𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚

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»Hier kommt also jede Altersklasse her? Ich meine, wir spielen halt meist jede Musikrichtung, damit haben wir kein Problem. Isabelle ist da eh flexibel und was Texte angeht, die hat die schnell drauf, aber wenn jetzt nur Rentner dort herumtanzen, weiß ich nicht, ob wir die Richtigen für den Job sind.« Sascha verzog seinen Mund seitlich, als er sich Andi, dem Besitzer der Bar, ein Mann Anfang vierzig, groß, dunkelblond mit kantigem Gesicht, hingegen äußerte.

Dieser war gerade dabei allen Anwesenden der Band Stoney Mahoney seinen Laden zu präsentieren, der keineswegs dem entsprach, was Tinas Ängste auch nur in kleinster Weise nahe kam.

Seine Bar war sehr groß, mit einer riesigen Tanzfläche und einer stattlichen Empore, die als Bühne genutzt wurde. Im hinteren Teil gab es Sitzplätze in Form von Sofas und Stühlen. Dieser Abschnitt erinnerte einen somit schon leicht an einen Partykeller aus den 80ern oder 90ern. Was ihn wohl auch zu dem Namen seines Lokals inspiriert hatte.

Während alle ihm zur Bühne folgten, blieb Katja am Tresen sitzen und unterhielt sich mit dem blonden Barmann, der ihr ein weiteres Getränk gerade einschüttete.

Ihr war es im Grunde egal, ob sie nun ewig und drei Tage auf der Straße trällerten oder ob es hier geschehen würde. Wie sie Lea kannte, lag die Entscheidung eh bei ihr, also überließ sie es auch ihr, das Gespräch mit Andi zu führen.

»Und wie alt bist du?« , fragte der Barkeeper sie.

»Einundzwanzig.« , lächelte sie. »Wieso fragst du? Angst einer Minderjährigen Alkohol auszuschenken?« Sie exte den Kurzen mit einem Schluck weg.

Er grinste und lehnte sich über den Tresen. »Eher Panik, so einer Schönheit wie dir zu verfallen.«

Typische Sprüche. Katja kannte sie in- und auswendig.

- Dein Outfit finde ich jetzt nicht so schön. Darf ich dir da heraushelfen?

- Sind deine Eltern Terroristen? Denn du bist scharf wie eine Bombe.

- Hey Schnitte, schon belegt?

- Hey Praline, brauchst du noch 'ne cremige Füllung?

- Endlich die passende Frau zu meiner Bettwäsche.

- Eigentlich bin ich ja kein Typ für eine Nacht, aber für dich würde ich gerne eine Ausnahme machen.

- Hey, ich bin Ken. Willst du meine Barbie sein?

Und so weiter und so fort ...

Trotzdem ging sie drauf ein. Was hatte sie schon zu verlieren.

Er sah schließlich gut aus und das war er sich auch sehr bewusst, bei dem Selbstbewusstsein, was er zeigte.

»Ich bin übrigens fünfundzwanzig, falls du ebenso Panik hast einen jüngeren Kerl zu verführen.«

»Keine Sorge. Solche Ängste besitze ich nicht.«

Er hielt seine Hand ausgestreckt hin. »Ich bin übrigens Pierre.«

»Katja.« , sagte sie und legte ihre Hand in seine.

Charmant küsste er ihren Handrücken und zeigte dann per Kopfbewegung Richtung Bühne. »Ihr seid also hier, um die neue Band zu werden?«

»Ja, ma' schau'n.«

»Wäre cool. Dann muss ich nichts erfinden, um dich öfters sehen zu wollen.«

»Wie oft bekommst du damit Eine rum?«

»Womit?« , grinste er.

»Mit deinen ... nennen wir sie mal ... dauerhaften Anmachsprüchen, die du nacheinander raushaust.«

»Du hast mich noch nicht ... erlebt, um etwas über meine Dauerhaftigkeit sagen zu können.« Er zwinkerte ihr zu, als Tina und Isabelle sich zu ihr gesellten.

»Es sieht gut aus.« , zwitscherte die Jüngste in einem melodischen Klang.

»Oh ja.« , trällerte Katja zurück mit Augen auf Pierre gerichtet.

»Hey kommt mit.« , rief Sascha, der mit Lea und Andi Richtung Türe ging.

»Muss ich mit?« , fragte die Blondine, die zwei, die bei ihr waren.

»Ja.« , antwortete Isabelle und zog sie mit sich. »Das wird dich auch interessieren.«

Sie gingen hinaus in den Flur. Den kannten sie schon vom Betreten in Andis Bar, denn nur über den Eingang ins Wohnhaus kam man in sein Lokal hinein.

Er zeigte auf die Türe hinten durch. »Das da ist mein Büro.« , sagte er und ging voran die Stufen hinauf.

»Wohnen hier auch noch andere?« , fragte Sascha ihn.

»Worum geht's?« , flüsterte Katja Isabelle zu.

»Wir könnten oben mietfrei wohnen, wenn wir den Job wirklich annehmen.« , gab diese leise, sowie kurz und knapp, als Erklärung von sich.

Andi schüttelte den Kopf. »Nein, hier oben ist nur die eine Wohnung. Unten ist halt mein Büro, das war früher auch eine kleine Mieterwohnung, und links davon hab ich so etwas wie einen Pausenraum und rechts ist das Lager, all das waren auch Wohnungen. Oben die, waren auch zwei Wohnungen, daher ist die auch so groß.«

Er schloss die Türe auf und ließ erst jeden Einzelnen eintreten.

Nach einer Rundführung und einigen dazugehörigen Minuten gab Lea ihr Einverständnis und alle unterschrieben den Vertrag.

Katja war schon einverstanden, als sie mietfrei zu Hören bekam.

Als sie wieder unten ankamen, sah sie Pierre, der gerade ein Fass aus dem Lager holte. Die anderen gingen mit Andi zurück in die Bar, während sie, nachdem der blonde Barkeeper sie zu sich gewunken hatte, bei ihm Halt machte.

»Und wie schaut es aus?« , fragte er sie.

»Ich würde uns mal als Kollegen bezeichnen, da wir jetzt denselben Arbeitgeber haben werden.« , antwortete sie.

»Ihr nehmt oben die Wohnung?« Sie nickte. »Gut. Dann hab' ich ja gelegentlich 'nen Schlafplatz.« Er zwinkerte ihr zu.

Wieder dieses Plumpe. Abermals war es ihr egal. Sie hatte nach keinem zu fragen. »Wer sagt, das ich jemanden über Nacht da lasse, wenn er seine Arbeit verrichtet hat?« , gab sie daher frech von sich.

»Wer sagt, das ich keine Zugaben gebe?« Sie hatte ein schmunzelndes Lächeln auf den Lippen, nachdem er dies gesagt hatte. »Was hältst du davon, wenn wir uns heute Nacht noch treffen? Ich hab um ein Uhr frei?«

Sie nickte abermals. »Klar. Wieso nicht.«

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now