61. Der Sehnsucht folgen

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Zusammen mit Levi ging ich zurück in das leere Gasthaus und setzte mich dort auf einen Stuhl. Viele unserer hier verstauten Vorräte waren bereits unter den Soldaten verteilt worden. Am Ende bekam jeder eine kleine Ration, die bis zu drei Tage ausreichen würde. Einige erhielten zudem Verbandszeug, von welchem Levi sich bediente. Er nahm eine Nadel und eine Zange sowie eine Zwirnrolle an sich. Genervt lehnte er an dem Tisch vor mir und fädelte den Zwirn durch das Nadelöhr.
„Bist du mal wieder einfach vorgestürmt....." äußerte er dabei. Es klang beinah wie eine Beschwerde, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
„Der Militärpolizist hätte niemals richtig eingegriffen, Levi...." äußerte ich. Doch im selben Moment fragte ich mich, ob dies ein Rechtfertigungsversuch sei. War das überhaupt nötig? Ich räusperte mich. „Ich habe einfach das getan, was ich am wenigsten bereue." Grinsend sah ich Levi an. Seine Augen weiteten sich, doch dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
„Ich sollte wohl mehr darauf achten, was ich vor dir sage." Er kam mit der vorbereiteten Nadel und der Zange auf mich zu. Vorsichtig lag er seine Hand auf meine Stirn und drückte meinen Kopf leicht nach hinten. Ich blickte ihn an. Seine konzentrierten Augen sahen auf die Wunde an meiner Wange. „Halt still." flüsterte er beinah. Ich errötete. Natürlich dachte ich daran ihn zu küssen. Natürlich sehnte ich mich nach ihm. Meine Gedanken flossen in die Täler meiner Lust.
„Wenn du noch röter wirst, kann ich den Schnitt kaum sehen." schimpfte Levi. Ich lachte.
„Dann schließe ich halt meine Augen...." seufzte ich und tat das Angekündigte. Ich spürte die Nadel, die in mein Fleisch drang. Den Faden, der sich hindurch zog. Ich spürte Levis zarte Finger, die er vorsichtig auf meine Wange lag, wenn er den Schnitt betrachtete. Er ging behutsam vor. Immer wieder fühlte ich seinen Atem in meinem Gesicht und roch seinen Duft. Immer wieder schwall die Hitze durch meinen Körper, als sei sie eine Welle, die den Teil von mir hin fortreißen wollte, der widerstand. Wie angewurzelt saß ich dort und griff in meine Oberschenkel, um mich an irgendetwas festzuklammern. Irgendetwas, das mir Halt gab.
„Ich bin gleich fertig." meinte Levi plötzlich, so als bemerkte er, dass meine Wellen höherschlugen. Es ziepte. Levi zog seinen Dolch. Ich blickte auf. Die Gravur glänzte mir entgegen, als er das Garn vorsichtig durchtrennte. Ich starrte sie an – diese Klinge, die unser Versprechen darstellte. Mein Herz klopfte. Wie ich trug er sie immer bei sich. Wie bei mir war sie sein ständiger Begleiter und erinnerte ihn an das, was wir sein wollten: Ein Paar. Ich lächelte. Es machte mich glücklich.
„Was grinst du da schon wieder vor dich hin?" Levi steckte den Dolch zurück und griff sanft nach den beiden Enden des Zwirns. Aufmerksam näherte er sich mir und starrte auf die Fäden. Er biss seine Zähne zusammen. „Scheiße..." fluchte er und band den ersten Knoten. Ich sah ihn an, musterte den angestrengten Blick und seine feine Nase und blickte zu seinem Haar. Ich liebte es – dieses tiefe Schwarz, was im Licht zu schimmern begann und mich dabei an den Nachthimmel erinnerte. Ich griff danach – nach einer dieser Strähnen, die so lustvoll schwangen, wenn er mit mir schlief. Wie oft hatte ich sein Haar dabei bereits beobachtet? Ein Seufzen entglitt mir. Levi sah in meine Augen. Sein Blick war skeptisch. Zärtlich lag er seine Hände an meine Wangen und glitt mit seinem Daumen über sie. Er küsste mich – zunächst zurückhaltend doch dann wilder. Ihm ging es wie mir. Auch in ihm hatte sich die Sehnsucht aufgestaut. Auch er hatte die Tage gezählt, in denen wir uns nicht spüren konnten. Ich seufzte in ihn hinein, drückte meine Brust nach vorn, damit er danach griff und er tat es – fast schon zu fest.
