𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙𝟝

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»Hier nur mit Sahne oben drauf. Wie du ihn haben wolltest.« , sagte Katja und stellte Hannah einen Kakao vor die Nase, während beide in der Bäckerei saßen.

»Vincent ist mit Dag und Isabelle?«

»Ja, sie wollten endlich mal die restlichen Sachen für die Kleine holen.«

»Wieso bist du nicht mit?«

Katja zeigte umher. »Ich arbeite heute.«

»Deine Oma hat doch gesagt, du hättest mitgehen können.«

»Vielleicht wollte ich das nicht.« , meinte sie und nippte an ihrem eigenen Kakao, der ebenso mit Sahne, aber zusätzlich noch mit Zimt verziert war.

»Was ist los?«

»Was meinst du?«

»Du ... distanzierst dich von ihm. Ist irgendwas vorgefallen?«

»Nein.« , log sie.

»Hat er etwas getan?«

»Nein. Er ist ... super. Ein Traum.«

»Und jetzt?« Hannah sah sie fragend an.

»Jeder Traum ... endet mal.« , sprach sie es leise aus.

»Was? Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Stopp. Was laberst du für eine Scheiße.«

»Ich tue ihm nicht gut.«

»Sagt wer?«

Katja hatte keine Lust ihrer Freundin, von ihrem Gedankenkarussell zu erzählen, das ihre Mutter mit Extra-Schwung einen Dreh verpasst hatte. »Ich bin das Problem. Nicht er.« , sagte sie.

Hannah sah sie derangiert an. »Du hast gewaltig einen an der Klatsche. Das hast du.«

»Ich nörgle den ganzen Tag, während er ruhig bleibt.«

»Und? Soll er mit nörgeln? Er weiß halt, wie du bist, und regt sich darüber nicht auf. Sei doch froh.«

»Ich bin nicht gut genug für ihn.«

»Hat er das je gesagt?«

»Nein.«

»Dann halt deinen Mund. Er liebt dich Katja. Warum wehrst du dich plötzlich so dagegen?«

»Ich bin falsch okay. Er ist ein toller Mann ... und er hat ... er hat etwas Richtiges verdient.«

Hannah schüttelte den Kopf. »Sag mir jetzt nicht, nach allem, was war, das du mit ihm Schluss machen willst?«

»Nein ... das schaffe ich nicht. Aber ...«

»... du hoffst, er macht es?!«

Katja nickte. »Ja.«

»Das ist nie im Leben, das, was du willst. Du liebst ihn.«

»Natürlich liebe ich ihn. Und deswegen muss ich ihn auch ... schützen.« , sagte sie und löffelte ein wenig Sahne in ihren Mund. »Wenn es nach mir ginge, würde ich mit ihm alt werden wollen. Ich würde ... ich würde sogar ...« Sie stoppte ab. Sie wollte es nicht aussprechen, dass sie sich ein Kind mit ihm wünschte, weil er ... irgendwie schon immer ihre Familie war.

Eine Mutter zu sein, stand nie auf ihrer Wunschliste. Der Gedanke, etwas Kleines auf dem Arm zu halten, das beide verband, hatte sich jedoch mit der Zeit entwickelt und verstärkt.

Unbewusst hatte sie sogar nicht mehr mit ihm verhütet. Und auch er hatte gar nicht über Verhütung weiter nachgedacht. Als würde es ihm genauso gehen.

Nach dem verpatzten Geburtstagsessen sah es jedoch anders aus.

Der Wunsch war geblieben und auch das Gefühl, aber dieser Gedanke, für ihn die Falsche zu sein, weil sie alles im Leben inkorrekt machte, verdrängte das Bedürfnis Tag für Tag mehr in eine Ecke.

Sie kritisierte, verurteilte, verglich, bewertete sich und machte sich selbst so klein, dass sie unterm Teppich hätte Fallschirm springen können.

Dadurch war sie nur noch erschöpft ... und die Lebensfreude in ihr war kurz davor zu verblassen.

Ihre Oma hatte in ihrer Abwesenheit natürlich in höchsten Tönen von Vincent geschwärmt, was dazu führte, das Katja später noch einen Anruf ihrer werten Mutter bekommen hatte, warum sie wieder einem lieben Kerl das Leben versauen musste.

Die Worte waren wie eintätowiert und sie bekam sie nicht weg.

»Du machst einen Riesenfehler, wenn du das durchziehst.« , sprach Hannah.

»Ich hab dir nicht davon erzählt, damit du mich nieder machst.«

»Nicht? Ich glaube, doch. Du bist nämlich kein Mensch, der gerne etwas preisgibt. Du hast es vielleicht nicht im vollem Bewusstsein mir erzählt, aber unbewusst willst du, das ich dich zurechtweise.« , sagte sie. »Das ich dich schüttle und dich mal darauf aufmerksam mache, was du bist ... und erst Recht, was du für ihn bist. Meine Fresse Katja, der Typ liebt dich. Ihr habt eine zweite Chance erhalten und was machst du?«

»Vielleicht war das falsch. Eventuell hätte ich es so belassen sollen. Ich wäre jetzt möglicherweise an einem Punkt, wo er mir ... egal wäre.«

Hannah grunzte lachend auf. »Das glaubst du doch selbst nicht.«

»Yak spravy?« , erklang die Stimme einer älteren Frau, die mit Katjas Oma befreundet war.

Die Blondine stand auf. »Hallo Frau Danylowytsch. Mir geht's gut und Ihnen?« Sie ging hinter die Theke.

»Wie immer Kind. Wie immer.«

Katja packte einige Backwaren ein, ohne eine Bestellung erhalten zu haben. Die Rentnerin holte jeden zweiten Tag dasselbe. Es gab nie eine Änderung.

Freundlich reichte sie ihr alles rüber.

Frau Danylowytsch nahm es dankend an und verstaute sämtliches in einen Korb, den sie ebenso immer mit sich trug, wenn sie einkaufen ging. »Du bist ein richtiger Engel.« , sagte sie zu ihr.

»Ach. Sie übertreiben.« Katja kam hervor, rannte zur Türe und hielt diese der Frau auf.

»Do svidaniya.«

»Bis Übermorgen.« , sagte sie und setzte sich danach wieder zu Hannah.

»Wann checkst du endlich, das du genauso wie du bist, richtig bist?« , fragte diese.

Katja antwortete nicht und löffelte weiter die Zimt-Sahne, während sie von einer Zukunft träumte, die sie wohl nie bekommen würde.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandDonde viven las historias. Descúbrelo ahora