𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟝

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»So hau raus. Warum schaust du mich die ganze Zeit so giftig an?« , fragte Katja Lea, als sie draußen auf Pierre wartete, während die anderen hochgegangen waren.

Nur der Besuch aus Köln war noch anwesend, doch diese standen gerade an der Bushaltestelle, um zu checken, wann der nächste Bus fahren würde oder ob sich ein Taxi eher lohnen würde.

»Giftig?«

»Ja, giftig.«

Lea schmunzelte und schüttelte den Kopf. »Ich schaue dich keineswegs so an. Tut mir leid, wenn du das so empfindest.«

»Was ist dann dein Problem?«

»Ich habe keins. Aber ich glaube du.«

Katja runzelte die Stirn. »Was meinst du?«

»Ich hab echt gehofft, das sich mittlerweile etwas in deinem Leben geändert hat. Das du nachgedacht hast. Aber ...«

Die Blondine stöhnte laut auf. »Echt jetzt? Wieder deine belehrende Aufklärung wie verhurt mein Leben doch ist?« , unterbrach sie Lea sofort.

»Ich find's schade.« , gab sie daraufhin von sich.

»Schade?«

»Das du immer noch nicht weiter gekommen bist.«

»Heißt?«

»Ich hab eben mitbekommen, wie du zu Vincent meintest, er könnte ruhig in deinem Zimmer schlafen. Du hast nämlich bestimmt die Hoffnung, dass du doch noch nach Hause kommst und bei ihm sein kannst. Oder nicht?!«

»Was laberst du?« , fragte sie und war schockiert, wie leicht sie tatsächlich zu durchschauen war.

Konnte man ihr ansehen, wie sehr sie bei Vincent sein wollte?

Ihr war es egal, ob andere es sahen, aber ... was wenn Pierre es mitbekam?

Sie war im Zuge dessen, um es einfach auszudrücken, heute blöd in Erscheinung getreten, so nahe bei ihm sein zu wollen.

Wenn Pierre nicht so sehr auf andere Weiber im Saal geachtet hätte, wäre es für ihn ein Leichtes gewesen zu diesem Zeitpunkt zu erkennen, das da mehr zwischen Vincent und ihr lief als eine kumpelhafte Freundschaft.

Oder hatte er etwas mitbekommen?

Er meinte schließlich so plötzlich und unerwartet, dass sie bei ihm nächtigen sollte. Ohne das vorher irgendwelche Anzeichen kamen.

»Hey Lea. Der Bus kommt.« , riefen die anderen.

»Ja. Ich komme.«, gab sie laut von sich, ehe sie wieder normal sprach, als sie sich Katja zuwandte. »Ich wünsche dir immer noch, das du dein Glück zur Kenntnis nimmst. Es war also keineswegs giftig, als ich dich beobachtet habe. Es war eher ... Betrübnis. Da du leider immer noch nicht deine ... Wirklichkeit akzeptierst.« Sie lächelte ihr zu und winkte nochmal, als sie von dannen schritt.

»Können wir?« , erklang Pierres Stimme überfallartig hinter ihr und sie zuckte erst einmal zusammen. Seine Hände legten sich am Rücken gelegen auf ihre Schultern ... dann hinauf zu ihrem Hals.

Nicht feste, es war eher einfühlsamer Art. Was sie mehr erschrak, als wenn er ihr die Kehle zugedrückt hätte. Wann immer er so war, dann nie ohne Grund.

Sie blieb wie paralysiert stehen. »Wir können los.« , sagte sie, um nicht ihre Befürchtung zu zeigen.

Pierres Hände lösten sich und er legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. »Ich hab das Auto von meinem Mitbewohner.«

»Okay.« , sagte sie und blickte, als er zum Wagen ging, zur Bushaltestelle. Lea sah sie weiterhin an.

Katja trottete zu dem Auto, nachdem Pierre sie rief. Mit einem Scheiß Bauchgefühl stieg sie ein und sah nochmal ihr Wohnhaus hinauf zu der ersten Etage. »Sollen wir bei dir pennen?« , fragte er.

»Was? Nein. Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Die Antwort kam viel zu schnell und in einer überdrehten Ausdrucksform. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen begann ausgeprägter zu werden, als er sie ansah. »Wir haben volles Haus. Ich ... ich will lieber alleine ... mit dir ... sein.« , würfelte sie irgendwie zusammen, während ihr die Galle hochkam nur bei dem Gedanken daran, dass er sie anfassen würde.

Ihr dekadentes Verhalten war mittlerweile zu einer Konsequenz geworden mit der sie versuchte zu leben. Wäre sie damals nicht so blöd gewesen sich auf ihn einzulassen, hätte sie jetzt ganz entspannt mit Vincent nach oben gehen können. Denn ihn hatte sie ja kurz danach kennengelernt.

»Okay.« , sagte Pierre und fuhr los.

Katja beobachtete ihn aus dem Augenwinkel heraus. Er war ... anders drauf, als sonst.

Die Fahrt zu ihm verlief still.

Zu still für Katjas Geschmack.

Zumindest für das, was sie sonst von ihm gewohnt war.

Aber vielleicht bildete sie sich das auch alles gerade nur ein.

Er hatte nichts gesehen. Wenn dem so wäre, hätte er an Ort und Stelle noch den Hampelmann rausgelassen und würde nicht mit ihr ...

»Was bist du so still?« , fragte er sie plötzlich.

»Bist du doch auch.« , antwortete sie.

Er gab ein kurzes Lachen von sich und fuhr dann weiterhin stumm das letzte Stückchen.

Katja stieg direkt aus, als er geparkt hatte. Ihr kam die Enge im Auto ein wenig bedrückend vor.

Ihr Freund kam ihr sofort nach und legte seinen Arm um ihre Schulter. Ein Gespräch ist kein Monolog. Es gehören mindestens zwei Menschen dazu, um sich miteinander auszutauschen, doch das war gerade nicht der Fall. 

Er war nicht mehr so stumm, wie vorhin.

Während Pierre darüber schwafelte, wie er ... na ja, er sprach im Grunde nur über sich. Weshalb die Blondine auch komplett abschaltete und einfach nur ein Lächeln mit gelegentlichem Nicken paarte.

Er verfiel in einem Selbstgespräch, in der er zum Beispiel von der eigenen Großartigkeit berichtete. Das bekam sie zwischenzeitlich mit, als sie mittlerweile seine Wohnung erreicht hatten und sie in seinem Zimmer war. Es kam ihr so unbedeutend und unsachlich vor, als er zusätzlich über die Unfähigkeit anderer Menschen herzog. Als wäre er die Spitzenleistung der menschlichen Evolution.

Hatte er schon immer so schwachsinnig daher schwadroniert?

»Du hast zugenommen, findest du nicht?« , meinte er plötzlich und Katja wurde hellhörig.

»Ich?«

Er lachte dämlich. »Denkst du, ich rede mit meinem Spiegelbild?«

Darauf wollte sie nicht eingehen, denn die Antwort kannten eh beide. »Finde ich nicht.« , war daher ihre Resonanz auf dem davor gesagten.

»Na ja, ich schon. Ich finde deine Beine schwabbeln mehr. Du solltest trainieren.«

»Ich kann es aber auch sein lassen.« Wie konnte er nur je interessant ... charismatisch ... attraktiv auf sie wirken?

Selbstverliebtes Arschloch.

»Meinst du, ich renne mit einer fetten hässlichen Freundin rum?« Abwertend sah er sie an. Katja war nicht emotional von ihm abhängig, daher machte ihr sein Gerede nichts aus. Trotzdem empfand sie es als entwürdigend, wie er sie darstellte. »Wenn ich dir deine Fehler nicht aufzeige, kannst du dich nicht verbessern.« , sprach er plötzlich wieder mit diesem übertriebenen Schmalz in der Stimme, ehe er ihr Kinn anhob und sie küsste. Zeitgleich öffnete er ihre Jeans.

Katja schloss die Augen.

Hoffentlich würde er gewohnt schnell zum Höhepunkt kommen.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now