„Wir haben keine Zeit...." stöhnte er und dennoch nahm er meine Hand, um mich vom Stuhl in seine Arme zu ziehen. Umschlungen standen wir da. Unsere Hände griffen nach allem, was sie kriegen konnten. Nach Luft schnappend, löste ich meine Lippen von seinen, nur um mich daraufhin wieder an ihn zu drängen. Levi stieß gegen den Tisch neben uns. Mit meinem Bein fuhr ich an seinem Schoß entlang – er wollte mich. Meine Gedanken waren wirr. Mein Blick wanderte über seinen Körper, der durch die geworfenen Falten seines Hemdes betont wurde. Ich seufzte schwerfällig. „Komm...." flüsterte er nun und schob mich vor. Mein Herz raste. Wie viel Zeit blieb uns? Levi nahm mich mit in sein Zimmer. Er schloss die Tür hinter uns und öffnete sein Hemd. „Wenn, dann müssen wir schnell....."
„Ich weiß..." unterbracht ich ihn und zog mich aus. Ich setzte mich aufs Bett, streckte meine Hand nach ihm aus und lächelte. Er nahm sie und beugte sich über mich. Langsam drückte er mich aufs Bett, um seinen Körper auf meinen zu legen. Er küsste mich wollend. Seine Zunge drückte sich in meinen Mund und streckte sich tief in ihn hinein. Seine Hand war bereits in meinem Schoss. Er liebkoste mich, spielte mit mir und prüfte immer wieder, wie bereit ich für ihn war. Der Zeitdruck – er saß uns im Nacken, doch trotzdem versuchten wir, ihn zu verdrängen. In meinem Bauch breitete sich ein Kribbeln aus. Levi löste sich von meinem Körper. Er setze sich auf, ließ seinen Blick über mich gleiten und hob meine Hüfte leicht hoch. Langsam drehte er mich auf meinen Bauch, so als wolle er sehen, wie ich reagierte. Ich errötete und streckte ihm meinen Hintern entgegen. Seine Hände strichen über meine Pobacken zu meinem Rücken. Ich sah zurück. Er genoss diesen Anblick. Ich konnte es sehen - die aufsteigende Lust in seinen Augen. Und dann drang er in mich ein und ließ dabei ein leises Seufzen frei. Ich biss mir auf die Unterlippe. Er klang so befreit. Willig drückte ich meinen Po höher – ihm entgegen, um ihn tiefer in mich hineinzulassen. Meine Gedanken begannen zu entschwinden. Gefühlvoll stieß er immer wieder in mich hinein. Es schmerzte, doch gleichzeitig steigerte es nur meine Lust. Ich stöhnte laut auf. Plötzlich hielt er inne. Er entglitt mir und setzte sich neben mich.
"Scheiße...." sagte er nur und strich durch sein Haar. Auch ich setzte mich und sah ihn ängstlich an. Hatte ich etwas falsch gemacht? Levi blickte zu mir. Wahrscheinlich erkannte er meine Unsicherheit. "Immer wenn ich deinen Rücken sehen, muss ich daran denken, wie du auf einmal weg bist. Weißt du, wie scheiße das ist....?" Meine Augen weiteten sich. Er hatte etwas offenbart, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Einen Teil von ihm, der in ihm versteckt war und nun durch eine enge Bindung hervorkam: Es waren Verlustängste und es war kein Wunder, dass er sie empfand. Levi hatte als Kind immer wieder die Menschen von sich gehen sehen, die ihm etwas bedeutet hatten. Er wurde immer wieder zurückgelassen - alleingelassen in einer Welt voller Hass und Gewalt. Konnte er in solch einer Welt überhaupt Vertrauen entwickeln? Wie die Hoffnung auf Beständigkeit dabei nicht verlieren? Und was hatte ich getan? Ich hatte ihm mit meinem stürmischen Handeln nicht grade das Geboten, was er vielleicht gebraucht hätte. Auch ich war immer wieder voran gerannt und hatte ihn zurückgelassen. Ich seufzte. Wahrscheinlich war ich nicht die Frau, die er brauchte, um diese Angst zu verlieren. Doch ich war die Frau, die er wollte.
"Es tut mir leid...." flüsterte ich, doch er strich nur über meine Wange.
"Vergiss es einfach!" Ich schüttelte den Kopf und umarmte ihn.
"Nein, was du empfindest werde ich nie vergessen." dachte ich und drückte seinen Kopf an meine Brust.

Grenzen vergessen Levi x ReaderWhere stories live. Discover now