𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟙

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»Wohin fahren wir? Ich dachte, du setzt mich zu Hause ab.« , fragte Katja, als sie sich umsah.

Das Treffen bei ihrem Vater lief ... in Pierres Augen wunderbar. Denn seine Eltern verstanden sich prächtig mit ihm und dessen Frau.

Katja war dies natürlich noch mehr als zuvor ein Dorn im Auge. Auch das seine Eltern sie mochten. Dabei hatte sie echt versucht nicht gut rüberzukommen. Jedoch waren die konsequenten Griffe in ihre Oberschenkel, damit sie ja nichts Falsches sagte, um sie quasi zurechtzuweisen, ihr ein Beweis, das er es unumstößlich geschafft hatte, sie zu unterdrücken.

Ohne ihren rechten Schenkel gesehen zu haben, war ihr klar, dass Pierre mit Sicherheit seine Spuren hinterlassen hatte. Das war somit die nächste sichtbare Verletzung neben ihrem Nippel.

Sie kam sich so schwach vor.

Erneut sah sie sich um. Sie waren in einem Gewerbegebiet. Das kannte sie.

Pierre steuerte eine kleine Baustelle an und hielt schließlich. Draußen war es stockfinster, immerhin war es spät in der Nacht. »Komm steig aus.« , sagte er und tat bereits dasselbe.

Mit gerunzelter Stirn stieg sie aus.

Was wollte er hier?

Sie umbringen und ihre Leiche begraben? Damit sie auch bloß nie gefunden werden sollte, weil irgendein Gebäude auf ihre sterblichen Überreste gebaut werden würde.

Pierre öffnete die Türe zur Hinterbank. »Komm schon. Knie dich.«

»Was?« Ihre Miene blieb.

»Ja ey, mein Mitbewohner schmeißt 'ne Party. Und ich hab keine Lust jetzt extra mit zu dir und dann nach Hause zu fahren. Lass uns jetzt hier 'ne kleine Nummer schieben und ...«

»Und, was?« Konfus schüttelte sie den Kopf. »Ich verzichte generell auf ein Nümmerchen mit dir.«

Sie machte kehrt, doch er hielt sie fest und schleuderte sie rum. »Was soll der Scheiß Katja. Ich hab Druck.«

»Dann rubbel dir einen. Oder besser noch. Geh' dein Handy durch, da findet sich bestimmt eine, die sich gerne bückt.« Ein wenig Mut nach seinen Aktionen war zurück.

Sie hatte keine Lust auf Sex mit ihm. Sie wollte nur noch nach Hause. In ihr Bett. Denn die brave Freundin hatte sie für heute genug gespielt.

Was wollte er tun?

»Willst du mich verarschen? Bei deinem Vater hast du mir sogar meinen Teller gebracht.«

Katja verschwieg mit Absicht, dass sie ihm ins Essen gespuckt hatte, denn auf noch mehr Ausraster von ihm hatte sie keine Lust.

»Dann weißt du hoffentlich, dass du mich nicht immer klein bekommst. So sehr du es auch versuchen möchtest, aber ein Teil von mir wird dir immer die Stirn bieten.«

Sie hoffte, dass sie mit diesem Spruch endlich ein wenig Hirn bei ihm aktivieren würde, damit er realisieren konnte, das er sich eine neue Freundin suchen sollte. Doch stattdessen traf seine flache Hand ihr Gesicht und sie knallte mit der anderen Hälfte gegen das Auto.

Sie schmeckte das Blut auf ihrer Lippe. Allerdings blieb sie still. Der Ausdruck in seinen Augen zeigte ihr, dass sie es besser hinnehmen sollte, obwohl sie innerlich kochte und sich dabei sah, wie sie ihm immer wieder in seine Visage treten würde.

»Kniest du dich jetzt?« , fragte er sie, während seine Lippen zuckten.

Sie schüttelte den Kopf. Auch wenn sie sich nicht wagte, sich in dem Moment zu wehren, wollte sie beim besten Willen nicht mit diesem Typen schlafen.

Katja war sich im Klaren darüber, was eine der Konsequenzen sein könnte für ihre Unnachgiebigkeit, doch sie hatte in der Hinsicht Glück. Pierre spuckte lediglich vor ihre Füße. »Gut. Dann guck, wie du nach Hause kommst. Vielleicht ist dir das mal eine Lehre. Nur so leicht kommst du aus dieser Sache nicht mehr raus. Deine Familie mag mich. Vergiss das nicht. Die sind froh, dass du mit deiner Kratzbürstigkeit überhaupt einen netten Typ gefunden hast, also lerne, dich anzupassen. Ansonsten muss ich ganz andere Geschütze auffahren und glaub mir Katja, daran wirst du keinen Gefallen haben. Wir können das also auf die friedliche Art klären oder die harte. Es liegt an dir. Und weil ich so ein netter Kerl bin, gebe ich dir jetzt den Freiraum darüber nachzudenken, wie scheiße egoistisch du dich verhältst.« Er knallte die Türe zur Rückbank zu und Katja zuckte dabei ungewollt zusammen.

Er registrierte das direkt und schmunzelte, ehe er in sein Auto stieg. Dann fuhr er los und ließ sie dort stehen.

Erst musste sie das, was gerade geschehen war, sacken lassen.

War sie wieder so ein stilles Mäuschen gewesen?

War sie erneut das kleine Mädchen?

Laut schrie sie ihren Frust heraus, ehe sie ihre Lippe berührte, die höllisch wehtat. Ihre Fingerkuppen waren leicht blutig.

Hätte sie ihm doch besser Rattengift ins Essen gemischt.

Langsam steuerte sie die primäre Bushaltestelle an. Der nächste Bus war erst in zwei Stunden eingeplant.

Sie kam sich vor, wie damals. Würde nur noch fehlen, dass Vincent ...

Vincent.

Zu jener Zeit hatte er ihr seine Nummer gegeben ... für Notfälle.

War dies einer?

Doch wie sah sie aus? Sollte er sie so sehen?

Sie haderte mich sich selbst. Aber sie musste auch dringend pinkeln und wollte ungern hier in eine Ecke gehen.

Sie nahm ihr Handy und öffnete erst einmal die Kamera, um sich anzusehen.

So schlimm sah ihr Mund gar nicht aus. Es war ein wenig angeschwollen und die Lippe minimal aufgeplatzt.

Katja ging in ihre Anrufliste und drückte auf Vincents Nummer. Er schlief bestimmt ... doch nach dem dritten Klingeln nahm er ab.

»Hey ... was is'?« , kam leicht schläfrig über seine Lippen und sie hatte direkt ein schlechtes Gewissen ihn geweckt zu haben.

»Ehm ... na ... was machst du?« , fragte sie, obwohl ihr bereits klar war, dass er im Land der Träume gewesen war.

»Ich atme.« , sagte er und gähnte erst einmal, bevor er weitersprach. »Ich lasse mein Herz schlagen. Teile meine Körperzellen. Verdaue mein Abendessen. Verarbeite in meinem Hirn die heut erlebten Dinge und ich telefoniere mit dir.«

Ein wenig schmunzeln musste sie schon. »Würde in deinen engen Zeitplan eventuell noch reinpassen, dass du eine gestrandete Blondine abholst, weil kein Bus mehr fährt?«

Sie hörte ein Rauschen, als er sich aufdeckte. »Wo genau bist du?«

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt