15. Der weibliche Titan

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Ich ritt auf Wolke. Sie war eine unglaublich entspannte Stute, die sich dem Tempo der Karren problemlos anpasste. Es wäre ein angenehmer Ritt gewesen, wären wir nicht auf den Weg zu einer Mission. Lina ritt neben mir. Sie blickte mich immer wieder kontrollierend an. Ich fühlte mich schon fast bedrängt.
"Ich habe gehört, dass du in Trost warst, als die Titanen angriffen." sagte sie.
"Ja, ich habe mit den anderen Soldaten gekämpft. Es war wirklich heftig..... die ganzen Opfer......"
"Du sollst einen großen Einsatz gezeigt haben..... Viele Soldaten sprachen darüber, -dN-." Lina ignorierte meine Bemerkung. Sie spielte also auf meine Leistung an. Ich wusste genau, worauf sie hinaus wollte. Für sie stand im Mittelpunkt, herauszufinden, ob ich auf ihrer Seite war oder ob ich mich für die Menschen aus Paradies entschieden hatte. Sie wollte in mein Herz schauen, dabei stand es mir doch bereits seit einigen Tagen ins Gesicht geschrieben.
"Lina, du brauchst nicht mit solchen Mitteln ankommen. Ich kann es dir auch direkt sagen: Ich bin auf der Seite dieser Leute und ich werde, nein, ich habe mich ihrem Kampf angeschlossen." sagte ich entspannt. Ich war mit dieser Entscheidung im Reinen, auch wenn meine Freundin es sicher als Hochverrat betiteln würde.
"Mmh, dann habe ich dazu nichts mehr zu sagen....." stöhnte Lina.
Mit einem "Hey ihr Zwei." gesellte sich Hanji zu uns. Sie ritt nun neben mir und sah mich grinsend an. "Wir wollten noch über etwas sprechen, -dN-." sagte sie. Ich wurde rot. Meine Hoffnung, dass sie es vergessen würde, war wohl umsonst gewesen. "Es ist ja schon fast romantisch. Eine Fremde aus der Ferne verliebt sich hier in einen Soldaten." fügte Hanji hinzu. Sie schwärmte schon wieder - anscheint konnte sie sich für alles begeistern.
"Also doch. Ist das wirklich wahr?" fragte Lina nun. Sie war wütend. Nun fühlte sie sich wahrscheinlich noch mehr verraten. Ich stöhnte und nickte nur. Was sollte ich noch sagen? "Du widerst mich an." sagte Lina laut heraus. Einige Soldaten schauten zu uns. Hanji schwieg. Sie schien die Situation zu beobachten. Vielleicht hatte sie genau diesen Streit zwischen uns gewollt. Immerhin war sie eine Strategin. "Du hast dich schon immer zu viel von Männern begeistern lassen." Wunderbar - nun kam Lina wahrscheinlich mit den alten Geschichten von unserer Jugend. Vielleicht würde sie den einen Typen rauskramen, in den ich damals verliebt war und weswegen ich kurz darüber nachgedacht hatte, die Ausbildung als Spionin hinzuschmeißen. Definitiv war das falsch gewesen, aber als junge Frau oder gar als Mädchen hatte man hier und da verwirrende Gedanken. Lina kannte mich, sie kannte all meine Fehler und all meine Geschichten. Aber sie wusste auch, dass ich keine Frau war, die jedem X-beliebigen hinterherlief. "Und wer ist es?" fragte sie. Ich schüttelte den Kopf.
"Nicht hier........ aber der Vizekommandant ist es nicht!"
"Was, warum sagst....." Ich unterbrach sie aufgebracht:
"Jeder denkt das. Es ist schrecklich." Lina lachte laut los. Ich starrte sie verlegen an. Wie lange hatte ich sie schon nicht mehr lachen sehen? Wie lange hatten wir nicht mehr zusammen gescherzt? Ich spürte schmerzlich, wie sehr ich unsere Freundschaft vermisste. Auch sie blickte nun etwas traurig drein. "Wo sind wir da nur reingeraten?" flüsterte die Schwarzhaarige, "ich hoffe, das du am Ende für dich das Richtige tust, -dN-. Egal mit wem von denen."
"Danke." sagte ich und blickte nach vorn. Vor uns war ein Wald mit riesigen Bäumen. In diesen führte ein Weg hinein.
"Wir sind gleich da." sagte Hanji nun zu uns. Sie beschleunigte das Tempo und ritt nun vor der Gruppe. Sich umschauend, blieb sie nach einer Weile stehen. "Stopp! Wir beginnen hier mit dem Aufbau! Alle auf ihre Positionen und loslegen! Viel Zeit haben wir nicht." Lina und ich folgten dem Befehl und begannen mit dem Aufstellen der Konstrktion. Ich half, wo ich konnte und übernahm vor allem die Befestigung der rechten Seite. Nach einigen Stunden schlossen wir den Aufbau ab und legten uns auf die Lauer. Die Zeit verging kaum. Das Team langweilte sich. Teilweise quatschten einige Soldaten oder legten sich zum Dösen ins Gras. Hanji kam zu mir. Sie sah entspannt aus. "Ich hoffe, ich habe dir grade keinen Ärger eingebracht." sagte sie und setzte sich auf einen Baumstamm direkt neben mir.
