm dann nicht einmal eine Chance geben, sich zu erklären? Für mich war das unbegreiflich und ich würde mir nur Kopfschmerzen einfangen, wenn ich weiter darüber nachdachte. Deshalb würde ich es einfach dabei belassen. Es lag in der Vergangenheit ... die Vergangenheit sollte man auch dort lassen ... wenn ich doch nur meinen eigenen Rat so annehmen könnte.


The Lioness Among The SnakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt