38. Verschmelzung

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"Wir sollten schon mal Vorbereitungen treffen!" sagte Levi, während er sich zu Hanji und mir stellte. Hanji lächelte. "Was gibt es da zu grinsen, Vierauge?"
"Ach, nichts. Erwin hat zu deinem Plan nichts gesagt?" entgegenete die Braunhaarige. Levi fasste sich ins Haar.
"Bei dieser Mission überlässt er mir das gesamte Vorgehen."
"Dann hat er wenigstens verstanden, dass es deine persönliche Angelegenheit ist." warf ich nun ein. "Was nehmen wir alles mit? Viel kann es ja nicht sein."Levi nickte.
"Überlass das mir. Ich werde einiges bis morgen vorbereiten. Kannst du mit einem Gewehr umgehen?"
"Ja, kann ich."
"Gut. Wir werden ohne 3D-Manöver-Geräte auskommen müssen. Falls Kenny ein solches einsetzt, bleibt uns nichts anderes übrig als zu schießen." Hanji klopfte auf Levis Schulter. Der Gefreite sah sie skeptisch an.
"Dann viel Erfolg." warf die Braunhaarige ein und verschwand in Richtung Speisesaal. Ich blickte der Frau nach. Wie konnte sie bloß immer so gut gelaunt sein?
"Ich hole dich morgen früh ab. Kleide dich zivil. Wir müssen so unauffällig wie möglich vorgehen. Ich weiß nicht, wie viele Verbündete Kenny hat. So länger wir unentdeckt bleiben, desto besser stehen unsere Chancen." Levi sah aus dem Fenster. Er blickte dem Sonnenschein entgegen. Das Licht tauchte seine Haut in einen leichten Orangeton und erinnerte mich damit an jenen Moment, in welchem wir uns nahe gekommen waren. Mein Herz klopfte. In mir stieg die Röte auf. Ganz tief in mir fühlte ich mein Verlangen. Ich wartete noch immer darauf, dass er es stillte. "An was denkst du schon wieder?" fragte Levi. Ich schrack auf und schwieg. Langsam führte er sein Gesicht an mich heran und ergriff meinen Kinn. Ich spührte seinen Atem und roch seinen Duft. Unsicher blickte ich ihm in die Augen. "Du bist so durchschaubar." flüsterte er und ließ von mir ab.
"Hör auf, mich zu ärgern." forderte ich und schmollte. Ich wusste, dass meine Gefühle offensichtlich waren und ich störte mich daran. Mir war bewusst, dass jeder, der seine Gefühle in die Welt hinausträgt, mit Gegenwind rechnen muss. Nur der, der sich versteckt und seine Gedanken geheim hält, befindet sich außerhalb des Sturmes der Gesellschaft. Ich hatte weder die Selbstkontrolle noch die Geduld, die Levi an den Tag lag. Meine Impulsivität zu zügeln, war gewiss nicht leicht für mich. Sie zu verstecken jedoch unmöglich. Die Konsequenzen dieser Art hatte ich bereits oft zu spühren bekommen. Ob in meiner Kindheit, in meiner Jugend oder auch als Soldatin - mein Leben war geprägt von jenem Sturm.
"Wir sehen uns morgen früh" warf Levi plötzlich ein. Er legte seine Hand auf meinen Kopf und wuschelte mir durchs Haar. Da war es wieder - sein ehrliches Lächeln. Es schien mir entgegen und verdrang meine Trauigkeit, die ich soeben noch verspührte.
"Was machst du mit mir?" fragte ich mich, als ich ihm hinterhersah.

