𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟡𝟘

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Obwohl Vincent es vorgehabt hatte sich auf nichts einzulassen, traf er sich bereits das dritte Mal schon mit Kata.

Irgendwie wollte er ihr eine Chance geben.

Er redete sich ein, dass wahrscheinlich einfach nur seine Gedanken an Katja ihn davon abhielten, endlich sein Leben weiterzuführen.

Dass er die neunzehnjährige traf, hatte er jedoch keinem seiner Freunde erzählt.

Höflich brachte er sie nach einem Spaziergang nach Hause. »Gut ... ich muss dann jetzt los. Hab' noch etwas vor.« , sagte er. Was auch stimmte. Er wollte noch zu Dag, der heute tagsüber in der Bar von Andi jobbte, weil dort eine private Feier vonstattenging.

Kata nickte, lächelte und blieb an ihrer Türe stehen.

Vincent lächelte ebenso, aber sie verharrte in ihrer Position.

Worauf wartete sie?

Wollte sie einen Kuss?

War es schon so weit, dass es darauf hinauslaufen musste?

Er kam wieder einen Schritt näher, nachdem er sich bereits entfernt hatte, und beugte sich zu ihr.

Vincent hatte vor, ihr einen dezenten Kuss auf den Mund zu geben, doch kurz davor lenkte er ein wenig mehr nach links ein und küsste ihre Wange.

Er kam sich so blöd dabei vor und bemerkte auch, wie enttäuscht sie darüber war.

Es war ein Wangenkuss. Typisch unter Freunden.

Natürlich könnte es auch bedeuten, dass er ihr näher kommen wollte, aber da er ihren Mund angesteuert und dann doch die Wange vorgezogen hatte, war genaugenommen ein Ausweichmanöver gewesen.

Im Grunde hatte er ihr damit gezeigt, was sie waren ... und das es keineswegs mehr war.

Kata war ein sehr emotionaler Mensch. Das hatte sie ihm noch am selben Abend erzählt ... und genau jetzt registrierte er es auch.

Sie zog ihre Unterlippe ein und ihre Augen glitzerten.

»Kata, ich ...« , begann er.

»Willst du dich überhaupt mit mir treffen? Ich meine, du lachst, du unterhältst dich mit mir, du ...«

Nun unterbrach er sie. »Ich will dir nicht wehtun. Du bist eine ... liebe Person und ...« Er atmete tief ein. Wieso sollte er ihr weiterhin etwas vormachen? Er versuchte zwar, sich auf ein Quäntchen Gefühle einzulassen, aber der Kuss, der ja von ihm ausging, weil sie es erwartete, zeigte doch genau, das er gar nicht bereit dafür war. Das bisherig die Art Emotion ausblieb, war ihm klar. Sie kannten sich schließlich noch nicht lange, aber ... Vincent konnte sich beim besten Willen einfach nicht mehr ausmalen. Das Bild blieb ohne Farben. »... ich bin nicht der Richtige für dich.«

»Das kannst du doch jetzt noch gar nicht wissen.«

»Doch.« , sagte er nur und ging dann auch weg. Er hatte keine Lust, ihr in diesen Minuten noch endlose Vorträge zu halten, wieso es einfach nicht klappte. Er war schlichtweg nicht bereit, sich fest auf jemanden einzulassen.

Dann war er halt der Arsch, der sie verarscht hatte. Der ihr etwas vorgemacht hatte. Sie würde es irgendwann verkraften. Jeder musste mit solchen Dingen lernen umzugehen.

Sätze wie, ich sollte noch warten, bis ich mein Herz wieder verschenke. Oder, ich muss noch weiterhin alleine sein und mich auf mich selbst konzentrieren, wären der Ansatz gewesen, wie er es ihr erklären wollte, doch was dann?

So oder so hätte sie es nicht verstanden.

Vorhin hatte eine unbekannte Nummer ihn angerufen und er hatte sich irgendwie so sehr gewünscht, dass es Katja war. Dass sie sagen würde, er solle sie aus Kanada holen. Er wäre sofort bereit gewesen, sein Erspartes zu nehmen, einen Flug zu buchen und sie zurückzuholen, aber ... es war mit Sicherheit nur irgendwer, der sich verwählt hatte ... oder irgendein Callcenter, das ihm etwas andrehen wollte.

Konnte nicht endlich irgendwas geschehen, damit seine Gedanken andere Dinge zutun hatten, als über eine junge Frau nachzudenken, die ihn nicht wollte?

Vincent steuerte direkt die Bar von Andi an.

Obwohl es eine private Feier war, die gleich über die Bühne gehen sollte, konnte er so eintreten. Einige Leute waren längst da und schmückten den Saal, während andere bereits tranken und zusammensaßen. Es waren überwiegend jüngere Personen anwesend.

Dag war hinter der Theke und bediente einen Kerl, ehe er sich zu Vincent drehte, der über den Tresen lehnte. »Kannst du nachher Isy abholen?«

»Kommt sie nicht hierhin?«

Dag schüttelte den Kopf. »Neee. Die ist mit Hannah unterwegs und gleich hat sie einen Termin beim Arzt wegen ihrer Zyste. Sie will dann auch direkt mal fragen, wie überhaupt unsere Chancen stehen, schwanger zu werden.«

»Ich hab' mal gelesen, wenn man sich zu sehr darauf versteift, klappt es eh nicht. Der Kopf muss frei sein.« , äußerte er sich dazu.

»Schieß ich dann besser, oder was?« , lachte Dag.

»Seit einer Woche besteigst du die doch eh mehr, als sonst. Ich glaube, eh das du nur noch Luft schießt.« Vincent pustete seinem Freund ins Gesicht.

»Haha. Ich will halt, das es klappt. Vielleicht wird sie dann ... ruhiger.«

»Immer noch so schlimm?« , hakte er nach.

»Es geht. Ich weiß nicht, wer der 'nen Floh ins Ohr gesetzt hat, aber so eifersüchtig war sie früher nicht.«

»Ich weiß. Ich kenn' euch von Tag eins.« , erinnerte er ihn.

»Ja, dann weißt du ja, was ich meine.«

»Heeeey.« , flötete plötzlich eine Dunkelhaarige, die Vincent sehr bekannt vorkam. War es nicht diejenige, die ein Autogramm von Dag auf ihre Oberweite haben wollte, und die letztens schon hier gewesen war, um genau diesen anzuhimmeln? »Ich wusste gar nicht, das du heut arbeitest.«

»Ja, aber nicht mehr so lange.« , antwortete er.

»Oh Schade. Ich dachte, du könntest heut zeigen, wie viel Alkohol du verträgst.«

»Nee.« Dag lachte ein wenig. »Ich muss einen klaren Kopf behalten.«

»Hast du noch etwas vor danach?«

»Ja.« Dag sah zu Vincent und beendete damit das Gespräch mit dem Mädchen. »Isy müsste um neunzehn Uhr den Termin haben. Also genau dann, wenn ich frei habe. Ich fahr dann direkt nach Hause.«

»Ja, keine Sorge ich melde mich gleich bei ihr und anschließend setze ich sie ab.«

»Danke Brudi. Ich will nicht, das sie so spät noch alleine unterwegs ist.«

»Is' doch kein Ding.« Vincent winkte und verschwand aus der Bar. Dag war eh zu beschäftigt.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now