5. Mission Elend

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Der nächste Tag diente zur Vorbereitung der Mission. Ich trainierte gemeinsam mit Petra, packte eine kleine Tasche, welche auf mein Pferd geschnallt werden konnte zusammen und badete am Abend. Das Duftwasser, welches mir die alte Dame geschenkt hatte, trug ich auf und legte es zudem in mein Gepäck. Es gab mir ein unglaublich gutes Gefühl der Frische und ließ mich gefühlt strahlen.

Früh, so wie befohlen, gingen wir an jenem Tag schlafen. Bei Sonnenaufgang sollte unsere Mission wie geplant beginnen - ich war bereit.

Wir sammelten uns beritten am Tor. Acht Teams würden heute den Bezirk Trost verlassen, um die Festung Elend abzusichern und mit einigen Vorräten zu versorgen. Jeder Soldat hatte seine Ausrüstung angelegt, jeder war bereit für die Titanen. Ich stand versammelt mit unserem Trupp an der Spitze der Gruppe. Wir sollten vor Erwin Smiths Einheit reiten und den Weg freihalten sowie Warnungen aussenden. Auch Hanjis Team, bei dem Lina eingesetzt war, stand am Tor. Sie waren in den hinteren Reihen zur Absicherung eingeteilt.

Das Tor öffnete sich. Die tiefstehende Sonne strahlte uns entgegen und schien uns unseren unvermeidlichen Weg aufzuzeigen.
"Vorwärts!" ,schrie Smith nun. Wir spornten die Pferde an und galoppierten Richtung Südosten los. Levi ritt vor und gab uns das Tempo vor. Wir mussten schnell sein, um den gewünschten Abstand zur nächsten Gruppe einzuhalten. Nach einiger Zeit des schweigenden Ritts verringerte sich unsere Geschwindigkeit etwas. Ich sah mich um, konnte jedoch weit und breit keine Titanen in der Hügellandschaft erkennen.

"Wir werden gleich an einen Wald kommen und diesen durchqueren. Haltet eure Augen auf!" ,befahl Levi nun. Auch ich konnte die Bäume am Horizont erkennen. Es schien ein sehr dichtes Gebiet zu sein, nicht vergleichbar mit den Wäldern, die ich gemeinsam mit Lina durchschritten hatte.
"Jawohl" ,rief Eld aus. Die Bäume warfen starke Schatten, die Sonne schien nur hier und da durch das Blattwerk hindurchzukommen. Ich bekam eine Gänsehaut und wurde leicht nervös. Auch Petra sah sich unsicher um. Ihr ging es anscheinend ähnlich wie mir.

Und plötzlich konnten wir es hören: eine Art Brüllen. Ich zuckte zusammen.

"Macht euch kampfbereit!"
Der Gefreite zog seine Schwerter und stellte sich auf den Rücken seines Pferdes. Er starrte konzentriert nach vorn. Ein Titan sprang auf allen Vieren kriechend aus dem Blattwerk heraus – kaum vorhersehbar und doch hatte unser Teamführer darauf gewartet. Er schnappte nach Levi und Eld, welche Beide vom Pferd absprangen und sich in die Lüfte begaben. Der Rest von uns bremste die Pferde und sprang ebenfalls ab.

"Der Hals" ,dachte ich und schoss meinen Haken im Gegensatz zu allen anderen auf den Titan, um mich an ihn heranzuziehen. Beide Schwerter gezogen und auf seine Schwachstelle gerichtet, flog ich knapp über ihn an ihm vorbei und öffnete dabei sein Genick. Der Titan brach zusammen.

"Weg da!" ,schrie Gunther. Ich sah erst verwundert zu ihm hinauf, nachdem ich auf dem Boden gelandet war, drehte mich jedoch dann zu dem geöffneten Mund, welcher auf mich zukam, um. Da war ein zweiter Titan, den ich als Einzige wohl nicht gesehen hatte. Unbedacht hatte ich meine Chance genutzt und mich noch nicht einmal darüber gewundert, dass keiner meiner Kameraden ebenfalls einen Angriff getätigt hatte, um in die Falle zu gehen.

Wie naiv ich doch war.

Ich kniff meine Augen zusammen, presste die Lippen fest gegeneinander und lauschte den Bewegungen meines Gegners. War das bereits mein erster und letzter Fehler?

Doch dann sah ich in meinen Gedanken Hanji vor mir. An jenem Abend hatte sie mir auch andere Schwachstellen der Titanen genannt. Es ging nicht immer darum, sie sofort zu töten. Jede Schwächung könnte den entscheidenden Vorteil bringen. Ihre Worte in meinem Kopf hallend, setzte ich zum Angriff an. Ich öffnete meine Augen entschlossen und drehte mein Schwert in meiner Hand, um es wie einen Dolch mit nach unten gerichteter Klinge zu halten. Kraftvoll holte ich aus und zog mit der Klinge einmal an dem gesamten Mund des Monsters entlang. In diesem Moment erstarrte der Blick des Titans. Ich blickte auf.

Levi hatte ihm sein Genick aufgeschlitzt und landete neben mir. Er musterte kurz den durchschnittenen Mund des Titans, um sich dann skeptisch zu meinen:
"Scheiße, das war knapp. Zögerlich bist du nicht gerade..."
Eilig holte er ein Tuch hervor und wischte sich das Titanenblut aus dem Gesicht. Ich schnappte nach Luft. Schon jetzt war ich vollkommen fertig.

"Das war super" ,rief Petra aus und landete mit dem restlichen Team bei uns.
"Über das Vorgehen kann man sich streiten" ,verbesserte sie der Gefreite.
"Ja, das Vorgehen war wirklich unfassbar dämlich" ,schimpfte nun Auruo, wobei Petra ihre Augen rollte. Eld klopfte mir auf die Schulter.
"Das war dein erster Titan. Darauf müssen wir heute Abend anstoßen!"
Gunther stimmte ihm zu und ich lächelte. Ich begann mich wirklich wohl bei Ihnen zu fühlen. Sie waren ein tolles, wenn auch teilweise seltsames Team. Aber vielleicht machte sie dies gerade zu einem Trupp, in dem ich mich eines Tages einleben könnte. Vielleicht.


"Wir sollten weiterreiten, bevor uns Erwins Gruppe einholt!" ,befahl Levi. Wir befolgten den Befehl, ritten eilig los und kamen schließlich wie vorhergesehen als erster Trupp auf der Festung Elend an.

Grenzen vergessen Levi x ReaderWhere stories live. Discover now