In Übereinkunft mit sich selbst

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- Hermines Sicht, nächster Tag (Sonntag) -

Wie auf heißen Kohlen saß ich in der großen Halle. Mein Blick huschte immer wieder nach oben zum Lehrertisch. Noch saß er da. Er trank seinen Tee und schaute wie immer missgelaunt auf uns Schüler hinab. Normalerweise würde ich über diesen Blick lächeln, denn irgendwie fand ich es süß, wie er so auf uns hinab schaute. Heute jedoch war ich angespannt, Severus würde sich schon bald auf den Weg machen, um mit Lucius den echten LeMarcur zu verhören. Auch wenn ich gestern noch vollkommen überzeugt war, oder eher gesagt, meine Zweifel in den Hintergrund gestellt habe, machte mir die Vorstellung, was die beiden mit ihm machen würden, Angst. Diese Konfrontation mit Lucius und Severus Bereitschaft, ohne weitere Gedanken Gewalt anzuwenden, verunsicherte mich. Viel mehr noch, es verunsicherte mich und machte mir Angst, dass ich dem Ganzen so neutral gegenüberstand.

„An was denkst du, Mine?", holte Harry mich mit seiner Frage aus meinen Gedanken. Meine Augen zuckten zu ihm, weg von Severus, wo sie wohl viel zulange verharrt hatten. „Nichts", antwortete ich Harry schnell, doch mein Unbehagen war wohl deutlich herauszuhören. Zumindest ließ Harrys Blick es erahnen. „Wirklich? Scheint als wärst du auf etwas oder eher gesagt, auf jemanden fixiert." Unglaublich, nach all den Jahren fing er jetzt an, aufmerksam zu werden und darauf zu achten, was um ihn herum wirklich passierte. „Es ist alles gut, Harry, kein Grund zur Sorge", versicherte ich ihm und versuchte krampfhaft, nicht noch einmal zu Severus zu sehen.

Seit Monaten hatte ich mir keine Gedanken mehr gemacht, zu was er und Lucius alles fähig waren. Ihre Vergangenheit rutschte wenn wir zusammen waren leicht in den Hintergrund. Einfach weil sie so anders mit mir waren. Ich sah keine Todesser oder Spione, ich sah einfach nur Lucius und Severus, zwei Zauberer, die Fehler gemacht haben, dafür gebüßt haben und jetzt versuchen ihren Weg zu finden, einen Weg und eine Zukunft mit mir. Alles andere war nicht wichtig, zumindest nicht für mich. Die beiden hatten sich weit vor dem Fall Voldemorts gegen ihn entschieden, wenn auch nicht direkt allein für mich. Sie hatten sich verändert und ich respektierte die beiden zu sehr, als dass ich ihnen die Vergangenheit unter die Nase reibe. Ich liebte sie, mit all ihren Macken und ihren Fehlern, Eigenheiten.

„Wenn du so lächelst beschert mir das eine Gänsehaut", sagte Harry, „und zwar keine Gute." „Wie lächle ich denn?", fragte ich mit erhobener Augenbraue. „Als würdest du an einen von i-h-n-e-n denken", betonte er mit einem schnellen Blick zum Lehrertisch. Naja, er hatte schon Recht, ich dachte an die beiden. „Keine Ahnung was du meinst", trällerte ich und ließ mich von ihm ablenken. Vielleicht konnte ich den Tag heute mit Harry verbringen. Jetzt wo er mit Daphne zusammen war, verbrachten die Zwei viel Zeit miteinander und ich verbrachte viel Zeit damit, unten im Kerker zu sein.


„Harry?" „Mm?", kam von ihm während er sich einen Pfannkuchen in den Mund steckte. „Hast du heute was vor?", fragte ich zögerlich. Eigentlich eine dumme Frage. Heute war Hogsmeade-Wochenende und sicherlich würde er mit Daphne in das kleine Zaubererdorf gehen. „Daphne und ich wollten nach Hogsmeade, ich brauch eine neue Feder und sie wollte irgendein Buch holen. Du kannst mitkommen wenn du möchtest, Mine", schlug er einladend vor. Mein Herz ging dabei auf, unbewusst schien er direkt zu wissen, dass ich heute Ablenkung brauchte. „Sehr gerne", lächelte ich und strich mir meine Haare nach hinten. „Treffen wir uns dann nachher im Innenhof? In einer Stunde?" „Klar", nickte ich und war einfach dankbar, Harry als Freund zu haben. Außerdem könnte es nicht schaden, wenn ich auch nach einem neuen Buch Ausschau hielt.


Daphne schien kein bisschen überrascht zu sein mich zu sehen. Wahrscheinlich hatte Harry ihr schon gesagt, dass ich mitkommen würde. „Wir war es gestern?", fragte sie, als wir uns auf dem Weg ins Dorf machten. Dabei gingen wir ein paar Schritte hinter Harry, der sich mit Neville und Seamus unterhielt, die ebenfalls nach Hogsmeade wollten. „Ganz gut", antwortete ich, „denke ich zumindest. Du hattest übrigens Recht mit der Hose. Irgendwie habe ich mich damit auch mehr in Kontrolle gefühlt." Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht auf, „Das freut mich. Ich helfe dir immer gerne, Hermine. Aber nächstes Mal wäre eine Warnung schon nett, bevor mich ein Elf entführt", lachte sie auf, wobei ich gleich mit einstimmte. „Nicht meine beste Idee", grinste ich lachend zurück.

The Lioness Among The SnakesWhere stories live. Discover now