Der nächste Morgen begann für mich noch vor Sonnenaufgang. Aufgeregt wachte ich auf. Viel Schlaf hatte ich in dieser Nacht nicht genoßen. Dafür war ich mittlerweile viel zu nervös gewesen. Noch leicht verschlafen zog ich mir meine schwarze Hose und den gleichfarbigen Pullover über und schnürrte meine Halbstiefel. Zudem machte ich meinen braunen Umhang um und befestigte meinen Geldbeutel sowie meinen Dolch an meinem Gürtel. "Kein Gewehr kann ihn ersetzen." dachte ich und strich über den glatten Griff. Das Gefühl des kalten Metalls beruhigte mich. Mittlerweile war diese Klinge mein stettiger Begleiter geworden. Wie viele hatte ich mit ihm bereits getötet? Wie viele würden mir noch zum Opfer fallen? Ich seufzte. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen. Resigniert tropfte ich mein Duftwasser auf meine Handgelenke und schnupperte daran. Der Lavendelduft mischte sich mit dem Geruch meines Körpers. Es erhellte meine Stimmung. Ich öffnete meine Zimmertür und entdeckte Levi an einer Wand gelehnt. Er trug eine dunkelbraune Hose und ein Hemd mit Weste. Den Kragen hatte er aufgestellt.
"Es steht ihm so verdammt gut." dachte ich und betrat den Flur.
"Bist du auch endlich wach?" begrüßte er mich. Ich nickte stumm. "Hier, dein Gewehr. Ich nehme den Rucksack." Levi reichte mir die Waffe und einige Munition. Ich nahm sie an mich, musterte ihren Lauf und lud sie. Ein Klacken hallte durch den Flur. Geübt zielte ich auf eine Vase am Ende des Gangs und blickte am Lauf entlang. Ich lächelte. Die Verarbeitung war überzeugend. Das Gewehr lag optimal in der Hand.
"Den Umgang damit scheinst du ja wirklich zu beherrschen." äußerte sich Levi. Er hatte mich beim Prüfen beobachtet. Ich nickte und grinste.
"Ja, ich habe in meiner Jugend viel gejagt. Linas Vater hatte es uns beigebracht." erzählte ich. Mit meiner Hand fuhr ich über das Metall des Gewehres und erinnerte mich an den Duft des Schwarzpulvers. Ich hatte diese Zeit genossen und ich vermisste sie schmerzlich. Der Kummer und die Hoffnung auf die nächste Beute waren nichts gegen die Todesängste, denen ich mich hier stellen musste. Ich seufzte. In letzter Zeit wurde mir immer öfter schwer ums Herz.    
"Lass uns gehen!" meinte Levi. Er ergriff den Rucksack und fasste mich an meiner Schulter. Ich blickte ihn an, sah ihm in seine Augen und entdeckte diesen Glanz, den ich zuvor noch nie in ihnen gesehen hatte. War es das, was ich dachte? Dachte er an das, was ich schon so lange wollte? Die Hitze schoss in mein Gesicht. Meine Gedanken begannen um seinen Körper zu kreisen. Sein Blick legte in mir einen Schalter um. Oder war es das Wissen darüber, dass wir allein waren, was mich zu diesem Gefühl trieb? Ich wusste es nicht, doch ich war mir sicher, dass ich ihn wollte. Gierig streckte ich meine Hand aus und berührte seine Brust. Levi sah mich verwundert an.
"Was..?" Ich unterbrach seine Frage mit meinen Lippen. Wenigstens diesen Kuss musste er mir lassen, dachte ich und drückte meine Zunge in seinen Mund. Er erwiderte es. Meine halboffnen Augen blickten in seine und beobachteten ihn dabei, wie er sie schloss, um sich dem Gefühl hinzugeben. Immer leidenschaftlicher trieben unsere Zungen ihr Spiel. Mein Körper erhitzte sich. "Mehr!" schrie mein Schoss. Ich löste meine Lippen von seinen und hielt ihm mein Hals ihn. Seine Zunge glitt an ihm entlang, während er den Rucksack fallen ließ und meinen Umhang löste. Langsam schob er mich zurück in mein Zimmer und schloss hinter uns die Tür. Er zog sich die Weste aus und öffnete sein Hemd. Aufstöhnend ließ auch ich meine Kleidung fallen. Die ersten Sonnenstrahlen fielen in mein Zimmer ein und erfüllten den Raum mit einem roten Schleier, der uns umhüllte. Sein Blick lag konzentriert auf mir und folgte seiner Hand auf meinem Körper. Zögernd öffnete ich seine Hose und sah ihm in die Augen. Wollte er es? Wollte er es jetzt und hier? Levi erblickte meine Unsicherheit. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über meine Lippen und legte seine Strin an meine. Für einen Augenblick hielten wir inne. Vielleicht war es die Ruhe vor unserem Sturm. Vielleicht auch unsere letzte Möglichkeit des Rückzugs. Doch er unterbrach diesen Moment mit seinem Flüstern:
"Leg dich einfach hin!" Er hauchte er in mein Ohr. Seine Hitze strahlte mir entgegen. Langsam befreite er sich vom Rest seiner Kleidung, während ich tat, was er sagte. Mit offenen Armen empfing ich seinen Körper und beobachtete seine Bewegungen. Warum wollte ich ihn so sehr? Warum fühlte ich so? Diese Fragen rannten durch meinen Kopf, doch meine Lust fing sie ein und verschlang sie, so wie er mich mit seinen Händen verschlang, um mich für seine Leidenschaft vorzubereiten. Ich stöhnte laut auf, als er in mich eindrang. Ein Schauer durchfuhr mich. Levi seufzte und stützte sich ab. Sein Haar wibte in seinem Rythmus. Zärtlich griff ich seinen Hals und zog ihn an mich heran. Wir starrten innereinander hinein. Die Umgebung verschwamm in die Beudeutungslosigkeit. Sein Haar und seine Haut - alles begann sein Spiel mit mir. Alles erfüllte mich mit Verlangen. Mein Körper kam ihm entgegen, immer mehr verzerrte er sich nach ihm. Der Rythmus unserer Lust wurde schneller. Ich stöhnte ein weiteres Mal. Mich überkam ein Kribbeln. Levi nahm meine Hände in seine und küsste mich. Mein Schoss empfing seine Hitze. Er brannte sich in mir ein. Ich schmolz dahin - bis zur vollkommenen Hingebung. Der Verlust meiner Selbst begann. Es war der Höhepunkt meiner Lust. Leise keuchte ich in ihn hinein und glitt mit meinem Bein an seinem Körper entlang. Die Entspannung überkam uns. Unsere Lippen lösten sich voneinander. Wie in Trance ließ sich Levi neben mich fallen und sah mich eindringlich an. Meine Hände nahmen vorsichtig sein Gesicht, sodass ich mein eigenes an ihn heranzog und seine Nase mit meiner berührte. Ein neues Band zwischen uns entstand. Ich atmete tief ein. Unsere Düfte erfüllten den gesamten Raum: Sandelholz und Lavendel - er und ich. Verwundert blickte ich ihn an.
"Riechst du das?" fragte ich. Seine Augen wurden größer. Die Entspannung verschwand. Wir kehrten zurück in die Realität. "Es duftet nach Gänseblümchen."

Grenzen vergessen Levi x ReaderWhere stories live. Discover now