𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟞

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So schnell, wie sie nur konnte, rannte Katja vom Badezimmer zurück in Pierres Räumlichkeit.

Ihr Handy klingelte und ihr Freund rief lautstark, das Vincent sie anrief. Natürlich wusste dieser, wo sie sich derzeit befand, aber sie hatte doch Panik, dass er eventuell noch mehr getrunken haben könnte und sich auf irgendeine Art verbubbeln würde, wenn Pierre an den Hörer ging.

Sie stolperte ins Zimmer, als genau jener schon ihr Handy an sein Ohr hielt.

Ihr Herz pochte extrem.

Er war noch nackt und lag entspannt auf dem Bett. »... die macht sich gerade im Badezimmer frisch.« , sprach er in den Hörer.

Katja war sicher, dass Vincent keine bildlichen Informationen haben wollte. Fix hielt sie ihre Hand hin. »Ich bin hier.« , sagte sie extra laut, doch Pierre behielt ihr Handy und stellte nur den Lautsprecher an.

»Katja, bist du dran?« , fragte er.

»Wir. Wir sind dran.« , antwortete sie, damit er Bescheid wusste, dass Pierre mithörte. »Hab dich auf laut.« , fügte sie noch hinzu, sodass ihr Freund dies nicht als Warnung für Vincent empfand.

»Kannst du kommen?«

»Wieso? Was ist los?«

»Hier ist ... Chaos, sage ich mal.«

»Inwiefern?« Sie fragte sich zeitgleich, ob dies der Wahrheit entsprach, oder er nur eine Ausrede erfunden hätte, damit sie nach Hause kam. Im Grunde war es ihr egal. Hauptsache sie konnte weg.

»Çan war hier. Er hat ... na ja, er hat Isabelle angepackt und ... also er ist jetzt weg. Dag hat ihm eine reingeschlagen, aber natürlich ist hier immer noch ... du kannst es dir denken.«

»Ich komme sofort.«

»Soll ich ... soll ich dich abholen?«

Katja sah zu Pierre und wartete seine Reaktion ab. »Ja Mann wäre besser. Keine Lust, das ich jetzt noch hin- und herfahren muss, wegen eurer privaten Dinge, die ihr da mit dem Idioten laufen habt.«

Sie lächelte. »Gut. Ich warte dann unten.« So schnell sie nur konnte, suchte sie ihre Kleidung zusammen.

Pierre hing in der Zwischenzeit an seinem eigenen Handy. Nachdem er befriedigt war, schien es ihm auch egal zu sein, dass Katja bereits früher hinunterging, um da auf Vincent zu warten.

Sie war einfach nur froh, dass ihr ein weiteres Mal mit ihm erspart geblieben war und erst Recht das nächtliche Nebeneinanderliegen ausfiel. Zuzüglich der Morgensex ... denn der liebe Herr bestand darauf, oral geweckt zu werden.

»Ach ja. Ich bin bald weg. Ich gehe nach Kanada, um dort mein Studium fortzusetzen.« , sprach er wie aus dem Nichts.

Katja fühlte sich, als hätte sie einen Dschinn gefunden, der nun ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt hatte.

Sie zog ihre Hose an und blickte auf Pierre, der nun wieder mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt auf seinem Bett lag.

Bereits die letzten Wochen hatte sie bemerkt, dass er sich weniger Zeit für sie genommen hatte, die sie natürlich liebend gern in Vincent-Time investiert hatte. Erst Recht nach dem sinnverwirrenden Mal, als sie die Kammer von Dag und Isabelle ausprobiert hatten. Aber als er ihr nun die Wahrheit erzählte, musste sie sich erst einmal kneifen, um zu realisieren, das dies kein Traum wahr.

Pierre würde gehen.

Weg von Berlin.

Raus aus Deutschland.

Und das Wichtigste. Kilometer entfernt von ihr.

Katja versuchte das Lächeln, was sich in ihr verbarg zu unterdrücken. »Du gehst? Wirklich?«

»Ja.« , sagte er kurz und knapp.

»Und ... du bist dir zu Hundertprozent sicher? Also, dass du es durchziehen wirst?« , hakte sie trotzdem nochmal nach.

»Natürlich. Ich hab ja schon alles in die Wege geleitet.«

»Okay.« , sagte sie nur und zog sich weiterhin an.

»Ja. Ich wollte halt, dass du Bescheid weißt.«

»Ist schon okay.« Sie konnte nur noch daran denken, wie einfach ihr Leben nun laufen würde.

Ihre Eltern könnten ihr nicht mal den Vorwurf machen, dass sie die Beziehung nicht aufrecht erhalten hatte, da Pierre es war, der andere Wege eingeschlagen hatte.

Und mit Vincent würde es besser laufen, als es die letzten Wochen bereits vonstattenging.

Sie hatte sich ein wenig an dieses Gefühl gewöhnt, das sie in seiner Gegenwart verspürte und weshalb sie in der Bar auch so bedenkenlos gewesen war.

Vielleicht war es ein Glücksgefühl ... sie wusste es nicht. Aber es tat ihr gut. Er tat ihr gut.

»Woran denkst du?« , fragte Pierre.

»Was? Nichts?«

»Du hast gelächelt.«

Sie runzelte die Stirn. »Darf ich jetzt nicht mehr lächeln?« Er zuckte mit den Schultern und griff wieder nach seinem Handy, als es kurz einen Ton erzeugte. Katja öffnete die Türe und zog ihre Schuhe an. »Ich bin dann mal ... weg.«

»Ja. Mach das.« Pierre blickte nicht mal hoch.

Ihr war es egal. Unverzüglich verließ sie die Wohnung und sprintete nach unten.

Bald wäre sie frei. Sie konnte es nicht glauben und kniff sich abermals. Ihr Lächeln, das sie direkt aufgesetzt hatte, als sie die Haustüre hinter sich geschlossen hatte, blieb.

Die Minuten verstrichen und sie konnte es kaum erwarten, diese Neuigkeit Vincent zu erzählen, als sie eine Mail bekam.

Ihre Mutter.

- Du weißt nicht, wie sehr wir uns freuen, das du endlich den richtigen Weg gehst.

Sie runzelte die Stirn.

- Was für einen Weg?

Schrieb sie zurück.

- Pierre hat Bescheid gegeben, dass ihr zwei nach Kanada geht. Es ist zwar wirklich weit weg, aber das zeigt uns, dass du endlich bereit bist für den nächsten Schritt, weil ihr ja quasi zusammenziehen werdet.

Ihr Herz setzte aus. Zumindest kam es ihr so vor.

Sie wollte irgendwas antworten, aber wusste nicht einmal was.

Dieser Flachwichser.

Was fiel ihm ein so über ihr Leben zu bestimmen?

Wieso erzählte er vorhin noch, er würde gehen, wenn er bereits alles so geplant hatte, das sie mitgehen sollte?

Warum um Gottes Willen hatte er wieder ihre Eltern miteinbezogen?

Fassungslos sah sie auf und erkannte Vincent in dem VW Bus näher kommen. Sie konnte ihm nichts sagen.

Nicht, solange sie keine Lösung dafür gefunden hätte.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now