𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟡𝟠

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»... nein, wir müssen eine Lösung dafür finden.« , sagte Hannah, die mit Katja in der Bäckerei ihrer Oma saß, die ihnen gerade ein wenig Gebäck hinstellte. »Ich komme mir vor wie eine Schwerstverbrecherin, die ... die einen Sack Juwelen versteckt hat, während die Polizei mich auf Schritt und Tritt verfolgt.« Sie nahm sich ein Backwerk vom Teller und biss hinein. »Und damit meine ich, Polizeihauptkommissar Stein.«

Katja musste ein wenig schmunzeln, wegen des Vergleiches. »Keine Sorge. Er wird das bestimmt nicht ewig durchziehen.«

»Bist du dir da so sicher?« , fragte Hannah. »Dag geht es scheiße.«

»Isabelle auch.« , erwiderte Katja.

»Dann lass mich doch Vincent sagen, wo sie ist.«

»Sie will das aber nicht.«

»Das sind ihre Hormone. Sie ist gar nicht zurechnungsfähig.«

»Sie heult den ganzen Tag.«

»Ja ... allein deswegen. Sie will zu Dag, aber ihr idiotischer verletzter Stolz und diese Panik, dass Dag sie hassen wird, wegen der Heimlichtuerei mit dem Kind, verunsichert sie derbe, das sie falsche Entscheidungen trifft.«

»Das ist nicht unsere Sache. Wir stecken zwar mittendrin, aber ...«

»Nein.« , unterbrach Hannah sie. »Ich stecke mittendrin. Ich bin die Einzige, die genau in der Mitte steht. Vincent ist bei Dag. Du bist bei Isabelle. Und ich ... ich bin der Doppelagent, der beide Seiten im Blick behält und aufpassen muss, dass auch gar nicht meine Tarnung jeweils zum Vorschein kommt.«

»Was verheimlichst du uns denn?« Fragend sah Katja sie an.

»Nichts im Bezug auf Isabelles Problem.«

Weiterhin um Auskunft bittend musterte die Blondine sie. »Heißt?«

»Ist doch egal. Es wird dich aller Voraussicht nach eh nicht interessieren.«

»Hau raus Hannah.« , sprach Katja autoritär, woraufhin ihr Gegenüber verunsichert die Augen aufriss.

»Dag ist nicht der Einzige, der ... jemanden vermisst.« , sagte sie daraufhin fix.

Katja schnaufte ein leichtes Lachen auf. »Witzig. Jetzt sag schon.«

Hannah runzelte die Stirn. »Ist das in deiner kleinen Welt so surreal?«

»Vincent trifft sich mit einer, und ...« , startete sie erneut und wurde prompt aufs Neue unterbrochen.

»Vincent trifft sich mit vielen. Ja und? Er denkt, das würde keiner mitbekommen. Und trotzdem sagt das nichts darüber aus, was er eigentlich will. Du lebst doch auch sicher nicht als Nonne.«

»Er spricht mit dir ... darüber?«

»Wen er flachlegt oder meinst du über dich?«

Katja legte das Gebäckstück, das sie sich soeben erst genommen hatte, zurück. »Er vermisst mich?«

»Warum hast du dich nicht gemeldet, nachdem du wieder hier warst? Waren wir dir alle so egal?«

»Ich hatte ... meine Gründe.«

»War er dir egal?«

»Er war mir nie egal.« , sagte sie leise.

»Du solltest ihm das vielleicht mal sagen. Mach den Anfang und melde dich bei ihm.«

Die Türe öffnete sich und Isabelle kam in einer Jogginghose, Plüschpantoffel und einem T-Shirt worauf lauter Krümel zu sehen war hinein. Ihre Augen waren dick geschwollen von der ganzen Heulerei. »Du hast kein Eis mehr.« , sagte sie jammernd und setzte sich mit an den Tisch.

»Kindchen, möchtest du einen Kakao?« , fragte Katjas Oma, die flink herbeigeeilt kam und mittlerweile ebenso eingeweiht wurde, wieso die Schwangere bei ihrer Enkelin hauste.

Isabelle nickte und schniefte zugleich.

»Ist Eis so eins deiner Gelüste geworden?« , horchte Hannah nach.

»Oh ja.« , kommentierte Katja und nahm den Kakao entgegen, den sie dann vor ihrer Freundin hinstellte.

»Weißt du Kleine, ein erigierter Penis kennt kein Gewissen.«

»Oma.« Die Blondine sah sie empört an. Denn das sollte Isabelle jetzt bestimmt nicht hören.

»Was? Ist doch so.«

»Er ist nicht fremdgegangen.« , gab sie deshalb als Stellungnahme ab.

»Aber er hat mir wehgetan.« Isabelles Stimme flüsterte.

Katja stand auf. Das Thema hatten sie gerade erst gestern gehabt und es endete so, das Isabelle sich die komplette Schuld gab und sich am Ende umso mehr in die Heulerei reinsteigerte.

Was man jetzt in aller Deutlichkeit an den geschwollenen Lidern sah.

Sie war gerne für ihre Freundin da, aber in diesem Augenblick benötigte sie eine Pause.

»Wohin?« , fragte Hannah.

»Neues Eis besorgen.«

»Ich komm' mit.«

»Nein. Bleib bei Isabelle. Ich hab keine Lust zu reden.« , sagte sie, um ihr auch direkt klar zu machen, dass sie jetzt nicht einen Funken Begehren besaß, weiter über Vincent zu diskutieren.

»Weglaufen nützt nichts, wenn man sich liebt. Gefühle müssen gefühlt werden.« , hörte sie ihre Oma die nächste Weisheit ausspucken. Und auch wenn diese in dem Moment mit Isabelle sprach, fühlte Katja sich angesprochen, als sie die Bäckerei verließ.

Sie selbst drückte wahrlich ihre Gefühle wie ein Ball mit Gewalt unter Wasser. Es benötigte sie eine Menge Kraft, dieses Parabolische da in der Tiefe zu behalten. Aber immer dann, wenn so etwas aufkam, wie der Satz, dass Vincent sie vermissen würde, flutschte der metaphorische Ball mit ihren Emotionen aus ihren Händen und sprang an die Oberfläche.

Konnte es wirklich wahr sein, dass er noch an sie dachte? Das er sie vermisste?

Es schmerzte, wenn sie zurückblickte, was sie sich ... und eventuell ihm ... damit angetan hatte.

Falls Hannah die Wahrheit gesagt hatte.

Aber wieso hätte sie lügen sollen?

Katja war nicht vor Vincent weggelaufen ... sondern vor sich selbst. Sie wurde von all ihren Unsicherheiten überrumpelt, als er die drei Worte gesagt hatte.

In diesem Augenblick war es simpler wegzurennen. Zick Zack und allen Pfeilen ausweichen.

Hatte sie ein Hindernis gesehen, das eigentlich gar nicht da gewesen war?

Er war nie das Problem.

Es lag doch wahrlich nur an ihr.

Es war ihre Entscheidung.

Wie jetzt.

Ein weiteres Mal die Flucht und das Verstecken in Erwägung ziehen, oder aber, sich wirklich und wahrhaftig auf Vincent einlassen. Das Einzige, das tatsächlich im Wege stand, war ihre eigene Unsicherheit.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu