11. Die attackierende Hoffnung

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Gemeinsam mit Hanji und Levi gingen wir in einen Besprechungsraum, in welchem ein Sofa stand. Eren saß dort zusammengekauert. Ihm schien es nicht wirklich gut zu gehen.
"Sag Eren, hasst du mich jetzt?" fragte Levi und setzte sich neben den Jungen.
"Nein, es war wohl notwendig....." sagte Eren leise.
Levi nickte. "Besser als seziert zu werden." Er schaute zu mir. Ich zuckte mit meinen Schultern. Hanji platzierte sich nun vor Eren und untersuchte ihn.
"Wow, das heilt unglaublich schnell. Selbst der Zahn von ihm wächst nach." Sie war außer sich vor Staunen, während Levi dies mit einem "Ist ja ecklig." kommentierte. Plötzlich betraten auch Nile Dawk und Mike Zakarius den Raum. Der Vizekommandant stellte sich neben mich.
"Ah, das Lavendelmädchen." sagte er lächelnd.
Ich ignorierte ihn und erklärte: "Das mit dem Nachwachsen ist normal. Alle Titanenwandler haben eine enorme Heilkraft. Selbst häufig abgetrennte Arme wachsen immer wieder nach. Wichtig ist eigentlich nur der Kopf und ein gewisser Teil des Torsos." Ich hockte mich nun neben Hanji vor Eren. Meine Hand berührte sein Knie. Er sah mich an. Sein Kampfgeist spiegelte sich in seinen Augen wieder. Er war ein starker, junger Mann. "Hast du irgendwelche Erinnerungen, die dir komisch vorkommen?" fragte ich nun.
Der Jugendliche schüttelte den Kopf.
"Warum fragst du das?" harkte Levi nach. Ich seufzte und meinte unsicher:
"Ich habe mal gehört, dass selbst Erinnerungen von einem Titanenwandler zum Anderen weitergegeben werden können. Ob das immer passiert und wie das funktioniert, weiß ich nicht. Ich kann noch nicht mal sagen, ob diese Informationen stimmen. Es war mehr ein Gerücht."
"Das wäre ja unglaublich!" rief Hanji aus. Ihre Begeisterung steigerte sich von Moment zu Moment. Levi seufzte.
"Beruhig dich, Vierauge!"
"Nun, was habt ihr jetzt vor?" fragte uns Dawk. Er schien immer noch nicht überzeugt von der Idee zu sein, Eren am Leben zu lassen.
"Erwin wird das entscheiden." antwortete der Gefreite, "Wir werden uns besprechen und dann seine geplante Mission durchführen." Levi stand auf. Sein Blick wanderte von mir zu dem Vizekommandanten. Dieser grinste und meinte:
"Keine Sorge, Levi. Ich werde mich nicht einmischen - zumindest noch nicht."
"Wie du meinst." sagte Levi trocken. Die beiden Männer sahen einander an. Die Stimmung im Raum wirkte plötzlich gereizt, fast schon unheimlich.
"Lasst uns gehen! Erwin wartet sicher." unterbrach Hanji die Situation. Gemeinsam mit ihr verließen Eren, Levi und ich das Zimmer. Der Vizekommandant sah mir bedauernd nach. Ich seufzte. Dieser Typ war mir immer noch nicht geheuer.

Wir schritten schweigend durch den Ausgang des Gerichtes. Jeder schien in seinen eigenen Gedanken die Situation einzuordnen. Ich fasste mir an meine Stirn. Der gesamte Tag hatte mich komplett geschafft. Die Kutschfahrt, die Unterwelt, das Gerichtsverfahren - alles war einfach zu viel gewesen. Zudem lag mir die Erschöpfung des gestrigen Kampfes noch in den Knochen. Wie sollte das alles bloß weitergehen? Ich sah zu Levi und entdeckte seinen besorgten Blick. Er sah ihn mir an - meinen Kummer. Plötzlich kam ein junger Soldat auf uns zu. Er führte ein schneeweißes Pferd mit sich.
"Gefreiter Levi. Ich bringe die Stute, die ihr gefordert habt. Sie stammt, wie von euch befohlen, aus der schnellsten und wendigsten Linie unseres Stahles. Ihr Name ist Wolke." Levi ging auf den Schimmel zu und streichelte ihn. Die Stute schien sich zu freuen und schnaubte zufrieden.
"Gut. Ich werde sie an mich nehmen. Dankt eurem Kommandanten."
"Jawohl." antwortete der fremde Soldat und ging. "Nun, wollt ihr sie nicht begrüßen, -dN-? Sie ist eure neue Gefährtin." wandte sich Levi nun an mich. Mir huschte ein leichtes Lächeln über das Gesicht. Da war es also: Mein Pferd. Ich dachte an Sturm. An sein lautes, schmerzerfülltes Wiehern. Ich würde ihn nicht vergessen. Niemals.  Doch nun in diesem Moment wollte ich meine neue Begleiterin begrüßte. Auch zu mir war sie offen und herzlich.
"Ein gutes Tier." dachte ich und streichelte sie. "Hallo Wolke." sagte ich lächelnd und nahm sie an ihre Zügel.

Die Gruppe ging an das Ende der Hauptstraße. Dort an der rechten Seite befand sich die Militärpolizei. Es war ein großes Gebäude, umringt von einem hohen Zaun. Schon von Weitem erkannte man die Wichtigkeit dieses Ortes. Hanji und Levi gingen hinein, um mit Erwin einige Dinge zu besprechen. Sie nickten mir zu und ließen mich mit Eren zurück. Ich sollte ihn überwachen.
"Na wunderbar." stöhnte ich und band Wolke an einem Pfahl fest. "Und Eren, wie fühlt man sich als Titanenwandler?" fragte ich ihn und setzte mich auf eine Bank vor dem Gebäude. Ich klopfte mit meiner Hand auf den Platz neben mir, sodass sich der Junge ebenfalls setzte.
"Ich weiß nicht...." sagte er und sah zum Boden. Mit seinem Fuß spielte er mit einem Stein. Er war mit Allem noch unsicher, so viel stand fest. Ich klopfte ihm auf die Schulter.
"Ich kann mir nur denken, dass es eine große Bürde für dich ist, aber du kannst stolz auf dich sein. Was du in Trost geleistet hast, war unglaublich. Der Attackierende Titan kann für dich eine Chance sein. Er kann sogar die eine Chance für dein gesamtes Volk sein" Er nickte.
"Ich werde alle Titanen besiegen." meinte er und ballte seine Fäuste. Diese Willenskraft - vielleicht war sie genau das, was es für den Attackierenden Titan brauchte. Vielleicht war genau er der Richtige, der diesem Volk neue Hoffnung bringen konnte. Vielleicht.....
"Wir gehen zur Taverne und treffen unseren Trupp dort." Levi unterbrach meine Gedankengänge und stand mit verschränkten Armen vor uns. Er sah mich skeptisch an.
"Jawohl." antwortete ich leise und nahm Wolke zu mir, um ihm und Eren zu folgen.


Grenzen vergessen Levi x ReaderWhere stories live. Discover now