91. Durchschaut

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Der Abend verlief unerwartet langweilig. Statt sich mir hinzugeben und mir meine Belohnung zu geben – denn nichts anderes als ihn wollte ich dafür – widmete sich Levi seinen Berichten. Fast schon genervt lag ich auf dem Bett und schlief irgendwann ein, nur um am nächsten Morgen ihn an mich herangekuschelt zu entdecken und ihm seine Ignoranz sofort zu verzeihen. Ich grinste vor mich hin, spielte mit einigen seiner Strähnen und freute mich ein wenig darüber, ihn heute mit der Feier zu überraschen. Wie würde er wohl reagieren?

„Was?" stöhnte er, als er mein Starren entdeckte.

„Guten Morgen, Hauptgefreiter Levi!" rief ich aus und grinste vor mich hin. Er musste sich bereits jetzt fragen, ob ich es wusste.

„Wie bitte?" Levi stand genervt auf und blickte sofort zu seinem Schreibtisch. Ein Stöhnen entglitt ihm, als er zu einem frischen Hemd griff.

„Bist du immer noch nicht fertig?" fragte ich und stand selbst auf.

„Nein."

„Was ist mit meiner Belohnung?"

„Die kann warten..."

„Mmmh." Ich sprang an ihn heran und drückte meine Nase in seinen Nacken. Sandelholz – da war er wieder. Dieser Duft, der mich an so viel erinnerte. „Eigentlich wollte ich ja Sex als Belohnung, aber jetzt wo du so viel arbeitest... Lass uns heute Abend ausgehen!"

Mein Herz klopfte wild. Stolz lächelte ich und dachte, ich hätte die perfekte Vorlage zum Locken ins Gasthaus gefunden, nur um dann seinen skeptischen Blick zu entdecken.

„Heute?" Levis Augen musterten mich. Sein Blick wirkte entspannt, doch ganz versteckt in ihm, leuchtete etwas auf. Er ahnte etwas – das konnte ich erkennen.

Ich nickte. Jetzt war es wichtig, die Fassung zu halten. Etwas, was ich sehr gut konnte – außer es hatte mit ihm zu tun. Ich seufzte innerlich und spitzte ein wenig die Lippen.

„Ich würde gern mal wieder gut essen gehen..." äußerte ich, als sei es beiläufig.

„Dann frag Hanji! Die stopft doch auch ständig was in sich rein."

„Levi..."

„Was?"

„Bitte..."

„Du bist viel zu durchschaubar!"

Levi griff sich ins Haar und strich durch es hindurch. Locker fielen die Strähnen in sein Gesicht, als sein Blick mich traf und mir sagte, dass er mich durchschaut hatte. Ich schmollte.

„Ach Mann..." rief ich aus und setzte mich zurück aufs Bett. „Dann kann ich dir auch gleich mein kleines Geschenk geben... Aber du musst mit mir heute in das Gasthaus gehen, Levi! Sonst sind alle enttäuscht."

Er seufzte. Ganz langsam kam auf mich zu und lag seine Hand auf meinen Kopf, als wolle er mich über mein Versagen hinwegtrösten.
„Ich brauche dieses ganze Getue nicht."

„Sei kein Spielverderber!"
Unter dem Bett holte ich einen kleinen Beutel hervor, den ich ihm fast schon trotzig herüberreichte. Meine Wangen glühten. Mühevoll hatte ich diesen schwarzen Schal gestrickt und dabei irgendwann gemerkt, dass das Muster auf einer Seite immer lockerer wurde. Stricken war mit meiner Hand eben auch keine gute Idee gewesen und dennoch brachte ich ihn zu Ende, auch wenn er nun wirklich nicht perfekt geworden war. Es ging mir um die Idee und ich hoffte, dass er es verstand. „Er ist nicht so gut geworden, wie ich gehofft habe..." erklärte ich mich noch, während Levi ihn aus der Tasche zog und betrachtete.

„Hast du ihn selbst gemacht?" Ich nickte. „Mit deiner Hand?"

„Ja.... Deswegen sieht er ja so..."

Er drückte mir seinen Daumen auf die Lippen. Ich blickte auf und sah ihn überrascht an.

„Das hättest du nicht tun müssen."

„Also gefällt er dir nicht?"

„Das habe ich nicht gesagt."
Mit einem Schwung schlug er den Schal um seinen Hals und drückte seine Nase in den Stoff – es wirkte beinah niedlich. „Und wann müssen wir heute Abend dahin?" fragte er nebenbei, während er immer mit seinen Fingern durch das Strickmuster strich und dieses betrachtete. Seine Hand strich über meinen Kopf. Diese Berührung – sie war mehr als nur ein Dank. Sie zeigte mir seine Sehnsucht, die er wie ich empfand und doch war er beinah scheu, so als wolle er ihr entkommen. Fast schon zögerlich griff ich nach einem Knopf seines Hemdes und ignorierte seine Zurückhaltung. Ich wollte ihn und ich hatte lange genug gewartet. Langsam öffnete ich die unteren Knöpfe, um seine Bauchmuskulatur freizulegen und sie zu küssen. Er seufzte.