"Tja, sonderlich klug war das Ganze nicht." Die Braunhaarige lachte.
"Selbst vor Truppenführenden oder Kommandanten hast du kaum Respekt, oder? Ich glaube, dass ist es, was Levi so interessant findet." Den letzten Satz flüsterte sie und grinste dabei frech. Ich war unsicher. Ich wusste, dass sie mir meine Gefühle im Gerichtssaal angemerkt hatte. Das sie nun auf das Interesse des Gefreiten einging, verwunderte mich. "Mmh, willst du dich darauf einlassen? Du weiß doch, woher er kommt." fügte sie hinzu. Ich schüttelte den Kopf.
"Ist das bei euch so wichtig? Woher man kommt? Keiner von euch weiß, woher ich stamme..... Ist das von Bedeutung?" Hanji verneinte es:
"Nicht unbedingt. Ehrlich gesagt, wollte ich nur wissen, was du dazu sagst. Noch spannender ist, was Erwin dazu sagen würde." Ich wurde rot. Der Name in diesem Zusammenhang lies in mir eine Art Alarm losgehen. Aber Hanji hatte Recht. Was würde Smith davon halten, wenn der Gefreite mit einer Soldatin ein Verhältnis hat? Würde er ihn die Beziehung untersagen? Und was würde Levi dann tun? Seine Loyalität zu seinem Kommandanten war felsenfest. "Ach ja." Hanji streckte sich. Sie blickte zu mir und ich verstand es. Sie wollte mich auf dieses Problem aufmerksam machen. Mir zeigen, dass es Ärger geben könnte.
"Eine Art Warnung also...." dachte ich mir. Plötzlich hörten wir Pferdegetrampel.
"Alle auf ihre Positionen!" schrie Hanji nun. Ich sprang auf einen Baum und stellte mich in den Schatten der Baumkrone, um kaum sichtbar zu sein. Meine Aufgabe war die Übersicht zu halten und gleichzeitig für einen Angriff bereit zu sein. Erwin kam gemeinsam mit dem Vizekommandanten herangeritten. Sie stiegen von ihren Pferden ab, versteckten diese und begaben sich wie Hanji und ihre Soldaten in Deckung.
"Wartet auf das Kommando und bleibt ansonsten ruhig!" befahl Smith lautstark. Wir warteten. Eine Minuten, zwei Minuten und noch viele weitere. Plötzlich spürten wir ein Beben. Ein Titan schien sich auf uns zu zubewegen. Ich zog meine Schwerter und bereitete mich mental vor, um absprungbereit zu sein. Doch dann nahmen wir zudem Pferde war. Ein Trupp ritt mit hoher Geschwindigkeit durch den Wald. Ich sah sie am Ende des Weges. Es waren Levi, Eren und die Anderen. Meine Augen weiteten sich. Der Titan war hinter ihnen her.
"Der weibliche Titan......" flüsterte ich. Sie waren der Köder. Die Wut stieg in mir hoch. Meine Freunde wurden als Köder für einen Titanenwandler benutzt. Wie konnte Smith das nur tun? Levi und die Anderen kamen immer näher. Plötzlich begab sich der Gefreite in die Luft und landete neben mir.
"Und schon einen Tipp für das Problem?" fragte er mich und legte seine Hand auf meine Schulter, um sich abzustützen.
"Das ist ein nahkampfstarker Titan. Der Weibliche wird er genannt. Er müsste ähnliche Fähigkeiten wie Eren besitzen." Levi biss sich auf die Lippe. Er überlegte. Mein Blick wanderte nach unten. Smith beobachtete uns - kein gutes Zeichen. Die schweren Schritte wurden immer lauter und die Erde bewegte sich immer heftiger. Ich hielt mich mit einer Hand am Stamm fest, um nicht die Balance zu verlieren. Angst stieg in mir auf. Ich hatte gesehen, zu was Eren als Titan im Stande war und dieser nun auf uns zu kommende Wandler war nicht auf unserer Seite. Mein Atem wurde schneller. Dies war nicht mit einem Kampf gegen einen normalen Titan vergleichbar. Levi zog seine Schwerter und sah konzentriert hinunter. Seine Augen blitzten förmlich vor Konzentration. Nur sein Haar, was leicht im Wind wehte, brach diesen Blick immer wieder. Selbst in diesem Moment faszinierte er mich. Ich dachte an unseren Kuss und wurde rot. Er sah plötzlich verwundert zu mir und hielt sich einen Finger vor die Lippen. Ich lächelte. Er spendete mir Trost- selbst in diesem Moment. Und dann rannte sie plötzlich direkt vor uns vorbei. Ihre Augen sahen zu mir. Sie hatte uns entdeckt.

Grenzen vergessen Levi x ReaderOù les histoires vivent. Découvrez maintenant