13. Gespräch mit einer Freundin

843 42 8
                                    

Immer noch etwas verwirrt auf den Beinen betrat ich das Zimmer von Petra und mir. Es war ein recht großer Raum mit vier Betten und einem großen Fenster direkt gegenüber der Tür. Wir hatten Glück: Als einzige Frauen im Team gehörte dieses Zimmer allein uns. Petra lag auf ihrem Bett, hielt ein Buch in der Hand und las konzentriert. Auch sie schien bereits mit ihren Aufgaben fertig zu sein.
"Ah, da bist du ja." begrüßte sie mich lächelnd.
"Hey." sagte ich fast flüsternd. Ich setzte mich auf das Bett gegenüber von ihrem.
"Und alles zur vollsten Zufriedenheit gereinigt?" scherzte sie jetzt und setzte sich auf. Ich nickte.
"Ja, ich denke schon." Petra grinste.
"Bei mir gab es anfangs immer ständig irgendwas, was nicht sauber genug war.... Ich musste mich echt erst an diese Genauigkeit gewöhnen." Sie klemmte eine Strähne hinter ihr Ohr und nahm eine Spange, um das Haar zu befestigen. Ich beobachtete sie dabei und dachte an die Situation mit Aurou. Ob ich sie wohl darüber ausfragen dürfte? "Ist etwas?" Petra sah mich verdutzt an.
"Sag mal, warum schimpfst du so oft mit Aurou?"Die junge Frau blickte genervt zu mir.
"Ist das nicht offensichtlich? Ständig ahmt er den Gefreiten nach. Er versucht so zu tun, als sei er wie er, doch eigentlich unterscheiden die Beiden sich total. Ich verstehe gar nicht, warum er das die ganze Zeit macht......" Sie stand auf und schloss die Tür unseres Zimmers. Dann seufzte sie laut. "Um ehrlich zu sein, will ich gar nicht, dass Aurou so blöd tut. Er soll einfach so sein, wie er ist."
"Hast du ihn mal gefragt, warum er das tut?" fragte ich nach. Petra schüttelte den Kopf. "Vielleicht beneidet er Levi um irgendetwas..... Oder er sieht ihn als Vorbild oder er ist sogar eifersüchtig....?" Meine Gedanken kreisten. Levi war für sein Kampfgeschick und seine Stärke bekannt. Er war nicht ohne Grund der Gefreite und Leiter unseres Teams. Es war ganz normal für einen jungen Mann, sich an ihm zu orientieren oder Neid zu empfinden.
"Ja, vielleicht ist er neidisch.... Dabei war Aurou vorher viel toller. Er war total lustig und nett." erklärte Petra. Ich erkannte sie - diese leichte Röte in ihrem Gesicht. Also doch - sie mochte ihn. Aber eben sein Original und nicht den Nachahmer.
"Bist du etwa verliebt?" Meine Frage ließ sie aufschrecken, doch dann lächelte sie und nickte. "Dann sag es ihm! Vielleicht ist das genau das, was er braucht, um er selbst sein zu können." Ich hörte meinen Rat und fragte mich, wie ich das so einfach sagen konnte. Immerhin hatte ich Levi bisher auch nicht gesagt, was ich fühlte - ich hatte es ihm nur gezeigt.
"Ach. Ich suche immer nach dem passenden Moment, aber der kommt nie....." seufzend setzte sich Petra nun neben mir aufs Bett. Ich fragte sie weiter aus und sie erzählte mir von ihrem ersten Treffen und wie sie sich verliebt hatte. Es war so unglaublich süß und schön.
"Was ist mit dir, -dN-. Hast du einen Freund oder ähnliches?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Nein, ich glaube nicht."
"Wie? Du glaubst nicht?" fragte meine Freundin nach.
"Na ja, wir haben uns geküsst, aber ich weiß einfach nicht, wie ernst es von seiner Seite aus ist." Petra sah mich verwirrt an.
"Was soll denn dann nicht ernst sein?" Ich lachte. Ich wusste es auch nicht und dennoch fühlte ich immer wieder bei Levi ein Zögern oder gar ein Abblocken. Wie sollte ich damit bloß umgehen? Doch Petra ließ nicht locker und begann zu stacheln:
"Du musst mir wenigstens sagen, wie er ist!" Eine leichte Hitze überkam mich. Natürlich würde ich meine Gefühle gern mit ihr teilen. Ich brannte quasi schon darauf, endlich mit jemanden darüber zu sprechen. Aber war es in Ordnung? Petra stupste mich an.
"Okay, okay. Ähm, er ist......" Die Worte wollten nicht über meine Lippen kommen. Im Gegenteil. Es war unglaublich schwer, zu sagen, was ich an ihm mochte und dennoch verdrehte mir allein schon der Gedanke an ihn den Kopf. Ich schluckte und versuchte es erneuert: "Es ist sein Blick und seine Haltung. Seine Art wie er sich bewegt und wie er sich gibt. Ich mag seinen Körperbau, seine Augen und sein Haar. Und er duftet unglaublich gut." Ich kicherte. "Ich kann gar nicht sagen, was ich genau an seiner Art mag, aber er fasziniert mich....." Petra sah mich staunend an. Kurz herrschte Stille im Raum und dann fragte sie:
"Kenne ich ihn?" Ich nickte.
"Etwa der Vizekommandant?"
"Warum denken denn alle, dass ich den Nasen-Typen mag?" rief ich lauthals raus. Wir lachten. Plötzlich klopfte es und die Tür öffnete sich.
"Kommt gleich runter zum Essen! Wir haben noch einiges zu besprechen." Levi stand in der Tür und blickte uns wie immer an. Hatte er es gehört? Ich wurde rot, doch er reagierte nicht und ging bereits wieder. Ich blickte zu Petra und sie lächelte mich an.
"Echt? Der Gefreite?" flüsterte sie mir ins Ohr und nahm meine Hand. Gemeinsam gingen wir hinunter in die Küche.

Grenzen vergessen Levi x ReaderWhere stories live. Discover now