𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟘𝟟

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»Nein. Nein. Du haust jetzt nicht ab.« Flink hielt Vincent Isabelle fest, die sofort kehrtmachen wollte.

Sie gab klein bei, drehte sich um ... und konnte nicht anders, als ihn zu umarmen.

»Du kennst den großen Kerl?« , fragte Katjuschka.

Isabelle löste sich von Vincent und nickte ihr zu. »Ja, er ist ein Freund.«

»Ah Freunde sind immer gut. Setzt euch. Ich mache euch Kaffee.«

Beide steuerten eine kleine Eckbank an. »Sag mir nicht, das ist das, was ich denke.« Er sah sie von Kopf bis Fuß an und zeigte schließlich auf die Wölbung ihres Bauches.

»Ich bin schwanger.« , sagte sie und setzte sich hin.

»Dag ist ...?«

»Natürlich ist Dag der Vater.« , gab sie ein wenig säuerlich von sich.

Was war dann ihr Problem?

»Aber was ist dann der Fehler, den du begangen hast?« Isabelle zeigte als Antwort auf ihren Babybauch. »Das du schwanger bist?« , fragte er.

Menschen konnten zum Mond fliegen, waren jedoch nicht in der Lage ein Buch auf den Markt zu bringen, das die Gedankengänge einer Frau ins logische übersetzte.

»Das er davon nichts weiß.« , gab sie von sich.

War das ihr Ernst?

»Deshalb kommst du nicht wieder?« Vincent starrte sie neben sich stehend an. »Hast du 'nen Knall Isabelle.«

»Du verstehst mich nicht.«

»Nein. Das tu ich wirklich nicht.«

Katjuschka stellte beiden einen Kaffee hin. »Nicht das Mädchen anbrüllen.« , sagte sie und verpasste Vincent leicht eine auf den Hinterkopf.

Irgendwie kam ihm das bekannt vor.

»Ich brülle nicht, aber ... Isabelle spinnst du?! Dag geht kaputt und du, du ... du hast Angst wiederzukommen, weil du ein Kind erwartest?«

»Ja.«

»Dag will doch ein Kind mit dir. Wo ist bitte dein Problem?« Wieder wurde er automatisch lauter.

»Weil er es sofort hätte erfahren müssen und nicht als Letzter.« , erklärte sie.

»Seit wann weißt du es?«

»Ich habe es an dem Tag erfahren, als ... ja dem einen Tag ...« Isabelle musste nicht weitersprechen, denn Vincent war klar, welchen Tag sie meinte.

»Aber ... ich verstehe dich nicht. Wirklich nicht.«

»Ich sagte doch, ich habe Mist gebaut.«

»Nein ... also ja, das hast du, aber ... du denkst wirklich, er würde dich hassen, dafür?«

»Ich glaube eher, das er enttäuscht sein wird von mir. Ich war gestern im Krankenhaus Vince und ... und ich weiß jetzt auch, was wir bekommen. Mein einziger Gedanke war nur, da, wieder etwas, was du Dag genommen hast.«

»Dann nimm ihm doch nicht noch mehr. Wenn du wirklich so ein schlechtes Gewissen hast, dann lass doch nicht noch einen weiteren Tag verstreichen.«

»Ich habe Angst, Vincent. Angst, vor seinem enttäuschten Blick.«

»Wann ist dir dieser Blick denn Recht? Im Kreißsaal? Im Kindergarten oder darf Dag es erfahren, wenn euer Kind eingeschult wird?«

»Vincent, ich benötige jetzt keinen Moralapostel. Ich weiß, dass es scheiße von mir ist. Das muss mir niemand sagen. Aber will denn niemand mich verstehen? Ich liebe Dag mehr, als ich auszudrücken vermag ... es bringt mich um, nicht in seiner Nähe zu sein, und genauso bringt es mich um zu wissen, dass er mir das hier niemals verzeihen wird.« Die Tränen liefen ihre Wangen hinunter.

Vincent hatte wahrlich genug Augenwasser in letzter Zeit gesehen. Das musste endlich ein Ende finden.

»Hey komm jetzt wein' nicht. Tut mir leid, ich wollte dich nicht blöd anmachen.« , sagte er mitfühlend. »Aber ... seit du weg bist ... Dag versucht alles, um seine Sinne zu betäuben. Egal mit was. Ich mache mir Sorgen und das solltest du auch.«

»Was hat er gestern genommen? Vor dem Auftritt.«

Woher wusste sie davon?

»Wie kommst du darauf?« , fragte er mit gerunzelter Stirn.

»Ich habe das Video gesehen.« , antwortete sie und schniefte in ein Taschentuch.

»Was für ein Video?«

»Von Hannah.«

»Hannah? Sie war da?«

Isabelle nickte. »Ich hab gesehen, was gestern geschehen ist. Er hat auch seine Gitarre geschrottet.«

»Nicht nur die.«

»Was hat er genommen Vince?«

»Das willst du nicht wissen.«

»Doch will ich.«

»Dann anders. Es ist besser, wenn du es nicht weißt.«

»Vincent!« Isabelle sah ihn streng an.

Er atmete tief ein. »Pep.«

»Hast du ...?«

»Ich habe alles entsorgt, aber ... Nachschub zu besorgen wird für ihn kein Problem sein.«

»Was soll ich deiner Meinung nach tun?«

»Nach Hause kommen. Er wird dir das verzeihen, glaub mir.«

Isabelle kämpfte erneut mit den Tränen. »Ich hab' Angst.«

»Das solltest du auch. Aber nicht vor seiner Reaktion, sondern das es irgendwann zu spät sein wird und du gar nicht mehr die Chance bekommen wirst, ihm zu sagen, dass er Vater wird.«

Isabelle schloss die Augen. »Ich vermisse ihn so sehr.«

»Er dich doch auch.« , sagte Vincent. »Wohnst du in der Nähe?«

»Hier in dem Haus. Bei Katja.«

»Katja wohnt hier?«

»Ja, das ist ihre Oma.« Isabelle zeigte auf Katjuschka. Irgendwie fiel ihm erst jetzt die Ähnlichkeit auf. Nicht äußerlich, aber wie die ältere Frau zum Beispiel agierte, als sie ihm eben auf den Hinterkopf geschlagen hatte. »Sie wohnt in der Wohnung neben an. Also eigentlich war es eine große Bude, aber als ihr Mann starb, hat sie eine Wand hochziehen lassen und seitdem vermietet sie das kleine Stück. Seit Katja wieder da ist, bewohnt sie es halt.«

»Hat Katja ... sie hat sich nicht gemeldet, bei uns ... ehm, hat sie mal etwas gesagt, wegen mir ... uns ... mir?«

Warum stammelte er jetzt wie ein kleiner Schuljunge?

Isabelle lächelte ein wenig. »Ich glaube, sie ist auch froh, wenn sie euch ... dich ... wiedersieht.«

Sie musste etwas gesagt haben. Wie sollte sonst ihre Aussage zusammenpassen?

»Wir sind heut Abend bei Andi.« , sagte er. »Wenn du also nicht alleine mit ihm sein möchtest, dann ... kommt doch dahin und ...«

»Ich werde darüber nachdenken, okay?!«

»Mach das, aber überleg' nicht so lange Isabelle.«

Sie nickte halbherzig.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now