Alleingang

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- Lucius' Sicht -

Hermine hatte vollkommen Recht. Außerdem, musste ich zugeben, dass es mir selbst auch Angst machte, das Severus es irgendwie geschafft hatte die Verbindung zwischen uns dreien zu kappen. Vielleicht hatte ich wirklich zu heftig reagiert. Immerhin war ich auch nicht gerade ein Unschuldslamm. Ganz im Gegenteil. Ich hatte selbst viele Dinge getan auf die ich nicht stolz war und die ich am liebsten vergessen würde. Es gab Dinge die ich verdrängte und bei denen ich es nicht zuließ, dass sie an die Oberfläche gelangten.

„Guten Abend, junge Miss", holte Estrons Stimme mich aus meinen Gedanken und sah wie der Elf sich tief vor Hermine verbeugte. Erstaunlicher für mich war, dass auch Hermine sich hinunter beugte. „Abend, Estron. Es ist schön dich wiederzusehen. Ich hoffe dir und deinen Freunden geht es gut?", fragte Hermine, obwohl es mehr eine kleine Anschuldigung war in meine Richtung. Als würde sie mir gleich an den Hals springen, falls ich es wagen sollte, den Elfen etwas anzutun. Dobbys Behandlung würde wohl immer auf mir lassen. „Oh, Miss ist zu nett nach uns zu fragen. Allen geht es gut. Meister hat uns mit auf die Farm genommen. Die jungen Elfen freuen sich an diesem Ort zu sein. Es ist so viel heller und freundlicher als das Manor", erklärte Estron, woraufhin ich ihm einen unterkühlten Blick zusandte.

Augenblicklich senkte Estron den Kopf, doch seine Ohren wackelten aufgeregt. Es tat ihm gar nicht leid, er schien sich in Hermines Nähe vollkommen sicher zu fühlen. Natürlich war das gut, aber ein wenig Respekt mir gegenüber und unserem ehemaligen Heim wäre ich nicht abgeneigt. „Oh", entkam es Hermine und ich schaute direkt zu ihr. Sofort sah ich wie ihre Augen leicht glasig wurden und sie abschweifte. Für sie war das Manor eine Erinnerung an das Schlimmste was ihr passieren konnte, anders als Lori, Draco und ich, aber auch Estron und die anderen Elfen, hatte Hermine keine einzige gute Erinnerung an diesen Ort. In diesem Moment war ich noch einmal dankbar das ich, wenn auch im betrunkenen Zustand, mich dazu entschieden hatte, das Manor für immer hinter mir zu lassen. Es war schon seit Jahren kein Ort mehr gewesen, an dem Kinder aufzieht. Selbst Draco hätte ich niemals dort aufziehen sollen.


„Meister hat Estron gerufen. Was kann Estron für Meister und junge Muss tun?", wollte er dann wissen und seine großen, runden Augen blickten zu mir hoch. „Wir wollen nicht das uns jemand sieht, Estron. Daher wäre es sehr nett von dir, wenn du uns runter in den Kerker bringst zu Severus." Hermines Stimme war sanft und mitfühlend, zwar anpassend, wenn sie mit den Elfen sprach, jedoch sprangen mir andere Bilder in den Sinn. Bilder von Hermine und einem kleinen blonden Jungen, der ihr wildes Haar hatte, ein kleines Mädchen als Hermines Ebenbild. Bilder davon wie sie mit den beiden sprach, sie abends ins Bett brachte, ihnen eine Geschichte vorliest und sie tröstet.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Unterarm, „Lucius, alles in Ordnung?", hakte Hermine sanft nach. Leicht schüttelte ich meinen Kopf und beruhigte sie: „Alles in Ordnung. Ich mache mir nur Gedanken um Severus. Mag sein, dass ich etwas überreagiert habe." Ihre Augen verengten sich leicht, „Meinst du? Lucius, ich weiß das ihr oft Meinungsverschiedenheiten habt und das es normal ist, dass ihr euch streitet. Aber es sollte nicht so eskalieren. War das letzte Mal nicht schon genug? Damals auf der Farm? Noch einmal möchte ich das nicht erleben und wir sollten endlich versuchen uns alle so hinzunehmen wie wir sind. Jeder von uns hat dunkle Geheimnisse und hatte etwas getan was wir bereuen, auch ich! Ich nehme mich da nicht raus, aber es bringt nichts, wenn wir uns dann den Rücken zukehren."

Wieso nur waren ihre Worte jedes Mal so entwaffnend? Ein Blick und ein Wort genügte und ich fühlte mich machtlos. „Verzeih mir", bat ich leise und legte ihr meine Hände an die Wangen. Ein sanftes Lächeln umschmeichelte ihre Lippen. „Ich werde dir immer verzeihen, Lucius. Dir und Severus. Immer. Egal was kommt", versprach sie mit fester Stimme. Woraufhin ich mich runter beugte und sie sanft küsste. Selbstsüchtig wie ich war, genoss ich diesen Augenblick. Ihre schmalen Lippen schmeckten nach einen Hauch frischer Apfel, pressten sich gierig gegen meine, wobei meine Hände sich in ihr Haar gruben. Severus konnte ruhig noch ein paar Minuten warten.

The Lioness Among The SnakesWhere stories live. Discover now