„Sag mir, was du willst, Levi! Es ist doch immerhin dein Geburtstag." äußerte ich und blickte lächelnd zu ihm hinauf. Ich wollte seine Stimme hören – bittend, vielleicht sogar fordernd. Mein Herz klopfte, doch er schwieg.

„Du musst mir schon sagen, was du willst!" wiederholte ich mit einem frechen Unterton. Levi blickte mich genervt an. Er wusste, dass ich ihn ärgerte, vielleicht sogar mit ihm spielte und es war nicht grade das, was er mochte. Doch seine Gedanken hatten ihn bereits in ihren Fängen. Seine geröteten Wangen und der Glanz in seinen Augen verrieten es mir.

Er seufzte ein weiteres Mal, schien kurz zu überlegen und hauchte es dann doch – fast so als würde er es mir befehlen:
„Saug mich aus!"

Ich schrak kurz auf. Doch meinem Schoss begann zu kribbeln. Dieser Satz hatte mich überrascht, aber gleichzeitig wollte ich noch mehr von diesen direkten Worten hören. Lüstern biss ich mir auf die Unterlippe und stand auf, um seinen Nippel abzulecken. Er stöhnte kurz auf.

„Ich soll an deinem Nippel lutschen?" scherzte ich.

„Willst du mich verarschen?"

Nein – ich war mir sicher, dass ich grade vieles wollte, aber nicht das. Ganz langsam öffnete ich seine Hose und beobachtete jede Reaktion in seinen Augen. Dieser Mann, der von so vielen gefürchtete wurde, lag durch seine Lust in meinen Händen. Er wartete darauf und fragte danach, ihm seine Phantasie zu erfüllen. Er bettelte schon fast. Genau das war es, was ich wollte. Genau das gab mir dieses starke Stechen in meinem Schoss und ließ mir die Spucke im Mund zusammenlaufen. Der Gedanke daran setzte mich in Brand, sodass ich schwerfällig seufzte, um mich abzukühlen – doch die Hitze blieb.

Ich ließ mich vor ihm auf die Knie nieder und begann mein Spiel mit ihm. Meine Lippen, meine Zunge, mein Rachen – sie verdrehten ihm den Kopf. Seine Hände griffen in mein Haar – erst fest, dann vorsichtiger. Er hielt sich zurück, versuchte sich zu kontrollieren und dennoch verlor er sich vollkommen. Der Raum war erfüllt von seiner Hitze. Sein Jauchzen offenbarte mir den Moment des Verlustes seines Geistes.
Ich schmeckte seine Lust in meinem Mund, sah seine Wallungen, als er mich anblickte, und erhörte seine Leidenschaft durch das Stöhnen, was er von sich gab. Die Leidenschaft stieg in mir auf und floss gleichzeitig in mich hinein. Ich schluckte sie, sog sie in mich ein und leckte sie bis zum letzten Tropfen von seiner Haut. Er sah mir dabei zu und seufzte - mehrmals. Selten hatte er sich so gehen gelassen. Selten mir so deutlich gezeigt, wie viel Lust es ihm bereitete. Ich genoss ihn – diesen Anblick seiner roten Wangen und seiner Lippen, die er kaum zu schließen vermochte. Erschöpft ließ er seinen Kopf kurz in den Nacken fallen und zog mich zu ihm hinauf.

„Du bist widerlich..." seufzte er, nur um seine Zunge daraufhin in meinen Mund strecken und von seiner eigenen Lust zu probieren. Ich empfing ihn und ließ mich mit ihm auf das Bett fallen. Unsere Gefühle ergriffen uns, so als seien wir Boote auf der stürmischen See. Sie rissen uns hinfort – unkontrolliert und nicht ahnend, wohin wir trieben. Doch ich genoss jeder seiner Berührungen, auch wenn sie ungewohnt vorsichtig und zurückhaltend waren. Etwas verunsichert blickte ich Levi immer wieder an und beobachtete, wie er mich mit seinen Fingern zum Kommen brachte. Es war ein Schauer, der mir verriet, dass es viel zu lange her sei, ihn zu spüren. Ein Schauer, der mir sagte, dass es nicht genug sei und dennoch legte sich der Sturm in mir. Seufzend presste ich meine Beine zusammen. Für diesen Moment war ich zufrieden.

„Warum hältst du dich zurück?" fragte ich an ihn herangedrückt. Meine Hände griffen sich an ihm fest. Ich wollte ihn nicht an seinen Schreibtisch zurück lassen – jedenfalls nicht jetzt. Er blickte auf meinen Bauch und schwieg. Zärtlich strich er darüber, fast schon konzentriert, und seufzte.
„Ich glaube, so lange wir es nicht vollkommen übertreiben, ist alles gut damit..." äußerte ich nun. Ich verstand diese Sorge, doch vertraute ich auch auf meinen Körper. Ich war immerhin nur schwanger, nicht krank.

Levi nickte. Seine Hände glitten über meinen Rücken. Sie drückten mich noch fester an ihn heran. Ich atmete erleichtert auf. Auch er wollte mich noch nicht loslassen und so ignorierten wir einfach seine Pflichten. Es war immerhin sein Geburtstag – der Tag, der ihm gehörte – und ich wollte ihn mit ihm genießen. Denn wer wusste schon, wie lange uns noch blieb.

Grenzen vergessen Levi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt