49. Vergangenes & Kommenes

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Aufstöhnend begab ich mich ins heiße Wasser. Der Raum war erfüllt mit Dampf. Levi saß bereits entspannt in der Wanne. Seine Augen waren geschlossen, sein Atem kaum sichtbar.
"Ah, ist das heiß..." beschwerte ich mich, als ich meinen Po ins Bad tunkte. Levi beobachtete mich.
"Für so empfindlich hatte ich dich nicht gehalten...." Er lächelte und zog mich an meiner Hand zu sich. Nachgebend setzte ich mich hinein und duldete das Brennen auf meiner Haut.
"Weißt du schon was über die Eroberung der Mauer Maria?" fragte ich nun und sah hinter mir zu ihm. Er rieb konzentriert an meiner Schulter und sah überrascht auf.
"Erwin wird das Ganze mit uns in einigen Tagen besprechen. Generell verlangt das Militär aber um baldige Umsetzung.... Egal ob wir es für aussichtsreich halten oder nicht...."
"Das habe ich mir schon fast gedacht." Ich seufzte. Meine Muskeln entspannten sich durch die herrschende Wärme, als würden sie erweichen.
"Was wirst du tun, wenn wir die Mauer erobert haben und zum Wasser kommen?"
"Du meinst zum Meer?"
"Nennt man das so?" Ich nickte.
"Ja, es ist ein riesiger See, der die ganzen Landmaßen umschließt." erklärte ich. Doch Levis Blick veränderte sich nicht. Er wollte eine Antwort auf seine Frage. "Ich werde euch weiter unterstützten. Was sollte ich sonst tun? Irgendwer muss euch doch die Welt erklären." Ich grinste. Wenn wir es wirklich schaffen sollten, würden die Menschen in Paradies einen Kulturschock erleben. Jede Hilfe, die sie zur Bewältigung dieses Ereignisses bekamen, würde sie voranbringen können. Ich war mir sicher, dazu einen Betrag leisten zu können und wenn es nur in militärischer Hinsicht war.
"Hast du keine Familie in deiner Heimat?" Ich schrack auf. Was sollte diese Frage nun plötzlich?
"Doch."
"Und?" Ich fummelte an meinem nassen Haar. Die Frage war selbst von Levi gestellt keine, die ich gern beantwortete.
"Meine Familie hat nie viel von mir gehalten. In der Schule war ich ihnen zu schlecht. Die Entscheidung zum Militär zu gehen, war ihnen auch nicht recht und wenn ich jetzt noch mit dir ankommen würde...." Ich lachte. "Mit einem Mann aus Paradies - sie würden wahrscheinlich nicht mal die Tür öffnen wollen." Levis Augen waren geweitet. Er sagte nichts, doch ich sah, wie konzentriert er mir zuhörte. "Meine Heimat ist ein sehr neutrales Land. Krieg ist dort nicht gern gesehen. Das Militär wird eher belächelt. Den einzigen Krieg in den letzten 500 Jahren führten wir gegen euch. Ihr seid damals mit euren Titanen bei uns eingefallen und nun ja..... das hat Spuren hinterlassen. Auf Grund dieser Vorgeschichte wurden immer wieder Spione nach Marley entsannt, da dort ebenfalls Titanen als Waffen genutzt werden. Es scheint wohl eine Art Trauma unseres Landes zu sein....... Ansonsten ist uns der Handel besonders wichtig. Wer etwas von sich hält, geht auch beruflich in diese Richtung." Levi strich durch mein Haar. Seine Hände glitten über meinen Rücken. Ich genoss diese Berührung.
"Das heißt, deine Heimat würde nicht unbedingt in Konflikte mit uns eingreifen." Ich nickte.
"Wahrscheinlich nicht..... Aber wer weiß......" Unsicher zuckte ich mit den Schultern. Ich konnte diese Möglichkeit nicht komplett ausschließen. Die Menschen aus Paradies hatten weder in Marley noch in anderen Ländern ein hohes Ansehen. Im Gegenteil - sie wurden fast weltweit mit Skepsis beobachtet. "Wenn wir Pech haben, könnte sich ein Bündnis aus Angst gegen euch bilden. Jedes Kind lernt die Geschichten der bösen Titanen, die über das Wasser kamen, um unschuldige Menschen zu fressen. Jedes Kind denkt, dass diese Insel ein Ort voller Monster sei. Selbst ich hatte in meiner Kindheit ein Buch darüber..... Das hier aber so gutaussehende Typen rumlaufen, stand da nicht drinnen." Ich kicherte und blickte Levi grinsend an.
"Sehr lustig." schimpfte er schon fast und stand auf. "Wir sollten bald los. Sonst sucht uns noch jemand." Ich stimmte ihm zu und stieg ebenfalls aus der Wanne. Hastig trocknete ich mich ab, um mit ihm mitzuhalten. "Wir haben morgen früh eine Besprechung mit Hanji und Erwin. Es wird um die ersten Schritte zur Auflösung der Unterwelt gehen." erklärte Levi während er sich bereits die Halbstiefel zuband.
"Okay. Ich werde da sein." Levi kam auf mich zu. Er zog sich den Matel über und küsste mich auf die Strin.
"Ich werde schon mal vorgehen." Ich nickte und sah ihm nach, als er die Zimmertür öffnete. Sein Haar war noch immer nass und hing schwerfällig über seine Ohren hinweg. Er sah zu mir zurück. Ich lächelte und er tat es ebenfalls. Mein Herz klopfte. Ab heute war er ganz allein mein und bald schon sollte es jeder wissen. Seufzend ließ ich mich auf das Bett fallen und strich mit meiner Hand über das Laken.
"Dann hat dieses ganze Verstecken ein Ende." flüsterte ich mir selbst zu. Es war ein Grund mehr bei der Eroberung der Mauer Maria alles zu geben. Ein Grund mehr zu überleben und das Danach genießen zu können. Motiviert stand ich auf und ging zu meinem Mantel. Ich zog das Päckchen heraus und packte meinen Dolch aus. Die Klinge glänzte mir entgegen. Vorsichtig strich ich mit dem kleinen Finger meiner linken Hand daran entlang. Ich biss mir auf die Lippe. Bis zu dieser Mission musste ich alles geben, um mein Können auszubauen. Es war meine Chance auf das Danach, was ich mir so sehr wünschte.

Am nächsten Morgen eilte ich von der Herberge zurück ins Regierungsgebäude, wo wir in einem Saal Historia und einige wichtige Personen des Militärs trafen. Es sollte, wie von Levi angekündigt, um die Auflösung der Unterwelt gehen. Der Plan sah dabei ein paralelles Vorgehen in Stohess sowie Mitras vor. Historias Befehl war klar. Es ging in den ersten Schritten um die Rettung der Waisen, welche auf zentralgelegenen Höfen untergebracht werden sollten. Diese wollte die Königin selbst verwalten und dort einige ihrer Tage verbringen. Andererseits bestand ein Interesse daran, talentierte Kämpfer für die nächsten Missionen für uns zu gewinnen. Ich seufzte. Das Militär hielt bereits bei dieser Idee die Zügel in der Hand, auch wenn den Wünschen der Throninhaberin gefolgt wurden.
"-dN-, ich schlage vor, dass ihr das Vorgehen in Stohess leiten. Euer Offensivtrupp wird dafür temporär aufgestockt, sodass ihr effektiv vorgehen könnt. Soweit ich weiß, kennt ihr euch bereits etwas in der Unterwelt in Stohess aus, oder?" fragte Erwin. Ich nickte.
"Ja, das tue ich. Gern werde ich das Vorgehen mit meinem Trupp und meinem Können unterstützen." erklärte ich. Einige alte Männer, darunter auch Pixis, sahen mich verwundert an.
"Gut, dann ist es so entschieden." sagte Historia und stimmte damit Erwins Vorschlag zu.
"Ich schlage zudem vor, eure Hoheit, das der Hauptgefreite Levi das Vorgehen hier in Mitras leitet. Auch er soll dabei durch weitere Leute unterstützt werden." meinte Smith nun. Auch diesen Vorschlag nahm seine Königin an. Es war also entschieden: Levi und ich würden in diesem Fall getrennt vorgehen. Ich lächelte. Diesen wichtigen Auftrag leiten zu dürfen, erfüllte mich mit Stolz. Ich würde keinen der hier Anwesenden enttäuschen.

Grenzen vergessen Levi x ReaderWhere stories live. Discover now